Ägypten-Krise Zwölfjähriger bei Pro-Mursi-Protesten getötet
Bei neuen Unruhen während Protesten von Anhängern des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi sind in Ägypten mindestens zwei Menschen getötet worden. Mindestens 20 weitere wurden verletzt, wie ein Behördensprecher mitteilte. Bei einem der Todesopfer handelte es sich demnach um einen zwölfjährigen Jungen, der nahe der Pyramiden von Giseh in Auseinandersetzungen zwischen Mursi-Anhängern und örtlichen Bewohnern geraten sei.
In Kairo, Suez und Alexandria setzte die Polizei Tränengas ein, um die verfeindeten Lager auseinanderzutreiben. In Suez wurde ein Demonstrant von einer Kugel am Kopf getroffen und schwer verletzt. Unweit der Giseh-Pyramiden warfen die beiden Gruppen Brandbomben und Steine aufeinander.
Bei den Protesten nach den Freitagsgebeten forderten die Islamisten die Freilassung von 21 weiblichen Demonstranten, unter ihnen sieben Mädchen, die im Oktober bei Zusammenstößen in Alexandria verhaftet wurden, weil sie angeblich zur Gewalt aufgerufen hatten.
Tausende Muslimbrüder festgenommen
Beobachter werteten die Kundgebung für die Frauen als Versuch der Muslimbruderschaft, die zuletzt schwindenden Teilnehmerzahlen bei ihren Demonstrationen nach oben zu treiben, indem sie nicht nur für die Wiedereinsetzung des Anfang Juli gestürzten Präsidenten demonstrieren.
In den vergangenen Monaten hatten die Sicherheitskräfte Tausende Muslimbrüder und andere Islamisten festgenommen. Mursi selbst und 14 weiteren ranghohen Mitgliedern seiner Muslimbruderschaft wird von der Justiz Anstachelung zur Gewalt und Mord im Zusammenhang mit dem Tod von Demonstranten vor knapp einem Jahr vorgeworfen.
Umbau des politischen Systems schreitet voran
Derweil schreitet der Umbau des politischen Systems Ägyptens voran. Der mit einer Überarbeitung der Verfassung beauftragte Ausschuss sprach sich für die Abschaffung des Oberhauses des Parlaments, des sogenannten Schura-Rates, aus, wie Sprecher Mohammed Salmawi mitteilte. Der Schura-Rat hat für gewöhnlich keine legislative Gewalt, war aber während der Amtszeit Mursis nach Auflösung des Unterhauses zum einzigen gesetzgebenden Gremium aufgestiegen.
Kurz vor Mursis Entmachtung am 3. Juli hatte das Oberste Verfassungsgericht den Schura-Rat für verfassungswidrig erklärt. Nach Mursis Sturz setzte die vom Militär gestützte Übergangsregierung die Verfassung aus und löste am 5. Juli das Oberhaus auf.
Eine überarbeitete Version der Verfassung soll den Ägyptern demnächst zur Abstimmung vorgelegt werden. Nach dem Zeitplan, den Übergangspräsident Adli Mansur im August vorlegte, sollen überdies 2014 Präsidentschafts- und Parlamentswahlen stattfinden.
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