Einspruch, Herr Sarkozy! Warum wir uns über Burkinis freuen sollten
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Die Bilder gehen um die Welt: Vier Polizisten umringen stehend eine Frau, die am Strand hockt. Sie trägt Kleidungsstücke, die dem Burkini ähneln, dem muslimischen Badegewand. Vor allen anderen, vor Handykameras und neugierigen Blicken,.
Das schreibt eine neue Verordnung über "passende Strandbekleidung" vor. Sie ist falsch und ungerecht. Mit solchen Verboten schießt sich der Westen selbst ins Knie - weil er den Burkini falsch deutet.
Es ist verständlich, dass Nizza, ja ganz Frankreich, nach dem grauenvollen Terroranschlag vom 14. Juli buchstäblich nicht mehr richtig tickt. Es ist auch verständlich, dass man für die 84 Toten jemanden bestrafen will: Der Täter ist ja tot, doch Wut und Entsetzen sind noch da.
Eben kein Zeichen von Konservatismus
Und: Es ist verständlich, dass man Symbole des konservativen Islam, wie die traditionell-muslimische Frauenbekleidung, die ja eben auch Symbole der Täter sind, nicht gerade überschwänglich begrüßt.
An dieser Stelle sollte aber die aufgeklärte Vernunft wieder einsetzen. Muslimische Kleidervorschriften als bewusste Provokation einer ohnehin schon provozierten Gesellschaft umzudeuten, wie Nicolas Sarkozy es tut, ist Unsinn.
Was viele nicht sehen und was das Verbot besonders tragisch macht: Der Burkini ist für die Trägerinnen nicht ein Symbol des Konservatismus, sondern der Emanzipation. Die, die sich einen Burkini kaufen, um damit am Strand zu liegen, sind keine Frauen, die vorher Bikini trugen und nun aus Bosheit den Burkini überziehen.
Interessiert das überhaupt jemanden?
Es sind vielmehr Frauen aus einem konservativen Umfeld, die sonst überhaupt nicht zum Baden an den Strand gegangen wären. Es sind die, die sagen: Ich lasse mir das Schwimmen nicht verbieten und es ist mir auch egal, dass die anderen Badenden halb nackt sind (ein Anblick, der für streng-konservative Muslime verboten ist).
Diese Frauen sind in Wahrheit vergleichbar mit den deutschen Frauen, die in Hosen herumliefen, als das noch als unschicklich galt. Sie sind die, die vorangehen in ihre eigene Moderne. Sie sind eine Chance für uns alle, keine Gefahr.
Die verständliche Wut auf den Attentäter von Nizza an Frauen auszulassen, die ihren Weg aus dem konservativen Gefängnis suchen, ist aus der Verwirrung einer schwer verstörten Nation geboren. Doch sie trifft genau die Falschen – und gibt ganz nebenbei den Extremisten weitere Munition.
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