Sprung aus 41 Kilometern 57-Jähriger bricht Baumgartners Rekord
In aller Stille hat ein Google-Manager mit einem Sprung aus der Stratosphäre den Rekord von Felix Baumgartner überboten. Alan Eustace raste aus einer Höhe von 41.425 Metern in die Tiefe und durchbrach dabei die Schallmauer, wie das für das Projekt zuständige Unternehmen Paragon Space Development Corporation mitteilte. Baumgartner hat inzwischen gratuliert.
Anders als der von großem Medienrummel begleitete Stratosphärensprung des Extremsportlers Felix Baumgartner im Jahr 2012 ging die Aktion des 57-Jährigen unbemerkt über die Bühne - dass er überhaupt gesprungen war, erfuhr die Öffentlichkeit erst nach der Landung. Beim Start auf einer verlassenen Rollbahn in Roswell war nur ein Technologie-Reporter der "New York Times" als Medienvertreter dabei.
Der Österreicher hatte damals mit seinem Sprung aus 39.044 Metern den Rekord aufgestellt. Auf die Frage, wie lange sein Rekord halten werde, hatte Baumgartner damals geantwortet: "Sehr lange." Nun hat er in Eustace seinen Meister gefunden. Fast drei Jahre lang hatte Paragon Space Development den Sprung von Eustace vorbereitet und durchgespielt.
Baumgartner reagierte wie ein echter Sportsmann und schrieb auf seiner Facebook-Seite: "Gratuliere Alan! Es braucht viel Mut dafür. Niemand weiß das besser als Joe Kittinger und ich."
1322 Kilometer pro Stunde
An den Rand des Weltalls stieg Eustace am frühen Morgen mit einem Heliumballon über der Wüste im US-Staat New Mexico auf. Die Fahrt dauerte mehr als zwei Stunden. "Man konnte die Dunkelheit des Weltalls und Schichten der Atmosphäre sehen", sagte er der "New York Times".
Während des Sprungs erreichte er die Höchstgeschwindigkeit von 1,322 Kilometer pro Stunde, wie das Unternehmen mitteilte. Damit blieb er hinter dem Rekord Baumgartners von 1357,6 Stundenkilometern zurück.
Anzug ersetzt die Kapsel
Der Google-Manager verzichtete im Gegensatz zu seinem Vorgänger auf eine Kapsel und ließ sich nur in seinem Spezialanzug nach oben befördern. Den Fallschirm öffnete er in einer Höhe von rund 5,5 Kilometern. Zuvor hatte er etwa viereinhalb Minuten nach dem Absprung seinen Flug bereits mit einem Mini-Schirm stabilisiert.
Jim Hayhurst, Direktor des US-Verbands der Fallschirmspringer, war als offizieller Beobachter zugegen. Eustace habe wohl nicht gespürt, dass er die Schallmauer durchbrochen habe, doch das Team am Boden habe den Überschallknall gehört, versicherte Hayhurst. "Er sagte, dass die Aussicht fantastisch war. Er war aufgeregt", fügte er nach einem Gespräch mit Eustace hinzu.
Firma will Ausflüge in die Stratosphäre verkaufen
Die Aktion war Teil eines Forschungsprojekts der Firma, das bemannte Fahrten in die Stratosphäre vermarkten will. Ein Team von Paragon arbeitet dafür an Spezialanzügen, mit denen Menschen einmal bis zu 32 Kilometer über dem Erdboden auf Entdeckungsreise gehen könnten. Nach Firmenangaben könnten die Anzüge auch bei Notfällen oder anderen wissenschaftlichen Experimenten zum Einsatz kommen.
Der jüngste Erfolg sei ein wichtiger Schritt bei diese Zielen, sagte Paragon-Chef Grant Anderson. "Dies hat dem Mensch schier endlose Möglichkeiten eröffnet, bislang selten erkundete Bereiche unserer Stratosphäre zu besuchen."