Nach Tod des Kunstsammlers Staatsanwaltschaft lässt Gurlitts Leiche obduzieren
Die Staatsanwaltschaft München will den Leichnam des Kunstsammlers Cornelius Gurlitt obduzieren lassen. Es gebe einen entsprechenden Beschluss des Amtsgerichts, sagte Oberstaatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch. Die Behörde habe eine Obduktion beantragt, weil eine eindeutige Todesursache nicht habe festgestellt werden können.
Anzeichen auf ein Fremdverschulden lägen bislang nicht vor - aber: "Wir wollen klären, wie die Todesursache tatsächlich ist. Nach den uns vorliegenden Informationen war zum Todeszeitpunkt kein Arzt dabei", berichtete Steinkraus-Koch.
Gurlitts Anwälte hatten mitgeteilt, der im Alter von 81 Jahren Verstorbene sei nach langer, schwerer Krankheit im Beisein seines Arztes und eines Pflegers in seiner Münchner Wohnung verschieden. Sollte die Obduktion kein eindeutiges Ergebnis bringen, will die Staatsanwaltschaft toxikologische Tests durchführen. Das Ergebnis könne einige Wochen auf sich warten lassen.
Schwere Vorwürfe eines Verwandten
Zuvor hatte ein Verwandter schwere Vorwürfe gegen die Staatsanwaltschaft erhoben. "Das ganze Drama und Gezerre um seine Bilder hat ihn in den Tod getrieben. Er hat sehr darunter gelitten, wie man ihn unter Druck gesetzt hat", sagte sein Großcousin Ekkehard der "Bild"-Zeitung.
Die Justiz habe seinem verstorben Verwandten zudem gesagt, entweder rücke dieser die Bilder raus oder man ermittele gegen ihn wegen Steuerhinterziehung. Der 81-jährige Kunsthändler war am Mittwoch verstorben, nachdem er sich nicht von einer Herzoperation erholt hatte,
Sammlung geht wohl in die Schweiz
Unterdessen soll die Kunstsammlung des verstorbenen Sammlers wohl in die Schweiz gehen. Gurlitt habe seine Bilder dem Kunstmuseum Bern vermacht, berichten der NDR, die "Süddeutsche Zeitung" und "Bild" übereinstimmend.
Weil der Kunstsammler über die deutschen Strafverfolger verärgert gewesen sei, habe er keine deutsche Institution bedenken wollen. Der Sprecher Gurlitts hält sich zur Zukunft der wertvollen Kunstsammlung weiter bedeckt. "Ich kann nur bestätigen, dass Herr Gurlitt kurz vor seiner schweren Herzoperation einen Notar-Termin hatte", betonte Stephan Holzinger. "Zu weiteren Details kann ich mich nicht äußern."
Besitzverhältnisse sollen geklärt werden
Der Tod Gurlitts ändert laut dem bayerischen Justizministerium nichts an der vor einem Monat getroffenen Vereinbarung des Kunsthändlersohns mit der Bundesregierung und der bayerischen Landesregierung. Danach sollen die Besitzverhältnisse seiner Bilder geklärt und im Fall unrechtmäßigen Besitzes faire Lösungen mit den rechtmäßigen Besitzern gefunden werden.
Die Taskforce Schwabinger Kunstfund geht von 458 verdächtigen Bildern aus, Gurlitt und seine Anwält sprachen stets von nur rund 40. Im Februar 2012 waren insgesamt 1280 Bilder in Gurlitts Wohnung in München-Schwabing gefunden worden.
Vor dem Hintergrund der Debatte um NS-Raubkunst sagte Gurlitts Sprecher: "Ich möchte hingegen am Tag seines Todes betonen: Cornelius Gurlitt hat einen wesentlichen Beitrag zur Versöhnung geleistet, mehr als der deutsche Staat bis dato je in dieser schwierigen Angelegenheit unternommen hat."
Meisterwerke in der Wohnung entdeckt
Gurlitt war im Herbst 2011 zufällig ins Visier der Justiz geraten. Bei einer Durchsuchung in seiner Schwabinger Wohnung entdeckten die Ermittler dann im Februar 2012 die Meisterwerke, von denen viele seit dem Zweiten Weltkrieg verschollen waren.
Unter dem Verdacht der Unterschlagung beschlagnahmten die Behörden damals die Bilder, von denen mehrere hundert in die Kategorie NS-Raubkunst fallen könnten. Erst im April hatte die Staatsanwaltschaft die Beschlagnahmung nach einer Einigung mit Gurlitt wieder aufgehoben.