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Brief von Jürgen Möllemann an Wolfgang Kubicki gibt Rätsel auf


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Möllemanns letzter Brief an Kubicki

Von t-online, dpa
Aktualisiert am 05.06.2013Lesedauer: 3 Min.
Jürgen W. Möllemann kurz vor seinem TodVergrößern des Bildes
Ein nachdenklicher Jürgen W. Möllemann im Mai 2003 (Quelle: imago-images-bilder)

Zehn Jahre nach dem tödlichen Fallschirmsprung von Jürgen W. Möllemann ist jetzt ein Brief des FDP-Politikers an die Öffentlichkeit gelangt. Wie "Bild" berichtet, handelt es sich um eine Mischung aus Abschiedsbrief und Testament, adressiert an seinen Parteifreund Wolfgang Kubicki. Das Datum in dem Schreiben gibt Rätsel auf.

"Das geheime Vermächtnis des Jürgen W. Möllemann" trage das Datum 17. Mai 2003, so "Bild". Den Umschlag gab Möllemann Kubicki demnach aber bereits im April, mit der Bitte, ihn nach seinem Tod zu öffnen. 19 Tage nach dem eingetragenen Datum, am 5. Juni 2003, sprang der Liberale in den Tod. Sein Fallschirm öffnete sich nicht. Ob es Selbstmord oder ein Unfall war, ließ sich nie klären. Warum datierte Möllemann den Brief vor?

Verdacht illegaler Parteienfinanzierung

Am Tag des Unglücks durchsuchten Staatsanwälte und Steuerfahnder Büros und Wohnräume Möllemanns in mehreren Ländern. Die Beamten suchten nach Beweisen für den Verdacht illegaler Parteienfinanzierung.

In dem Brief schildert Möllemann seinem Freund laut "Bild" seine schlechte Verfassung: "Meine innere Unruhe, über die ich Dir berichtet habe, veranlasst mich, Dir für den angesprochenen Fall vertraulich folgendes zu schreiben." Kubicki erinnere sich noch genau an den Tag, so das Blatt. "Er rief mich in Kiel an und bat mich, so schnell wie möglich nach Hamburg zu kommen." Beim Treffen in einem Hotel habe Möllemann einen angeschlagenen Eindruck gemacht und gesagt, dass er sich verfolgt und beobachtet fühle. "Er dachte, man wolle ihm ans Leder", so Kubicki.

Anti-israelisches Flugblatt

Der Politiker stand zu dem Zeitpunkt schon seit Monaten heftig in der Kritik. Ausgangspunkt war ein anti-israelisches Flugblatt, dass er ohne Rücksprache mit seiner Partei auf eigene Kosten drucken und an alle Haushalte in Nordrhein-Westfalen verteilen ließ.

Damit handelte er sich Proteste des Zentralrats der Juden ein, viele Kollegen distanzierten sich von ihm. Er wurde von der FDP-Fraktion ausgeschlossen, die Steuerfahndung war außerdem hinter ihm her.

Geschäfte mit Teheran

In dem zweiseitigen Schreiben benenne Möllemann seine Frau Carola als Erbin. Er ging auf ein Konto in Gran Canaria ein, wo das Paar ein Ferienhaus hatte. Dieses Konto ginge an seine Frau.

An seinen Freund Kubicki richtete Möllemann die Bitte, er möge seiner Familie in rechtlichen Fragen beistehen. Das Paar hatte zwei Töchter, aus erster Ehe stammt eine weitere Tochter. Noch am Abend des Todestages holte Wolfgang Kubicki den Brief aus dem Safe in der Hoffnung, Hinweise zu finden, von wem sich Möllemann bedroht und verfolgt fühlte. Doch offenbar legte Möllemann darin nur weitere Geschäfte offen, zum Beispiel in Turkmenistan und Teheran. Er habe Dokumente in Taschen bei Freunden in Luxemburg und Gran Canaria deponiert. Ein Konto in Luxemburg, von dem er die Flugblätter bezahlt habe, sei ausschließlich seines.

Keine neuen Ermittlungen

Für die Staatsanwaltschaft Essen ist der Brief kein Anlass für neue Ermittlungen. "Das spielt für uns keine Rolle. Der Brief ist ja nicht einmal vollständig veröffentlicht", sagte Behördensprecher Wilhelm Kassenböhmer.

Lindner würdigt Ziehvater

Zehn Jahre nach seinem Tod spricht Möllemanns früherer politischer Zögling, der heutige FDP-Landeschef Christian Lindner, von einem "populären und leidenschaftlichen Liberalen". In einer Mitteilung betonte Lindner: "Bei der Würdigung seiner Person übersehen wir nicht seine Fehler, aber wir erkennen auch seine politische Lebensleistung über Jahrzehnte an."

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