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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Frau foltert jahrelang ihren Freund "Ich wurde am ganzen Körper verbrannt"
Drama in Großbritannien: Nach außen wirken Alex Skeel und seine Freundin Jordan W. wie ein glückliches Paar. Der Schein trügt: Der junge Brite wurde jahrelang misshandelt. Unter Tränen erzählt er nun seine Geschichte.
Mit 16 Jahren lernten sich Alex Skeel (22) und Jordan W. (22) auf der Schauspielschule in Bedford (Großbritannien) kennen. Sie wurden zunächst Freunde, dann ein Paar. Später zogen die beiden Briten zusammen und W. fing an, Kontrolle über ihren Freund auszuüben.
Für Skeel begann eine Zeit des Grauens, siebeneinhalb Jahre stand er unter der Kontrolle seiner Freundin. Über seine Qualen sprach er nun exklusiv mit der "Daily Mail". Skeel verzichtete darauf, anonym zu bleiben, weil er sich in Zukunft gegen häusliche Gewalt einsetzen wolle, erklärte er der britischen Boulevardzeitung.
Physische Gewalt und Isolation
"Ich dachte, meine Gliedmaßen müssten amputiert werden. Ich hatte offene Verbrennungen. Es war furchtbar. Ich wurde am ganzen Körper verbrannt", berichtet Skeel im Gespräch mit der "Daily Mail". "Die physische Gewalt lief ungefähr über neun Monate. Vier Jahre davor war es mentaler Missbrauch." Das Paar war insgesamt sechs Jahre zusammen.
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Die heute ebenfalls 22-jährige W. fügte Skeel offenbar über die Jahre unterschiedliche Verletzungen zu. Sie stach ihn mit einem Messer oder verbrühte ihn mit kochendem Wasser. Aber die Kontrolle ging darüber hinaus: Wie Skeel der "Daily Mail" erklärte, musste er zeitweise im Hof schlafen und seine Freundin entschied, welche Kleidung er tragen sollte. Die werdende Lehrerin verlangte außerdem sein Facebook-Passwort und übernahm seinen Account.
Das Paar lebte im Dorf Stewartby. Dort isolierte W. ihren Freund Skeel von seiner Familie und seinen Freunden. "Ich habe eine sehr liebevolle Familie und liebevolle Eltern und sie erlaubte mir nicht, mit ihnen zu reden", so Skeel. "Ich hatte Angst, sie würde mich schlagen, mir kochendes Wasser überkippen oder mir in die Arme stechen, wenn ich es dennoch tue."
Flucht unmöglich?
Laut Skeel war es für ihn nicht möglich, zu entkommen. Nachbarn hörten oft, wie das Paar stritt und Gegenstände durch das Haus flogen. Skeel wurde offenbar gelegentlich mit blauem Auge, hinkend und mit dem Arm in der Schlinge gesehen. Eine andere Nachbarin sah ihn angeblich öfters mit Brandspuren, wobei er dann erklärte, dass diese selbstverschuldet waren.
Im Juni 2017 wurde es einem Nachbarn zu viel und er alarmierte Rettungskräfte und die Polizei, als es zu Hilferufen aus dem Haus kam. "Runter von mir. Geh runter von meinem Kopf. Mach das nicht weiter mit meinem Kopf", hörte ein Nachbar es aus dem Haus rufen.
Skeel kam ins Krankenhaus. Die Rettungsmannschaft bemerkte Verletzungen an seiner Hand, Verbrennungen an Armen und Beinen, die er selbst mit Frischhaltefolie behandelt hatte. Um seinen Knöchel war ein Klarsichtfilm gebunden und an der Hand hatte er eine blutende Wunde.
"Angst vor Konsequenzen"
Zunächst wurde Skeel am 6. Juni 2017 im Lister Hospital in Stevenage untersucht – es war seine Chance zu entkommen. Vorher war dies ihm laut eigenem Bekunden unmöglich. "Nein, so einfach war das nicht. Sie kontrollierte alles von mir. Als ich im Krankenhaus lag, verließ sie das Gebäude, weil sie mich operieren wollten. Der Chefarzt rieb sich die Augen und sagte: 'Bist du sicher, dass du sicher nach Hause gehen kannst?'" Der Arzt wusste offenbar, was vor sich ging und und rief die Polizei. "Ich hatte Angst vor den Konsequenzen, wenn ich mich gegen die Person wandte, die mich missbrauchte", berichtet Skeel.
Wenige Tage später wurde Worth verhaftet. Gerichtsmediziner entdeckten bei Skeel auch Hirnverletzungen. Seine Freundin traf ihn offenbar oft mit stumpfen Gegenständen am Kopf. "Ich erinnere mich an das eine Mal, als sie mir mit einem Laptopstecker auf den Kopf schlug und ich blutete", bestätigt das Opfer.
Sieben Jahre Haft
Vor Gericht gestand W., zwischen April 2016 und Juni 2017 Kontrolle und Zwang in einer intimen Beziehung ausgeübt zu haben. Sie wurde außerdem wegen Freiheitsberaubung und schwerer Körperverletzung für schuldig befunden und insgesamt zu sieben Jahren Haft verurteilt. Außerdem ist es W. auf unbestimmte Zeit verboten, ihren Ex-Freund zu kontaktieren.
Skeel arbeitet nun daran, die letzten Jahre zu verarbeiten. Er wolle eine Zuflucht für misshandelte Männer schaffen. Außerdem besucht er eine Gruppe für Opfer von häuslicher Gewalt und möchte anderen helfen. "Ich habe von der Polizei erfahren, dass es in den letzten Jahren einen Anstieg der männlichen Opfer gegeben hat", sagt der 22-Jährige im Rückblick auf seine eigene Geschichte.