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Pariser Flughafen: Mutmaßlicher Islamist unter Alkohol- und Drogeneinfluss


Anschlag in Paris
Ermittler haben Hinweise auf islamistischen Hintergrund

Von dpa, reuters, afp
Aktualisiert am 20.03.2017Lesedauer: 3 Min.
Hinweise auf Terroranschlag am Flughafen Paris Orly verdichten sich: Soldat am FlughafenVergrößern des Bildes
Soldaten und die französische Elite-Polizeitruppe „Raid“ patrouillieren vor dem Flughafen (Quelle: ap-bilder)

Die Ermittler haben im Fall des erschossenen Angreifers auf dem Pariser Flughafen Orly erste Hinweise auf einen möglichen Terroranschlag. Der 39 Jahre alte Mann habe bei seiner Attacke auf Soldaten gerufen: "Ich bin da, um für Allah zu sterben".

Der Angreifer habe laut den beteiligten Soldaten auch angekündigt, dass es Tote geben werde, berichtete Antiterror-Staatsanwalt François Molins bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz. Auch würden das Angriffsziel - eine Soldatenpatrouille - und frühere Hinweise auf eine Radikalisierung des Mannes für eine terroristisch motivierte Tat sprechen.

Molins sagte, es sei gerechtfertigt, dass die Anti-Terroranwaltschaft die Ermittlungen übernommen habe. Der Angreifer mit einem langem Vorstrafenregister habe Soldaten angegriffen, die im Anti-Terroreinsatz gewesen seien.

Der Aggressor ist nach dem Angriff erschossen worden. Innenminister Bruno Le Roux sagte, der Mann habe es nicht geschafft, der Frau das Gewehr zu entreißen.

Attentäter vom Flughafen Paris Orly war polizeibekannt

Zwischenzeitlich wurden Vater, Bruder und Cousin des Angreifers festgenommen. Der Vater ist inzwischen aus dem Polizeigewahrsam entlassen worden, die beiden anderen werden noch festgehalten.

Der laut Le Roux polizeibekannte Mann habe kurz vor dem Vorfall am Flughafen im Pariser Vorort Vitry-sur-Seine ein Fahrzeug in seine Gewalt gebracht und in einer Bar die Anwesenden bedroht. Zuvor habe er bei einer Identitätskontrolle in Garges-lès-Gonesse das Feuer auf einen Polizisten eröffnet. Dieser sei verletzt worden und werde im Krankenhaus behandelt, sagte Le Roux. Die Verletzungen seien aber anscheinend nicht sehr schwer.

Luftverkehr am Flughafen Paris Orly eingestellt

Der Luftverkehr an dem Airport wurde komplett gestoppt. Der Verkehr sei zeitweise an beiden Terminals eingestellt, teilte der Flughafenbetreiber mit. Er rief Passagiere auf, nicht zum Flughafen zu kommen. Eine Sprecherin sagte, das Gebäude werde evakuiert. Rund um den Flughafen staute sich laut Augenzeugenberichten der Verkehr. Auf Fernsehbildern waren zahlreiche Passagiere zu sehen, die mit schwerem Gepäck zu Fuß den Bereich um den Flughafen verließen.

Die Flugaufsicht teilte mit, dass manche ankommende Flüge zum Flughafen Charles de Gaulle umgeleitet würden. Orly liegt südlich von Paris und ist der zweite große Airport der französischen Hauptstadt nach Charles-de-Gaulle.

Soldatin zu Boden geworfen

Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian berichtete, der Angreifer habe die Soldatin zu Boden geworfen und versucht, ihre Waffe zu entwenden. Die Frau sei Reservistin und als Teil einer Patrouille von drei Soldaten am Flughafen unterwegs gewesen. Sie habe ihre Waffe festgehalten.

"Aber ihre zwei Kameraden haben es für nötig gehalten - und sie hatten Recht - das Feuer zu eröffnen, um sie zu beschützen, und vor allem, um alle Leute drumherum zu beschützen", sagte Le Drian. Er lobte die "Professionalität" und "Selbstbeherrschung" der Militärs.

Schauplatz einer beispiellosen Terrorserie

Frankreich war in den vergangenen Jahren Schauplatz einer beispiellosen Terrorserie, die mehr als 230 Tote forderte. Erst vor einigen Wochen war nahe des Pariser Louvre-Museums ein Mann niedergeschossen worden, der sich mit Macheten auf eine Militärpatrouille gestürzt hatte.

Wegen der Terrorgefahr patrouillieren Soldaten an Flughäfen, Bahnhöfen und anderen gefährdeten Orten. Ein Terrorattentat auf dem Flughafen und in der U-Bahn der belgischen Hauptstadt Brüssel hatte vor knapp einem Jahr 32 Menschen das Leben gekostet.

Land im Ausnahmezustand

Seit der Pariser Terrornacht vom 13. November 2015 gilt in Frankreich der Ausnahmezustand. Damals hatten Extremisten der Terrormiliz Islamischer Staat bei Anschlägen 130 Menschen ermordet. Der Ausnahmezustand war mehrfach verlängert worden und ist aktuell bis zum 15. Juli in Kraft.

Angreifer unter dem Einfluss von Alkohol und Drogen

Der Angreifer stand wohl unter dem Einfluss von Alkohol und Drogen, das zeigten die Ergebnisse einer Autopsie vom Sonntag, berichtete die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf Justizkreise.

Demnach stellte man im Blut des 39 Jahre alten Täters Ziyed Ben Belgacem eine Alkoholkonzentration von 0,93 Gramm pro Liter fest sowie Spuren von Cannabis und Kokain.

Der Vater des 39-Jährigen hatte zuvor dem Radiosender Europe 1 gesagt, sein Sohn sei kein Terrorist, er habe aber getrunken und Cannabis konsumiert. "Und unter dem Einfluss von Alkohol und Cannabis - da kommt man hin", fügte er hinzu.

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