"Schauriges Bild" am Fundort Piraten-Politiker soll anderen Mann getötet haben
Im Fall um den Berliner Piraten-Politiker Gerwald Claus-Brunner ermittelt die Mordkommission. Nach ersten Erkenntnissen hat Claus-Brunner einen anderen Mann umgebracht und sich dann selbst das Leben genommen.
"Stumpfe Gewalt gegen den Oberkörper" sei die Todesursache des anderen Mannes vor einigen Tagen gewesen, teilte die Polizei am Dienstag mit. Die Leichen von Claus-Brunner und des zweiten Mannes waren am Montag in einer Wohnung in Berlin-Steglitz gefunden worden. Polizei und Staatsanwaltschaft schrieben in einer gemeinsamen Mitteilung, in der Wohnung habe sich ein "schauriges Bild" geboten, das auf ein Tötungsdelikt hindeute.
Die Tat geschah aber nicht in der Mietwohnung des bekannten Piraten-Politikers im Stadtteil Steglitz im Süden Berlins, sondern wohl in der Wohnung des Opfers, die nach Zeitungsberichten in Wedding im Norden liegen soll. Von dort soll Claus-Brunner die Leiche in seine Wohnung gebracht haben.
Tod durch Stromschlag nicht bestätigt
Dort tötete er sich einige Tage später selber. Sprecher von Polizei und Staatsanwaltschaft wollten sich zu Details nicht äußern. Die Zeitungen "Bild" und "B.Z." berichteten, Claus-Brunner, der Kommunikationselektroniker war und als Mechatroniker gearbeitet hatte, habe sich mit einem Stromschlag getötet. Die Staatsanwaltschaft bestätigte lediglich das Obduktionsergebnis: Der 44 Jahre alte Piraten-Politiker habe sich selbst das Leben genommen.
Bei der zweiten Leiche "handelt es sich wohl um einen 27-Jährigen, der zuvor gegen den anderen Mann Stalking-Vorwürfe erhoben hatte", sagte der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft. Dafür gebe es demnach Hinweise. Zeitungsberichte, nach denen der getötete Mann missbraucht worden sei, bestätigten die Ermittler ausdrücklich nicht.
Tod in Brief angekündigt
Bei den Piraten war am Montag ein Brief von Claus-Brunner angekommen, in dem es hieß, dass er bereits tot sein werde, wenn der Brief zugestellt wird. Parteimitglieder verständigten daraufhin die Polizei. Der Brief wurde der Kripo übergeben, wie der Piraten-Vorsitzende Bruno Kramm sagte. Die Piratenpartei hatte dann mitgeteilt, Claus-Brunner habe sich selbst getötet. Man habe gewusst, dass er unheilbar krank gewesen sei.
Am 23. Juni hatte Claus-Brunner in seiner letzten Rede in der vorletzten Sitzung des Abgeordnetenhauses vor der Wahl eine Anspielung auf seinen bevorstehenden Tod gemacht: "Und ihr werdet auch in der laufenden Legislatur für mich am Anfang irgendeiner Plenarsitzung mal aufstehen dürfen und eine Minute stillschweigen."
Anmerkung der Redaktion: Suizidalität ist ein schwerwiegendes gesundheitspolitisches und gesellschaftliches Problem. Wenn Sie selbst zu dem Kreis der Betroffenen gehören, finden Sie z.B. Hilfe bei der Telefonseelsorge (www.telefonseelsorge.de). Unter den Rufnummern 0800-1110111 oder 0800-1110222 sind die Berater rund um die Uhr erreichbar. Die Anrufe sind anonym. Hilfe für Angehörige und Betroffene bietet auch der Bundesverband der Angehörigen psychisch Kranker durch Telefon- und E-Mail-Beratung: Unter der Rufnummer 01805-950951 und der Festnetznummer 0228-71002424 sowie der E-Mail-Adresse seelefon@psychiatrie.de können die Berater kontaktiert werden. Direkte Anlaufstellen sind zudem Hausärzte sowie auf Suizidalität spezialisierte Ambulanzen in psychiatrischen Kliniken.