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Arnsdorf: Bürgerwehr fesselt Asylbewerber an Baum


An Baum gefesselt
Sächsische Bürgerwehr wirft Asylbewerber aus Supermarkt

Von t-online, afp
Aktualisiert am 02.06.2016Lesedauer: 3 Min.
Ein unfassbarer Fall von Selbstjustiz ereignete sich in einem Supermarkt im sächsischen Arnsdorf.Vergrößern des Bildes
Ein unfassbarer Fall von Selbstjustiz ereignete sich in einem Supermarkt im sächsischen Arnsdorf. (Quelle: Quelle: YouTube)
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Skandal in Sachsen: Mitglieder einer Bürgerwehr haben in Arnsdorf einen Asylanten aus einem Discounter gezerrt und an einen Baum gefesselt. Die Polizei, die kurz darauf am Tatort eintraf, ließ die Aggressoren laufen.

Wie die "Sächsische Zeitung" und die "Bild" berichten, ereignete sich der Vorfall bereits am 21. Mai, aktuell wird ein Video davon über soziale Netzwerke und YouTube-Kanäle verbreitet und in asylfeindlichen Foren heftig kommentiert.

Kein Diebstahl, kein Angriff

In dem Film ist zu sehen, wie sich ein junger Mann mit ausländischen Wurzeln in der Filiale eines Supermarktes im Kassenbereich aufhält und mit Angestellten des Marktes diskutiert. Dann tauchen schwarzgekleidete Männer auf und zerren den Mann unter Handgreiflichkeiten aus dem Laden. Am Ende des Videos sagt eine Frauenstimme: "Ist schon schlimm, dass man eine Bürgerwehr braucht."

In den sozialen Netzwerken wird der Vorfall so ausgelegt, als habe der Asylbewerber geklaut. Doch die Polizei stellt in ihrem Bericht klar, dass es keinen Diebstahl gegeben und der Mann niemanden verletzt oder etwas beschädigt habe.

Diskussionen um SIM-Karte

Der junge Mann, der psychisch krank und in einer Fachklinik in dem Ort untergebracht ist, habe sich nach Angaben der Polizei am 20. Mai eine Telefonkarte für sein Handy gekauft. Allerdings konnte er diese nicht aktivieren. Deshalb erschien der Iraker am nächsten Tag zweimal in dem Supermarkt, um das Problem zu klären. Aufgrund sprachlicher Barrieren konnten sich die Mitarbeiter und der Betroffene jedoch nicht miteinander verständigen. In beiden Fällen wurde die Polizei gerufen, die den Mann zurück zum Krankenhaus brachte.

Als der Patient am Abend gegen 18 Uhr ein drittes Mal in dem Geschäft auftauchte, eskalierte die Situation. Zeugenvernehmungen ergaben, dass die Filialleiterin die Telefonkarte überprüfte und dabei feststellte, dass das darauf befindliche Guthaben bereits aufgebraucht war. Daraufhin habe der Mann, der eine Flasche Wein in der Hand hielt und diese auch nach Aufforderung nicht wegstellen wollte, angefangen, mit den Verkäufern zu diskutieren, bis die Situation eskalierte.

Ermittlungen gegen Unbekannt

Als die Polizei eintraf, fanden sie den jungen Mann mit Kabelbindern an einen Baum auf dem Parkplatz gefesselt, wie es in der Mitteilung der Beamten heißt. Demnach gaben die Männer von der mutmaßlichen Bürgerwehr an, sie hätten den Iraker an der Flucht hindern wollen. Die Polizisten forderten sie den Angaben zufolge auf zu gehen - ohne ihre Personalien aufzunehmen.

Gegen den Asylbewerber werde nun wegen des Verdachts der Bedrohung ermittelt, gegen die Männer wegen des Verdachts der Freiheitsberaubung. Auch der Staatsschutz sei mittlerweile involviert.

Die Polizei ermittelt den Medienberichten zufolge noch gegen unbekannt, im Ort kenne man aber mindestens einen der Beteiligten: Laut der "Sächsischen Zeitung" handelt es sich um ein CDU-Gemeinderatsmitglied. Auf den Vorfall angesprochen, habe dieser lediglich gesagt: "Wir haben Zivilcourage gezeigt und hätten das bei jedem anderen ebenfalls getan. Auch wenn es ein Deutscher gewesen wäre."

"Widerwärtige Lynchjustiz"

Der Görlitzer Polizeipräsident Conny Stiehl kündigte polizeiinterne Untersuchungen zum Verhalten der Beamten an, die die Tatverdächtigen am 21. Mai ohne Aufnahme der Personalien weggeschickt hatten. "Wir werden die Geschehnisse, auch das Handeln der vor Ort eingesetzten Streife, untersuchen", erklärte er.

Der Grünen-Fraktionschef im Bundestag, Anton Hofreiter, nannte die Vorfälle in Arnsdorf "erschreckend und zutiefst beunruhigend". "Es zeigt wieder einmal, dass Rassismus und Menschenfeindlichkeit zu einer traurigen Realität in Sachsen gehören." Der Bundesgeschäftsführer der Linkspartei, Matthias Höhn, sprach von einer "widerwärtigen Lynchjustiz"

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