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Experte über Köln: Polizei stellt eigenes Image über die Wahrheit


PR-Desaster in Köln
Experte: Polizei stellt eigenes Image über die Wahrheit

t-online, Daniel Reviol

Aktualisiert am 08.01.2016Lesedauer: 2 Min.
Polizeieinsatz vor dem Kölner Dom.Vergrößern des Bildes
Polizeieinsatz vor dem Kölner Dom. (Quelle: imago-images-bilder)

Immer mehr zeichnet sich ab, dass die ersten öffentlichen Polizeimeldungen zu den Vorfällen in der Kölner Silvesternacht unvollständig waren und wichtige Sachverhalte verschleierten. Der Düsseldorfer Strafverteidiger Udo Vetter sieht darin ein grundlegendes Problem: Die Polizei in Deutschland betreibe Imagepflege auf Kosten der Wahrheit.

Der Experte der Fachhochschule Düsseldorf betont gegenüber t-online.de, Öffentlichkeitsarbeit sei kein Mittel der Strafverfolgung. Deshalb gilt nach Vetter: "Entweder die Polizei informiert gar nicht oder sie tut es wahrheitsgemäß." Doch viel zu häufig nutze sie Pressearbeit, um sich in ein gutes Licht zu rücken. "Die Presseabteilungen der Polizei funktionieren inzwischen wie PR-Abteilungen von Unternehmen - das ist Coca-Cola-Pressearbeit."

Strafverteidiger: Die Polizei war sich ihrer Fehler bewusst

Die PR-Strategie, die hinter einem Fall wie in Köln steckt, beschreibt Vetter so: "Dort gab es eine unkontrollierte Situation, dort musste man Täter laufen lassen - all das lässt die eigene Arbeit schlecht aussehen. Deshalb neigt die Polizei dazu, die tatsächlichen Vorgänge zu bagatellisieren."

Der Kölner Strafverteidiger Ulrich Sommer beurteilt das Handeln der Polizei im Gespräch mit t-online.de ähnlich. Sommer ist überzeugt, die Polizei habe gewusst, dass sie in der Silvesternacht Fehler gemacht hatte, als sie ihre ersten öffentlichen Aussagen dazu machte. "Es spricht vieles dafür, dass sie diese Fehler vertuschen wollte."

Die alleinige Schuld an den fehlerhaften Darstellungen will Vetter der Polizei aber nicht geben. "Sobald ein Vorfall größere Dimensionen annimmt wie in Köln, übt die Politik Druck aus." Dann werde schnellstmöglich nach Tatverdächtigen verlangt, der Zugzwang wachse enorm.

Am Neujahrstag hatte die Kölner Polizei noch berichtet, dass die Nacht am Hauptbahnhof "weitgehend friedlich" verlaufen sei. Zudem hieß es, dass es keine Hinweise gebe, nach denen es sich bei den Tätern um Flüchtlinge gehandelt habe. In neuen Berichten der Polizei steht nun, dass die Täter sogar mehrheitlich Flüchtlinge gewesen seien. Das hätten Kontrollen in der Silvesternacht ergeben.

"Als Bürger habe ich die Schnauze voll"

Das Wichtigste ist laut Vetter, dass sich die Polizei wieder "der Wahrheit verpflichtet". Das muss auch für solche Wahrheiten gelten, die für sie unbequem sein könnten. Alles andere sei eine "falsche Berufsauffassung".

"Als Bürger habe ich da die Schnauze voll", sagt Vetter. "Was ist, wenn ich bei der Polizei eine Anzeige mache? Muss ich dann damit rechnen, dass mein Anliegen ebenfalls derartig unter den Teppich gekehrt wird?"

In der Verantwortung sieht Vetter vor allem den inzwischen geschassten Kölner Polizeipräsidenten Wolfgang Albers. Ein solche "unprofessionelle Handhabe" falle immer auf die Leitung zurück. Deshalb hält Vetter "Konsequenzen an der Spitze" für angebracht.

Strafrechtsexperte Sommer glaubt nicht, dass es eine klare Anweisung von oben gegeben habe, die ersten Pressemitteilungen zu beschönigen. "Doch der Polizeipräsident muss seinen Laden im Griff haben." Und das gelte nicht nur für die Berichterstattung im Nachhinein, sondern auch für die Gefahrenprognose vor Veranstaltungen wie an Silvester.

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