Messerattacke auf OB-Kandidatin Reker-Attentäter gibt fremdenfeindliches Motiv zu
Entsetzen nach dem Messerangriff auf die Kölner OB-Kandidatin Henriette Reker, die dabei schwer verletzt wurde. CDU-Ratsmitglied Jürgen Strahl wurde Zeuge der dramatischen Szenen am Tatort und sprach gegenüber dem "Kölner Express" von einem "gezielten Angriff". Wie die Polizei im Rahmen einer Pressekonferenz mitteilte, räumte der 44-Jährige ein fremdenfeindliches Motiv ein. Er habe zudem allein gehandelt und hat offenbar eine Vergangenheit in der rechten Szene.
Der Mann, der nach Informationen der Polizei seit 15 Jahren in Köln lebt, ging an einem Informationsstand der CDU mit einem laut Zeugenaussagen etwa 20 Zentimeter langen Messer auf Reker und vier weitere Kommunalpolitiker los. Der Täter sei ein arbeitsloser Maler, sagte Ermittlungsleiter Norbert Wagner. Nachbarn und Umfeld hätten ihn als unauffälligen Zeitgenossen beschrieben. "Er lebte alleine in seiner Wohnung", so Wagner. Er soll nun psychiatrisch untersucht werden.
Obwohl es noch an Erkenntnissen zu seiner Person mangelt, meldet "Spiegel Online", dass er vor 20 Jahren Szene aktiv war. In den neunziger Jahren habe er sich in der mittlerweile verbotenen Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei (FAP) bewegt, zudem habe er regelmäßig an Gedenkmärschen für Rudolf Hess teilgenommen. Bei seiner Vernehmung habe er rechte Parolen wie "Die Ausländer nehmen uns die Arbeitsplätze weg" zu Protokoll gegeben.
Attentäter rief "Ich rette Messias!"
Bei dem Angriff wurde Reker in Hals und Bauch getroffen und schwer verletzt. Sie sei nach dem Vorfall ansprechbar gewesen und schnell außer Lebensgefahr. Eine Notoperation überstand sie: "Aktuell ist sie stabil, aber nicht über den Berg", so der Kölner Polizeipräsident.
Laut "Kölner Stadt-Anzeiger" versuchten Wahlkampfhelfer den Angreifer mithilfe von Sonnenschirmen zu überwältigen. Schließlich wurde der 44-Jährige noch am Tatort von der Polizei festgenommen. Vor dem Angriff soll der Mann gerufen haben: "Ich rette Messias. Das ist alles falsch, was hier läuft, ich befreie Euch von solchen Leuten." Nach der Attacke sei er dann ganz ruhig stehengeblieben und habe gesagt: "Ich musste es tun. Ich schütze Euch alle."
Rekers schärfster Konkurrent, SPD-Kandidat Joachen Ott, unterbrach seinen Wahlkampf sofort - lesen Sie hier mehr Reaktionen auf die Tat. Die Wahl wird dennoch wie geplant am Sonntag stattfinden, teilte die Stadt Köln inzwischen mit.
Die parteilose Henriette Reker, die von CDU, Grünen und FDP unterstützt wurde, gilt als aussichtsreichste Kandidatin für die Oberbürgermeisterwahl in Köln. Der Angriff ereignete sich während eines Wahlkampftermins im West-Kölner Stadtteil Braunsfeld.
Täter ist Deutscher
Die Redaktion von t-online.de hat bereits zahlreiche Zuschriften mit der Frage erhalten, welche Nationalität denn der Täter hätte - in der Annahme, die unterstellte ausländische Herkunft könnte mit Absicht verschwiegen werden. Inzwischen hat die Polizei mitgeteilt, dass der Täter deutscher Herkunft sei.