Doppelmord live im US-TV Täter stellte Video von Tat ins Netz - "Rassenkrieg"?
Der Mann, der seine Ex-Kollegen live im US-Fernsehen erschossen hat, filmte seine Tat und stellte die Bilder ins Internet. Der Mörder selbst, ein homosexueller Farbiger, sprach von einem "Rassenkrieg" - seine Motive für die Tat von Moneta bleiben dennoch rätselhaft. Sein Ex-Chef bezeichnete ihn als "unglücklichen Mann".
Der Täter war ehemaliger TV-Reporter eines Lokalsenders im US-Staat Virginia hat zwei Ex-Kollegen während eines Live-Interviews erschossen. Eine interviewte Frau liegt schwer verletzt im Krankenhaus, ihr Zustand ist laut Polizei aber stabil. Der Täter flüchtete zunächst, versuchte sich dann umzubringen und starb schließlich im Krankenhaus.
Die amerikanische Öffentlichkeit ist erschüttert - und rätselt über das wirkliche Motiv des 41 Jahre alten Vester Lee Flanagan II. In einem Schreiben an ABC News, das der Sender als "Abschiedsbrief" bezeichnete, sprach der Täter von einem "Rassenkrieg". Er nannte das Massaker eines weißen Rassisten im Juni in einer Kirche in Charleston, bei dem neun Afro-Amerikaner getötet worden waren, als Auslöser seiner Tat.
Ex-Chef: "Schwieriger Kollege"
Danach habe er sich eine Waffe gekauft. Er fühle sich als Schwarzer und Homosexueller verfolgt und habe wegen erlittener rassistischer Diskriminierung, sexueller Belästigung und Mobbing am Arbeitsplatz Rache nehmen wollen.
Auch auf einem Twitter-Konto hatte der Verdächtige Konflikte mit den beiden getöteten Ex-Kollegen beschrieben. Demnach hätte er eine Beschwerde gegen eines seiner Opfer, die weiße Reporterin Alison Parker (24), bei der Behörde für berufliche Chancengleichheit eingereicht. Sein anderes Opfer, der Kameramann Adam Ward (27) hätte ihn bei der Personalabteilung angeschwärzt.
2013 Job verloren
Der Täter, der in dem Lokalsender WDBJ7 unter dem Namen Bryce Williams aufgetreten war, hatte dort 2013 seinen Job verloren. Als er entlassen worden sei, habe er von der Polizei aus dem Sendergebäude eskortiert werden müssen, berichtete WDBJ-Geschäftsführer Jeffrey Marks. Er beschrieb Vester Lee Flanagan II. als "einen unglücklichen Mann", mit dem die Zusammenarbeit schwierig gewesen sei.
Er habe sich schlecht behandelt gefühlt, an seinen Vorwürfen sei aber nichts dran gewesen. Marks sagte weiter, seine Entlassung habe der Täter damals nicht gut aufgenommen. US-Medien äußerten darüber hinaus den Verdacht, dass er verwirrt gewesen sein könnte.
"Oh, mein Gott"
Die Schüsse ereigneten sich am Mittwoch in einem Einkaufszentrum des Städtchens Moneta, als die 24 Jahre alte Reporterin Alison Parker und der drei Jahre ältere Kameramann Adam Ward für den Sender WDBJ7 einen Beitrag über Tourismus in der Region drehten. Mitten im Live-Interview mit einer Frau ging der Schütze offenbar auf seine Opfer zu, die ihn zunächst nicht bemerkten. Als Adam Ward seine Kamera auf Parker und die von ihr befragte Frau richtete, eröffnete der Angreifer das Feuer. Etwa 15 Schüsse waren zu hören.
Zuschauer sahen und hörten, wie Alison Parker "Oh mein Gott!" schrie, rannte und hinfiel. Auch Ward ging zu Boden, die von ihm gehaltene Kamera fing ein Bild des Verdächtigen mit einer Handfeuerwaffe ein. Sofort schaltete WDBJ7-TV zu einer sichtlich geschockten Moderatorin in der Sendeanstalt. Später ging der TV-Kanal wieder live und berichtete über den Vorfall, von dem die eigenen Mitarbeiter betroffen waren.
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Der Verdächtige lieferte sich nach seiner Tat eine Verfolgungsjagd mit der Polizei, schaffte es aber zuvor noch, das Video von der Tat via Twitter und Facebook im Internet zu veröffentlichen. Auf seiner Flucht kam er dann von der Straße ab und wurde von einem Beamten mit einer selbst zugefügten Schusswunde gefunden. Im Krankenhaus erlag er später seiner Verletzung, erklärte der Minister für öffentliche Sicherheit in Virginia, Brian Moran.
Die Behörden identifizierten den Täter dann als den 41 Jahre alten Vester Lee Flanagan II. aus der Stadt Roanoke, wo auch der Lokalsender WDBJ ansässig ist.
Obamas erfolgloser Kampf gegen US-Waffenrecht
Das Weiße Haus kritisierte angesichts des Verbrechens erneut die lockeren Waffengesetze in den USA. Die Tat sei ein weiterer Beweis dafür, dass die Gesetze endlich verschärft werden müssten. Präsident Barack Obama hatte nach schweren Massakern mehrfach den Anlauf zu Gesetzesänderungen unternommen, war aber am Widerstand der Waffenlobby gescheitert. In den USA sind Waffentragen und Waffenbesitz in der Verfassung geschützt.