Amokläufer gestoppt Die Heldin von Bad Windsheim
Es ist ein kurzer Moment, kaum mehr als ein Wimpernschlag, aber er reicht aus: Der Mitarbeiterin einer Tankstelle in Bad Windsheim ist es zu verdanken, dass der Amoklauf in Mittelfranken möglicherweise nicht mehr Todesopfer gefordert hat. Sie und "zwei mutige Mechaniker" hätten den Bewaffneten gestoppt, sagte Mittelfrankens Polizeivizepräsident Roman Fertinger.
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte bei einer Pressekonferenz in Ansbach, es sei wohl diesem "beherzten Eingreifen" zu verdanken, dass der Täter gestoppt worden sei. Dadurch sei mutmaßlich Schlimmeres verhindert worden.
Nach Polizeiangaben bedrohte der Mann die Tankstellen-Mitarbeiter in Bad Windsheim mit einer Pistole. Als er die Waffe kurz auf dem Tresen abgelegt habe, habe eine Mitarbeiterin die Chance genutzt und die Waffe an sich genommen. Danach flüchtete sie mit der Pistole auf die Toilette und schloss sich ein. Anschließend hätten zwei Mechaniker den Mann überwältigt.
Tote waren wohl Zufallsopfer
Bei dem Täter handelt es sich den Ermittlern zufolge um einen 47 Jahre alten Mann, der in der Vergangenheit polizeilich nicht auffällig gewesen sei. Bei den beiden Todesopfern, einer 82 Jahre alten Frau und einem 72 Jahre alten Radfahrer, soll es sich nach ersten Erkenntnissen um Zufallsopfer handeln. Die Frau wurde vor ihrem Haus niedergeschossen, der Radfahrer auf offener Straße.
Außerdem wurde ein weiterer Mann mit der Waffe bedroht und ein Landwirt auf seinem Traktor beschossen. Der Landwirt wurde von den Splittern einer Scheibe, auf die der Amokläufer schoss, nur leicht verletzt.
Der Schütze habe einen Revolver und Pistole besessen, für die er eine Waffenbesitzkarte gehabt habe, sagte Oberstaatsanwalt Gerhard Neuhof. Im Fahrzeug soll eine der beiden Waffen gefunden worden sein und auch die Taten seien wohl mit einer dieser Waffen begangen worden.
Psychische Auffälligkeiten nach Festnahme
Nach Angaben des Staatsanwalts zeigte der Festgenommene nach seiner Festnahme psychische Auffälligkeiten. Die Behörde habe daher einen psychiatrischen Sachverständigen eingeschaltet. Dieser solle entscheiden, ob der Tatverdächtige in die Psychiatrie oder in Untersuchungshaft kommt.
Der bayerischen Kripo ist sich bereits sicher, dass die Tat ungeplant war. Darauf weist bereits der Tatort hin: Der kleine Ort Tiefenthal ist derart abgelegen, dass man ihn entweder bewusst ansteuert oder zufällig entdeckt. Ersteres schließt die Polizei aus: "Es gibt keine Hinweise darauf, dass der Täter Beziehungen zu den beiden Opfern hatte", so die Ermittler.
"Im September hätte sie 50 Jahre Ehe gefeiert"
In Tiefenthal selbst herrschte nach der Tat Entsetzen. So blieb es am Bürgermeister von Leutershausen, Siegfried Heß (CSU), den Schrecken der mehr als 5000 Bewohner der Ortschaft in Worte zu fassen. "Diese Tat wirft uns komplett aus der Bahn. Es bleibt uns nur, den Hinterbliebenen unser Beileid auszudrücken", erklärt er. Viele in Leutershausen verstünden nicht, dass in einer so friedlich Ortschaft wie Tiefenthal ein so schreckliches Verbrechen möglich ist. "Ich selbst kannte die Frau von Geburtstagsbesuchen. Im September hätte sie mit ihrem Mann 50 Jahre Ehe gefeiert."