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Ingolstadt: SEK beendet Geiselnahme im Alten Rathaus - Geiseln unverletzt


Geiseldrama von Ingolstadt
SEK setzt Geiselnehmer durch gezielte Schüsse außer Gefecht

Von t-online, dpa, reuters, afp
Aktualisiert am 20.08.2013Lesedauer: 3 Min.
Geiselnahme in IngolstadtVergrößern des Bildes
Das Geiseldrama in Ingolstadt ist beendet - alle Geiseln sind unverletzt (Quelle: Reuters-bilder)
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Ein Spezialeinsatzkommando der Polizei hat das Alte Rathaus in Ingolstadt gestürmt und die Geiselnahme beendet. Dabei wurde der Geiselnehmer von Spezialkräften niedergeschossen. Die beiden Geiseln blieben unverletzt. Ein bewaffneter Mann hatte am Vormittag mehrere Menschen als Geiseln genommen.

Offenbar hatte sich die Situation am späten Nachmittag zugespitzt, deshalb entschied sich die Polizei für einen Zugriff durch das SEK. Laute Knallgeräusche waren zu hören, Sanitäter und Notärzte rannten los.

Der Geiselnehmer wurde nach Polizeiangaben mit zwei Schüssen außer Gefecht gesetzt. Eine Kugel traf ihn in der Schulter, eine am Bein. Der Mann wurde in ein Krankenhaus gebracht.

Langwierige Verhandlungen

Wie Polizeivizepräsident Günther Gietl sagte, verhandelten die Beamten zuvor viele Stunden lang mit dem Täter. "Wir haben auf Zeit spielen können und das bewusst genutzt."

Der mit einer Pistole und einem Messer bewaffnete Täter hatte zwei Männer und eine Frau seit den Vormittagsstunden festgehalten, die Schusswaffe stellte sich später als Attrappe heraus. Seit mehr als einem Jahr hatte der Mann einer Sekretärin nachgestellt, die er dann am Morgen in seine Gewalt brachte

Am frühen Nachmittag kam Ingolstadts Dritter Bürgermeister Sepp Mißlbeck (Freie Wähler) frei, nach langwierigen Verhandlungen zwischen dem Krisenstab und dem 24-Jährigen. Eine vierte Geisel hatte der Täter bereits unmittelbar nach Beginn des Geiseldramas freigelassen.

Keine konkreten Forderungen

Das SEK hatte sich seit den Vormittagsstunden im Umfeld des Rathauses auf den Zugriff vorbereitet. Mehr als 200 Polizisten hatten den Rathausplatz weitläufig abgesperrt, Geschäfte mussten schließen.

Der 24-Jährige hatte keine konkreten Forderungen gestellt, sagte ein Polizeisprecher. Zuletzt seien ihm aber Tabletten ins Rathaus gebracht worden. Auch Essen hatte er verlangt.

Geiselnehmer war vorbestrafter Stalker

Laut Polizei hat er schon einige Zeit psychische Probleme. Sein Psychiater soll während der Geiselnahme im Gebäude gewesen sein und mit dem Mann geredet haben, berichtete der "Donaukurier" unter Berufung auf Polizeikreise.

Der Täter ist ein vorbestrafter Stalker und der Konflikt war in den vergangenen Wochen eskaliert. Er sei erst Ende Juli wegen Stalkings, Beleidigung und Körperverletzung zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden, sagte der leitende Oberstaatsanwalt Helmut Walter. Laut einem Gutachter sei nicht zu erwarten gewesen, dass er eine schwerwiegende Straftat begehen würde.

Der 24-Jährige habe Hausverbot in der Stadtverwaltung, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Wegen der Stalking-Vorwürfe ermittelt die Polizei nach eigenen Angaben seit rund einem Jahr gegen den Mann.

Täter aus der Psychiatrie geflüchtet?

"Der Begriff Stalker erscheint mir etwas verharmlosend, weil er doch eine ganze Liste von Vorstrafen hat, die weit über das hinausgeht, was man als Stalking bezeichnet", sagte Oberbürgermeister Alfred Lehmann.

Der Geiselnehmer habe nicht nur einer Mitarbeiterin des Rathauses über Monate nachgestellt, sondern auch weitere Angestellte bedroht. Außerdem habe er Mitarbeiterinnen sexuell belästigt. Diese Taten habe die Stadtverwaltung angezeigt.

Laut "Augsburger Allgemeine" war der Mann offenbar aus der Psychiatrie geflüchtet. Demnach hatten sich der Mann und die 25-jährige Rathausangestellte im vergangenen Jahr kennengelernt und angefreundet. Als die Frau ihren neuen Freund kennenlernte, habe sie die Freundschaft beenden wollen.

Geplanter Merkel-Besuch abgesagt

Ein für den Nachmittag geplanter Besuch von Kanzlerin Angela Merkel wurde abgesagt. Die CDU-Vorsitzende sollte um 17 Uhr zusammen mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) direkt auf dem seit dem Morgen weiträumig abgesperrten Rathausplatz auftreten.

Einen Zusammenhang zwischen dem geplanten Merkel-Besuch und der Geiselnahme sieht die Polizei nicht. Auch ein für 19 Uhr geplanter Wahlkampfauftritt von Kanzlerin und Seehofer in Regensburg wurde abgesagt.

Motiv noch nicht klar

Der Ingolstädter Oberbürgermeister Alfred Lehmann (CSU) hatte zuvor über das mögliche Motiv des Geiselnehmers gesagt: "Er möchte, dass wir einen Bescheid aufheben." Um welchen Bescheid es gehe, sei bisher nicht bekannt. Möglicherweise handele es sich um das Hausverbot für die Rathäuser der Stadt.

Unterdessen berichtet der "Donaukurier" unter Berufung auf den Anwalt des Mannes, der Geiselnehmer habe in der vergangenen Woche auch Hausverbot für die städtische Obdachlosenunterkunft bekommen. Dagegen habe er den Rechtsweg beschreiten wollen.

"Mein Mandant war in keiner Weise aggressiv. Es hat sich absolut nichts abgezeichnet", sagte der Anwalt.

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