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Kennzeichen-Scanner führten zum Sniper: ein Lkw-Fahrer


Kriminalität
Kennzeichen-Scanner führten zum Sniper: ein Lkw-Fahrer

Von dpa, t-online
Aktualisiert am 24.06.2013Lesedauer: 3 Min.
Autobahn-Sniper gefasstVergrößern des Bildes
Der Autobahn-Schütze hatte es vor allem auf Lkw abgesehen (Quelle: dpa-bilder)
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Der Autobahn-Sniper, der seit 2008 über 700 Mal auf Lkw geschossen hat, ist offenbar selbst Lkw-Fahrer. Lange Zeit tappten die Ermittler im Dunklen und setzten laut "Focus" sogar Köder-Laster ein, um den Täter auf frischer Tat zu erwischen - vergeblich.

Der entscheidende Schritt war ein großangelegter Datenabgleich. Nun erfolgte die Festnahme eines 57-Jährigen, wie das Bundeskriminalamt (BKA) berichtete. Der nach Würzburg überstellte Verdächtige ist nach Angaben der Ermittler als Berufskraftfahrer bei einer Spedition angestellt. Er werde weiter vernommen, bestätigte der Würzburger Oberstaatsanwalt Dietrich Geuder. Nach Medienberichten stammt der Beschuldigte aus der Eifel-Gemeinde Kall. Bei seiner Festnahme dort seien Waffen gefunden worden, teilte das BKA mit. Bei den Anschlägen wurden verschiedene Kaliber verwendet.

Einschusslöcher meist spät entdeckt

Wie Bayerischer und Südwestrundfunk berichteten, soll der mutmaßliche Täter bereits gestanden und die Ermittler zu seinem Waffenversteck geführt haben. Den genauen Tatvorwurf nannte das BKA zunächst nicht.

Die Schüsse hatten die Ermittler vor ein Rätsel gestellt. Da die Einschusslöcher meist erst nach Ankunft der Lastwagen bemerkt wurden, waren genaue Tatorte kaum zu ermitteln. Letztlich soll der Einsatz von verdeckten Scangeräten an strategischen Stellen die Fahnder auf die Spur des 57-Jährigen gebracht haben, wie der SWR berichtete.

Routen rekonstruiert

Das BKA sammelte auf diese Weise massenhaft Kfz-Kennzeichen. So konnte die Route der betroffenen Lastwagen rekonstruiert werden. Auch Verbindungsdaten von Mobilfunkmasten wurden in den Datenabgleich mit einbezogen. Nach einem neuen Anschlag seien jeweils die Daten entlang der Route abgeglichen und auch Verbindungsdaten von Mobilfunkmasten entlang der Autobahn ausgewertet worden.

Die Daten hätten die Aufmerksamkeit des BKA am Ende auf eine konkrete Person konzentriert, schreibt ARD-Terrorismusexperte Holger Schmidt. Das BKA will erst am Dienstag weitere Details nennen.

Köder griffen nicht

Sogenannte Köder-Lkw sollten laut "Focus" Schüsse auf sich ziehen und so zum Täter führen. Der Plan scheiterte jedoch: Der Täter nahm keinen der überwachten Lastwagen unter Beschuss. Im November vergangenen Jahres wandte Ziercke sich persönlich in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY" an die Bevölkerung und erhöhte die Belohnung von 27.000 auf 100.000 Euro. Nach diesem Auftritt gingen mehrere hundert Hinweise beim BKA ein, die aber nicht weiterhalfen.

Schon früh hatten die Ermittler auf einen Lkw-Fahrer als möglichen Täter getippt, weil die Höhe der Einschusslöcher auf einen Schützen im Führerhaus eines Lastwagens schließen ließ. Noch im vergangenen November hatte BKA-Präsident Jörg Ziercke aber eingeräumt, darüber hinaus gebe es keine konkreten Hinweise auf den Täter. Durch ballistische Untersuchungen konnte das BKA nachweisen, dass die Schüsse von einem Lkw aus abgefeuert wurden

Zwei schwerverletzte Frauen

Ein Vorfall, der den Fahndungsdruck massiv verschärfte, ereignete sich 2009: Auf der A 3 bei Würzburg wurde eine Autofahrerin am Hals getroffen und schwer verletzt. Ein Versehen, wie es heißt. Wieder soll ein Autotransporter das Ziel gewesen sein. Ein anderes Mal kam eine Autofahrerin von der Straße ab und prallte gegen die Mittelleitplanke.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sprach von einem wichtigen Fahndungserfolg. Es sei gelungen, "einen hochgefährlichen Täter dingfest zu machen". Die Speditionsbranche reagierte erleichtert. "Es ist auch ein Gefühl der Hilflosigkeit gewesen über all die Jahre", sagte der Sprecher des Deutschen Speditions- und Logistikverbandes (DSLV), Ingo Hodea und ergänzte: "Wir hoffen, dass es jetzt vorbei ist." Noch ist nicht klar, ob der Festgenommene für alle Taten verantwortlich ist.

Seit Herbst 2012 ermittelten 90 Beamte in der "Besonderen Aufbauorganisation Transporter". Neben dem BKA waren Polizisten aus Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz beteiligt. Besonders betroffen waren nach früheren BKA-Angaben die A 3 von Köln bis Nürnberg, die A 4 zwischen Aachen und Köln, die A 5 zwischen Karlsruhe und Kirchheim, die A 6 von Walldorf bis Nürnberg und die A 61 von Walldorf bis Kerpen.

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