Katastrophensturm "Harvey" Jahrhundertflut in Texas fordert weitere Opfer
Die US-Metropole
Sechs Mitglieder einer Familie ertranken vermutlich in Houston, als ihr Van von den Fluten fortgespült wurde, berichtete der Fernsehsender "KHOU" unter Berufung auf drei weitere Familienangehörige. Es werde befürchtet, dass vier Kinder und ihre Großeltern ums Leben kamen, als ihr Fahrzeug auf einer Brücke von den Wassermassen erfasst wurde.
Houstons Polizeichef Art Acevedo sagte, er habe keine Informationen zu dem "KHOU"-Bericht. Er sei aber wirklich besorgt, wie viele Leichen nach den Überflutungen gefunden werden könnten. Bislang hatten offizielle Stellen nur zwei Tote durch «Harvey» bestätigt.
Die Einsatzkräfte waren vom schieren Ausmaß der Überschwemmungen überwältigt. Bisher seien mindestens 2000 Menschen gerettet worden, 185 weitere Notrufe müssten Stand Montagmorgen (Ortszeit) noch abgearbeitet werden, sagte Polizeichef Acevedo.
Das Nationale Hurrikan-Zentrum (NHC) der USA sprach von "beispiellosen Überschwemmungen" und sagte am Montag weitere heftige Regenfälle voraus. Die Behörden rechneten damit, dass sie mehr als 30.000 Menschen in Notunterkünften unterbringen müssen.
Der Dauerregen sorgte unter anderem in Houston, der viertgrößten Stadt der USA, für Überflutungen. Binnen 24 Stunden waren dort 60 Zentimeter Regen gefallen. In der Stadt leben rund 2,3 Millionen Menschen, in der Metropolregion mehr als sechs Millionen.
Hunderttausende Menschen waren in Houston am Montag ohne Strom, weil die oft über Holzmasten verlegten Leitungen der Gewalt von Wind und Wasser nicht standhalten konnten.
Sämtlicher Verkehr kommt zum Erliegen
Zwei Krankenhäuser in Houston mussten evakuiert werden. Auch die wichtigsten Schnellstraßen waren von den Überschwemmungen betroffen. "Die Straßen, auf denen du täglich fährst, sind vollständig unter Wasser", sagte der Bewohner John Travis der Nachrichtenagentur AFP.
Der Flugbetrieb an den beiden Flughäfen der texanischen Metropole kam zum Erliegen, darunter auch das vielgenutzte Luftverkehrsdrehkreuz George Bush Intercontinental Airport.
Innerhalb von 15 Stunden wurden in Houston 56.000 Notrufe registriert - sieben Mal mehr als üblich. Die städtische Katastrophenschutzbehörde forderte die Einwohner auf, sich aufs Dach zu retten, wenn das oberste Stockwerk ihres Hauses nicht mehr sicher sei. Bislang wurden mehr als 2000 Bewohner von Rettungskräften in Sicherheit gebracht.
"Übersteigt alle Erwartungen"
Die US-Katastrophenschutzbehörde FEMA rief die Bevölkerung auf, sich an den Hilfsarbeiten zu beteiligen. "Ich bitte alle Einwohner, zu helfen", sagte der Leiter der Behörde, Brock Long, am Montag. Derzeit bewege sich der Sturm sehr langsam vom Fleck, teilte das NHC mit. Er treibe Richtung Meer, werde wohl Mitte der Woche zurückkehren und mehr Regen mit sich bringen.
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Der Chef des Nationalen Wetterdienstes, Louis Uccellini, sagte bei einer Pressekonferenz in Washington, die weitere Entwicklung des Sturms sei "schwer vorherzusagen". In den nächsten Tagen könnten weitere 50 Zentimeter Regen pro Quadratmeter zu den Wassermengen hinzukommen, prognostiziert der Nationale Wetterdienst. "Wir erwarten den Höhepunkt erst am Donnerstag oder Freitag", sagte Uccellini.
Trump ruft Katastrophenfall für Louisiana aus
Der heftige Regen ließ in der Nacht zum Montag etwas nach, sollte aber nach Angaben des Nationalen Wetterdienstes bis zum Nachmittag (Ortszeit) wieder stärker werden. "Harvey" könnte den Voraussagen zufolge weiter nach Louisiana ziehen.
Für den Bundesstaat hat US-Präsident Donald Trump am Montag den Katastrophenfall ausgerufen. Auf Grundlage der Entscheidung können Bundesmittel freigegeben werden, um erwartete Sturmschäden zu beheben. Zuvor galt der Katastrophenfall bereits für Texas, das am stärksten von den Sturmfolgen betroffen ist.
Diskussion um Zeitpunkt der Evakuierungen
Houstons Bürgermeister Sylvester Turner wies Vorwürfe zurück, dass Evakuierungen zu spät veranlasst worden seien. Zahlreiche Menschen aus ihren Häusern hinaus auf die Straßen zu schicken, werde nicht leichtfertig angeordnet, sagte er vor Journalisten.
Der Sender ABC zeigte Bilder eines Vaters und seines sechsjährigen Sohnes, die per Hubschrauber aus dem zweiten Stock ihres Hauses gerettet wurden. Beide trugen nur einen Rucksack bei sich. "Das ist alles was wir haben", sagte der Vater. "Wir danken Gott. Wir danken Gott."
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Die US-Katastrophenschutzbehörde Fema erklärte, voraussichtlich müssten mehr als 30.000 Flutopfer in Notunterkünften untergebracht werden. Die Rettungseinsätze würden "ein sehr schweres Gewicht haben", sagte Fema-Chef Brock Long bei der Pressekonferenz in Washington.
Stärkster Sturm seit zwölf Jahren
An den Rettungseinsätzen vor Ort beteiligten sich außer Feuerwehr und Polizei auch tausende Nationalgardisten sowie die Zivilbevölkerung. Der texanische Gouverneur Greg Abbott sagte, die Lage werde sich weiter verschlimmern. Schon jetzt gingen die Schäden "in die Milliarden".
"Harvey" war am Freitag als Hurrikan der zweithöchsten Kategorie in Texas auf Land getroffen. Es war der stärkste Wirbelsturm auf US-Festland seit zwölf Jahren. Später wurde er auf einen Tropensturm herabgestuft, brachte aber weiter heftige Regenfälle mit sich.
Behörden melden drittes Todesopfer
Am Sonntag wurde ein dritter Todesfall bestätigt: Ein Frau starb in Houston, als sie sich auf einer überfluteten Straße aus ihrem Auto retten wollte. Die Behörden gehen von weiteren Todesopfern aus. Die Bergung stehe aber bisher nicht im Vordergrund, meldet die Deutsche Presse-Agentur.
Die US-Regierung im Weißen Haus kündigte am Sonntag an, Präsident Donald Trump werde am Dienstag die betroffenen Gebiete besuchen. Bei Twitter hatte Trump geschrieben, er werde erst nach Texas reisen, wenn dies "keine Störung" des Katastropheneinsatzes verursache. Der Schwerpunkt müsse "auf Leben und Sicherheit liegen".