Zahl der Toten steigt Heftige Nachbeben erschüttern Nepal
Nach dem schweren Erdbeben am Samstag in Nepal ist die Zahl der Todesopfer in der gesamten Region auf mindestens 2500 gestiegen. Inzwischen ist das Land im Himalaya von zahlreichen Nachbeben erschüttert worden. Eines erreichte eine Stärke von 6,7 - das Hauptbeben hatte die Stärke 7,8.
Den neuen heftigen Erdstoß hat die US-amerikanische Erdbebenwarte USGS gemessen. In der Hauptstadt Kathmandu liefen die Menschen schreiend ins Freie. Berichte über neue Opfer und Schäden gibt es noch nicht. Für die kommenden Wochen werden weitere Nachbeben erwartet.
Derweil wurden allein in Nepal den Behörden zufolge mindestens 2430 Tote gefunden. Dazu kamen 18 Bergsteiger, die am Mount Everest von einer Lawine verschüttet wurden. Weitere 61 Todesopfer wurden aus den Nachbarländern China, Indien und Bangladesch gemeldet.
Da viele abgelegene Bergregionen noch von der Umwelt abgeschnitten waren, wurde damit gerechnet, dass noch viele weitere Tote entdeckt werden Tausende Verletzte werden behandelt. Die Zahl der Toten könne weiter steigen, so die nepalesischen Behörden.
Auch der Präsident schlief im Zelt
Das Beben am Samstagmittag hat auch die umliegende Länder China, Indien und Bangladesch erschüttert. Auch dort starben Menschen, als ihre Häuser über ihnen zusammenstürzten.
Die meisten Menschen in Nepals Hauptstadt Kathmandu haben die Nacht im Freien verbracht, bei leichtem Nieselregen - darunter auch Verletzte, die in den überfüllten Krankenhäusern keinen Platz mehr fanden. Tausende haben ihre Häuser verloren oder fürchten sich, in die Gebäude zurückzukehren. Selbst der Präsident Ram Baran Yadaf habe in einem Zelt geschlafen, sagte sein Sprecher in einem lokalen Radio.
Fast nirgendwo in Kathmandu gibt es Strom, manche Menschen helfen sich mit Solarlampen. "Wir laden unsere Handys an Autobatterien auf", sagte Alina Shrestha von der Hilfsorganisation "World Vision", die selbst betroffen ist. Etwa 30 Nachbarn hätten die Nacht in Zelten in ihrem Hof verbracht. Sie höre Helikopter, aber Soldaten oder Polizisten habe sie in ihrem Stadtviertel noch nicht gesehen.
"Alle Angehörigen und Nachbarn"
Wie es in vielen abgelegenen Städte und Dörfern in dem Himalaya-Land aussieht, ist noch immer kaum zu überblicken. Das Dorf Barmak, unter dem das Epizentrum des Bebens lag, sei fast vollständig zerstört, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. "Ich habe meine Angehörigen und alle meine Nachbarn verloren", klagte eine Frau in einem örtlichen Radiosender. "Kann jemand, der überlebt hat, uns helfen? Wir haben weder Essen noch Kleidung. Alles ist weg."
Nepal hat den Notstand in den betroffenen Gebieten ausgerufen. Schulen und Universitäten bleiben für eine Woche geschlossen. Die Stromversorgung könnte lange ausfallen, da das Erdbeben die Wasserkraftwerke beschädigt hat, von denen Nepal fast all seinen Strom bezieht. Indien hat mehrere Flugzeuge mit Hilfsgütern wie Nahrungsmitteln, Wasser und Kommunikationsgeräten geschickt. Auch aus Deutschland haben sich Helfer auf den Weg gemacht, darunter ein Team des Bundesverbands Rettungshunde.
Hilfsorganisationen riefen die Menschen in Deutschland zu Spenden auf. Care etwa plant, bis zu 75.000 Menschen mit Notunterkünften, Nahrungsmitteln, Wasserreinigungstabletten und dem Bau von Latrinen zu unterstützen. Das Deutsche Medikamentenhilfswerk "Action Medeor" packt Verbandsmaterialien, chirurgisches Besteck, Schmerzmittel, Antibiotika und Spritzen für seine Partner.
Nur Kekse und Trockenfrüchte
Die internationalen Caritasverbände arbeiten bereits vor Ort - und berichten von großen Problemen. "Der Zugang zu Erdbebenopfern ist vielerorts noch nicht möglich, weil die Straßen blockiert sind. Die Kommunikation ist aufgrund des Stromausfalls schwierig", erklärte der Direktor der Caritas in Nepal, Pius Perumana. Ein deutscher Mitarbeiter werde bald das lokale Katastrophen-Team verstärken. Auch die Organisation Help - Hilfe zur Selbsthilfe wird zwei erfahrene Helfer schicken.
Augenzeugen berichten, vielfach hätten die Menschen nur noch Kekse und Trockenfrüchte übrig. Hilfsorganisationen fürchten, dass bald auch das Wasser ausgeht. Auch die Ärzte sind an vielen Orten bereits überlastet. "Unter den Toten sind viele Kinder", sagte Doktor Pratab Narayan aus dem Teaching-Krankenhaus. "Wir sind völlig überwältigt von der Zahl an Menschen."
Auch am höchsten Berg der Erde hat das Erdbeben zugeschlagen. Es löste eine Lawine aus, die durchs Basislager fegte und vielen Bergsteigern den Tod brachte. Wie es in den höheren Lagern am Mount Everest aussieht, ist noch gar nicht bekannt.
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