Missbrauch vom Schreibtisch aus Mutmaßlicher Täter gab Befehle per Webcam
Täter missbrauchen Kinder live vor der Kamera, während die Kunden ihnen Anweisungen geben. Gegen einen dieser Kunden hat die Staatsanwaltschaft Traunstein jetzt Anklage erhoben.
Einem Mann aus Oberbayern wird vorgeworfen, per Webcam den Missbrauch von Kindern angeleitet zu haben. Er soll Kunde einer Form von Kinderpornografie gewesen sein, die als "Webcam Child Sex Tourism" bekannt ist. Während die Täter die Kinder vor der Kamera missbrauchen, können die Kunden das Geschehen live beobachten – und sowohl Opfern als auch Tätern Befehle geben. Meistens sitzen die Kunden dabei im Ausland.
Mehrere Fälle schweren Missbrauchs
Aufgrund der Einflussmöglichkeiten auf Täter und Opfer macht sich der Kunde genauso strafbar, wie derjenige, der das Kind missbraucht. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann aus dem Landkreis Altötting deswegen unter anderem jeweils mehrere Fälle von Anstiftung zum schweren sexuellen Missbrauch von Kindern und Besitz kinderpornografischer Schriften vor – und hat nun Anklage erhoben.
Einem Sprecher des Landgerichts Traunstein zufolge haben nun alle Verfahrensbeteiligten Zeit, Stellung zu nehmen. Wann das Gericht danach über die Zulassung der Anklage entscheidet, sei noch nicht absehbar, sagte der Gerichtssprecher.
Experten gehen von hoher Dunkelziffer aus
Wegen der internationalen Dimension des Falls war das Bundeskriminalamt an den Ermittlungen beteiligt. Als die Fahnder die Wohnung des Mannes im August durchsuchten, sicherten sie Beweismaterial. Der damals 48-Jährige kam in Untersuchungshaft.
Das Phänomen Webcam-Kindersextourismus gibt es seit wenigen Jahren, genaue Zahlen nicht. Experten gehen von einer hohen Dunkelziffer aus.
- dpa