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27 Jahre nach Gladbeck: Geiselgangster erhält Freiheits-Schnupperkurs


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27 Jahre nach Gladbeck
Geiselgangster erhält Freiheits-Schnupperkurs

t-online.de mit Material von dpa

29.10.2015Lesedauer: 2 Min.
Nach 27 Jahren Aussicht auf die Freiheit: Hans-Jürgen R. (rechts) mit seinem Komplizen Dieter D. in dem entführten Bus.Vergrößern des Bildes
Nach 27 Jahren Aussicht auf die Freiheit: Hans-Jürgen R. (rechts) mit seinem Komplizen Dieter D. in dem entführten Bus. (Quelle: dpa)

Über 27 Jahre liegt das Geiseldrama von Gladbeck zurück - noch rufen die Bilder von damals Wut hervor. Jetzt durfte einer der beiden Täter erstmals das Gefängnis verlassen - gut bewacht und nur für wenige Stunden.

Hans-Jürgen R. (58) habe sich begleitet von drei Beamten vier Stunden lang in Eschweiler bei Aachen aufgehalten, berichtete sein Anwalt Rainer Dietz. Dabei sei er mit einer speziellen Hand- und Fußfessel unter der Kleidung gesichert gewesen.

"Aufrechterhaltung der Lebenstüchtigkeit"

Es habe sich um eine Maßnahme zur "Aufrechterhaltung der Lebenstüchtigkeit" gehandelt, sagte ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Justizministeriums. "Er kann mal sehen, wie sich die Welt nach 27 Jahren verändert hat."

R. und sein Komplize Dieter D. waren im August 1988 nach einem missglückten Bankraub in der Ruhrgebietsstadt Gladbeck mit Geiseln geflüchtet. Beim drei Tage dauernden "Gladbecker Geiseldrama" kamen drei Menschen ums Leben: Der 15-jährige Emanuele De Giorgi, den D. in einem entführten Linienbus erschoss. Ein Polizist starb bei der Verfolgung in die Niederlande beim Zusammenstoß mit einem Lastwagen.

Die 18-jährige Geisel Silke Bischoff wurde bei der abschließenden Polizeiaktion auf der Autobahn erschossen - laut Behördenangaben mit der Waffe R.'s.

R. wurde 1991 zu lebenslanger Haft mit Sicherungsverwahrung verurteilt. Laut Dietz kann er erstmals nächstes Jahr im Sommer Haftentlassung auf Bewährung beantragen.

Ministerium geht nicht von einer Entlassung 2016 aus

Für viele Menschen saßen damals moralisch auch Vertreter der Presse auf der Anklagebank: Einige von ihnen hatten sich auf der Jagd nach einer Story den Gangstern gegenüber geradezu kumpelhaft verhalten. Der eine oder andere ließ sich sogar auf eine Mitfahrt im Fluchwagen ein - und wurde dadurch zur Behinderung für mögliche Zugriffsversuche der Polizei. Doch auch die kam wegen ihrer chaotischen Herangehensweise in die Kritik.

R. muss seine Strafe bis mindestens Juni 2016 verbüßen, sagt Ministeriumssprecher Detlef Feige. Bedingung für eine Haftentlassung sei die Möglichkeit "umfassender" Lockerungsmaßnahmen - beispielsweise ohne Fessel und mit nur einem Betreuer auszugehen. Nach Einschätzung des Ministeriums ist aber nicht davon auszugehen, dass R. 2016 aus der Haft entlassen wird.

Nach früheren Angaben kann sein Komplize Dieter D. in der JVA Werl frühestens im August 2016 entlassen werden. Er wurde bereits mit Lockerungsmaßnahmen auf seine Entlassung vorbereitet.

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