Urteil im Fall Diren gefällt 70 Jahre Haft für den Todesschützen
Der Todesschütze des Hamburger Austauschschülers Diren D. ist zu 70 Jahren Haft verurteilt worden. Dieses Strafmaß verkündete Richter Ed McLean für den wegen vorsätzlicher Tötung verurteilten Markus Kaarma in Missoula im US-Staat Montana. Die ersten 20 Jahre kann Kaarma keinen Antrag auf Bewährung stellen. Die Familie des Opfers reagierte mit gemischten Gefühlen.
Kaarma stand in seiner orangefarbenen Häftlingsuniform zwischen seinen Verteidigern und entschuldigte sich in einer kurzen Stellungnahme für seine Tat. "Ich habe getan, was ich für nötig hielt, um meine Familie und mich selbst zu schützen", sagte er, ehe er mit Fußfesseln von Sicherheitsbeamten abgeführt wurde. "Sie sind wütend auf die Welt, und das ist offensichtlich an ihrem Verhalten, an der Sprache, die Sie verwenden", sagte McLean. "Sie sind auf die Jagd gegangen. Wie konnten Sie ein Kind töten, das ein Bier stehlen wollte?". Und: "Wir müssen eine Gesellschaft schaffen, in der Menschen wie Sie nicht überreagieren." Der heute 30-Jährige stelle eine zu große Bedrohung dar.
Markus Kaarma hatte Diren im April 2014 erschossen, nachdem dieser nachts in seine Garage eingedrungen war. Die Geschworenen in dem Prozess meinten, er habe den Jugendlichen in eine Falle gelockt und kaltblütig hingerichtet. Die Verteidigung hat dagegen auf Notwehr plädiert. Einen Antrag auf ein neues Verfahren lehnte McLean ab.
"Er ist kein gewalttätiger Mensch"
Die Partnerin des Täters hatte an das Gericht appelliert: "Markus mag Fehler gemacht haben, aber er ist kein gewalttätiger Mensch." Er sei ein Mann weniger Worte, der aber ein großes Herz habe und sich um seine Familie sorge. "Wir sind gute Leute, gute Eltern", sagte sie. "Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, hätte ich dieses Haus niemals gekauft und würde niemals in dieser Nachbarschaft leben." Die Mutter von Kaarma bat den Richter, dem 19 Monate alten Sohn der beiden nicht seinen Vater wegzunehmen.
Direns Vater, der mit seinem Rechtsvertreter angereist war, reagierte zurückhaltend. "Ich bin nicht glücklich", sagte Celal D.. "Er lebt. Er geht ins Gefängnis, aber er lebt. Mein Sohn ist tot", sagte er mit Blick auf den verurteilten K. Doch natürlich sei er froh, dass das Gerichtsverfahren jetzt überstanden sei. "Wir müssen nach Hause gehen und weitermachen."
Auch die Gasteltern des erschossenen Teenagers äußerten sich in emotionalen Bemerkungen vor Gericht. "Der Mord an Diren hat (unsere Leben) in einen Wirbelsturm aus Schock, Leid und Trauer verwandelt", sagte Direns Gastvater. "Es hat all die Freude aus unserer Familie gesaugt. Jeder Tag zermürbt uns. Wir tun einfach, was wir tun müssen, um durch den Tag zu kommen."