Kaum Kontrollen möglich Polizeigewerkschaft bezeichnet Kondompflicht als lächerliche Vorschrift
Nachdem die Große Koalition in dieser Woche unter anderem eine Kondompflicht für Freier in Bordellen beschlossen hat, fragt sich die Polizeigewerkschaft, wie die Beamten diese überprüfen sollen. "Es ist keinem Menschen zumutbar zu kontrollieren, ob ein Freier im Puff ein Kondom trägt oder nicht", sagte der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, der "Bild"-Zeitung. Die Kondom-Pflicht sei absolut lächerlich.
Ein neues Gesetz soll Prostituierte vor Gewalt, Ausbeutung und Krankheiten schützen. Bei einem Verstoß gegen die Kondompflicht sollen nicht die Prostituierten bestraft werden, sondern allenfalls die Freier und die Bordellbetreiber. Das Gesetz sieht auch vor, Prostituierten eine regelmäßige medizinische Beratung vorzuschreiben. Die Opposition bezeichnete das Vorhaben als Symbolpolitik.
Mindestalter für Prostituierte abgelehnt
Kritik übt auch die Frauenrechtlerin Lea Ackermann. "Kondompflicht, wie schön - aber wer soll das überprüfen?", sagte Ackermann der "Süddeutschen Zeitung". Die Gründerin des Projekts Solwodi, das Zwangsprostituierte berät, wirbt für ein Heraufsetzen des Mindestalters für Prostituierte auf 21 Jahre. Junge Mädchen könnten nicht abschätzen, was Prostitution bedeute. "Frauen in der Prostitution sind fertig, krank, traumatisiert", argumentierte die Ordensschwester Ackermann.
Die SPD hatte eine von der Union geforderte Anhebung des Mindestalters auf 21 Jahre mit dem Argument verhindert, durch eine solche Maßnahme könnten jüngere Prostituierte in die Illegalität getrieben werden.
Die umstrittenen Zwangsuntersuchungen hält Frauenrechtlerin Ackermann dagegen für richtig: Für viele Frauen sei dies die einzige Möglichkeit, untersucht zu werden. "Wenn sie in einem Gewaltverhältnis waren, könnten sie dem Arzt einen Hinweis geben. Pflichtberatungen sehe ich als Hilfe für die Frauen, nicht als Diskriminierung", sagte Ackermann.