Weitere Todesfälle wegen "Fiebers" gemeldet Corona-Lage in Nordkorea spitzt sich zu
Während die Corona-Pandemie die Welt in Atem hielt, vermeldete Nordkorea keine einzige Infektion. Das Blatt hat sich nun gewendet: Dem Land mit einem der schlechtesten Gesundheitssysteme weltweit droht eine Krise.
Die Corona-Lage in Nordkorea hat sich am Wochenende offenbar weiter drastisch verschärft. Das Land meldete am Sonntag 15 Todesfälle wegen "Fiebers", am Samstag waren es 21. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA stieg die Zahl der Todesfälle auf insgesamt 42 – bei 820.620 Krankheitsfällen und mindestens 324.550 Fällen, die medizinische Behandlung bedürfen. Wie viele der Todesfälle auf das Coronavirus zurückzuführen sind, blieb unklar, da es an Testkapazitäten fehlt.
Laut dem Nordkorea-Experten Cheong Seong-chang vom südkoreanischen Sejong-Institut ist es "nicht übertrieben, all diese Fälle von 'Fieber' als Covid-19-Erkrankungen zu betrachten", da Nordkorea die Tests fehlten. Die tatsächlichen Ansteckungszahlen könnten Seong-chang zufolge wegen vieler asymptomatischer Fälle höher als die gemeldeten "Fieber"-Zahlen sein. Die Zahl der Ansteckungen wachse "sehr schnell".
Lockdowns angeordnet
Nordkorea hatte erst am Donnerstag bekannt gegeben, dass die hoch ansteckende Omikron-Variante in der Hauptstadt Pjöngjang entdeckt worden sei. Machthaber Kim Jong Un sagte, der Ausbruch habe "große Unruhe" in dem Land verursacht.
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Laut KCNA wurde für alle Provinzen und Städte ein "völliger Lockdown" angeordnet. Trotz drastischer Maßnahmen meldet Nordkorea aber täglich hohe Zahlen neuer Fälle in der ungeimpften Bevölkerung.
Auf einer Sitzung des Politbüros hatte Kim laut KCNA am Freitag gesagt, der Ausbruch habe "große Unruhe" im Land ausgelöst. Er sei jedoch zuversichtlich, dass "wir diese bösartige Infektionskrankheit innerhalb kürzester Zeit überwinden können". Auf der Sitzung wurde laut KCNA über die Verteilung von Notfallmedikamenten und Behandlungsmethoden beraten.
In staatlichen Medien hieß es, die bisherigen Todesfälle seien "auf Fahrlässigkeit, einschließlich einer Überdosierung von Medikamenten, aufgrund mangelnder Kenntnisse über wissenschaftliche Behandlungsmethoden" zurückzuführen.
"Weg für internationale Hilfe ebnen"
Kim kündigte an, Pjöngjang werde sich bei den landesweiten Lockdowns am Modell Chinas orientieren. Nordkorea sollte "von den Erfahrungen und fruchtbaren Erfolgen" Chinas lernen. Peking verfolgt eine strikte Null-Covid-Strategie, kämpft derzeit allerdings selbst mit Corona-Ausbrüchen in mehreren Provinzen.
Nordkorea-Experte Leif-Eric Easley, Professor an der Ewha-Universität in Seoul, deutet die Rhetorik Kims als pessimistisches Signal an die eigene Bevölkerung. "Seine Sprache vermittelt den Eindruck, dass die Lage in Nordkorea sich verschlechtert, bevor sie sich wieder bessert", sagte er der Nachrichtenagentur AFP. Mit seinen Worten könnte der Machthaber "den Weg für internationale Hilfe ebnen" – oder aber "eine Bevölkerung hinter sich versammeln, die vor weiteren Opfern steht".
Das ohnehin weitgehend abgeschottete kommunistische Nordkorea hatte Anfang 2020 seine Grenzen abgeriegelt, um sich vor der Pandemie zu schützen. Das Land verfügt laut Experten über eines der schlechtesten Gesundheitssysteme der Welt.
Impfstoff-Angebote abgelehnt
Nordkorea ist von Ländern umgeben, die allesamt schwere Omikron-Ausbrüche hatten oder haben. Anders als in den Nachbarländern ist von den 25 Millionen Einwohnern Nordkoreas jedoch niemand gegen das Coronavirus geimpft.
Das Land hat Impfstoff-Angebote von China und der Weltgesundheitsorganisation bisher abgelehnt. Nach den Meldungen über den Omikron-Ausbruch im Land haben sowohl die Regierung in Peking als auch Südkorea der Führung in Pjöngjang erneut Impfstoffe angeboten.
Derweil weisen mitten in der schweren Gesundheitskrise im Land neue Satellitenbilder darauf hin, dass Nordkorea den Bau eines Reaktors in seiner wichtigsten Atomanlage wiederaufgenommen hat. Analysten warnen davor, dass Kim die Testpläne für Atomwaffen beschleunigen könnte, um die nordkoreanische Bevölkerung vom Corona-Ausbruch abzulenken.
- Nachrichtenagentur AFP