Bekenntnis des Bahn-Chefs Bahn bereut Stuttgart 21
Immer teurer, immer neue Verzögerungen: Stuttgart 21 macht viele Probleme. Der Bahn-Chef sagt jetzt: Mit dem heutigen Wissen würde das Projekt nicht mehr begonnen. Abgebrochen wird es trotzdem nicht.
Die Deutsche Bahn würde das Projekt Stuttgart 21 aus heutiger Sicht nicht noch einmal beginnen. "Mit dem Wissen von heute würde man das Projekt nicht mehr bauen", sagte Vorstandschef Richard Lutz im Verkehrsausschuss des Bundestags, wie zuerst die "Rhein-Neckar-Zeitung" berichtete. Teilnehmer der Sitzung am Mittwoch bestätigten der Deutschen Presse-Agentur am Freitag die Aussage. Lutz habe zugleich deutlich gemacht, dass es wirtschaftlicher sei, das Projekt fortzuführen als abzubrechen.
Der Bau des unterirdischen Durchgangsbahnhofs in Stuttgart war seit dem Beginn 2010 immer teurer geworden – unter anderem wegen gestiegener Baukosten, langwieriger Planungsverfahren und Kosten für den Artenschutz. Der Rahmen lag 2009 bei 4,5 Milliarden Euro, 2013 waren es dann schon 6,5 Milliarden. Im Januar dieses Jahres erhöhte der Bahn-Aufsichtsrat das Volumen auf 8,2 Milliarden Euro und verschob die Eröffnung auf 2025.
Kritiker fürchteten schon lange Kostensteigerungen
Kritiker hatten von Anfang an befürchtet, dass die Kosten aus dem Ruder laufen. In Stuttgart hatte es heftige Proteste gegeben, die mit einer Schlichtung und einer Volksabstimmung endeten.
Die Bahn rechnet nach Informationen der "Stuttgarter Zeitung" damit, dass sie mit dem Projekt 2,2 Milliarden Euro Verlust macht. Dieser ergebe sich aus dem Eigenanteil des Konzerns an den Projektkosten von 4 Milliarden Euro, positiven Projekteffekten von 656 Millionen Euro und Einnahmen aus dem Verkauf frei werdender Bahnflächen von 1,15 Milliarden Euro.
"Das sind alles bekannte Zahlen", sagte ein Bahnsprecher am Freitag. Der Aufsichtsrat habe darüber 2017 beraten und auf dieser Grundlage im Januar den Kostenrahmen erhöht. Er verwies darauf, dass ein Ausstieg aus dem Projekt rund sieben Milliarden Euro kosten könnte.
- dpa