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Streit ums Vaterunser | Deutsche Bischöfe widersprechen dem Papst


Streit ums Vaterunser
Deutsche Bischöfe widersprechen dem Papst

Von ap, rok

15.12.2017Lesedauer: 2 Min.
Papst Franziskus: Er will in Zukunft nicht mehr darum bitten, dass Gott ihn nicht in Versuchung führt.Vergrößern des Bildes
Papst Franziskus: Er will in Zukunft nicht mehr darum bitten, dass Gott ihn nicht in Versuchung führt. (Quelle: dpa)

Um das wichtigste Gebet der Christen ist ein Streit entbrannt: Sollen die Gläubigen im Vaterunser auch künftig darum bitten, dass Gott sie nicht in Versuchung führt? Papst Franziskus meint: nein. Doch die deutschen Bischöfe sehen das anders.

Die katholische Kirche in Deutschland will an der vom Papst kritisierten Übersetzung des Vaterunser-Gebets festhalten. Dies machte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, in München deutlich. "Ich sehe keine Notwendigkeit, das zu verändern", sagte Marx. "Ich habe den Eindruck, dass die meisten Bischöfe das so sehen wie ich und keinen Handlungsbedarf sehen."

Der Papst habe aber mit Recht darauf hingewiesen, dass die Gebetsbitte "Führe uns nicht in Versuchung" von manchen missverstanden werde. "Gemeint ist, dass Gott uns in die Bewährung führt", erklärte der Münchner Erzbischof.

Papst Franziskus hatte Anfang Dezember in einem Interview gesagt, es sei nicht Gott, sondern Satan, der den Menschen in Versuchung führe. Die Übersetzung "Lass mich nicht in Versuchung geraten" träfe es daher besser. In Frankreich hatten die Bischöfe beschlossen, die Übersetzung entsprechend zu ändern.

Nach biblischem Zeugnis hat Jesus selbst das Vaterunser gesprochen und es seinen Jüngern beigebracht. Die Äußerung des Papstes sorgte daher für große Aufregung. Zahlreiche Wissenschaftler wiesen darauf hin, dass die seit Martin Luther übliche deutsche Übersetzung dem griechischen Urtext des Neuen Testaments genau entspreche.

"Jeden Tag ein Vaterunser ist das Minimalprogramm eines Christen"

Auch der Trierer Bischof Stephan Ackermann, der die Liturgiekommission der Deutschen Bischofskonferenz leitet, sagte am Freitag: "Wir sollten die deutsche Übersetzung so lassen". Es handele sich um "die getreue Übersetzung des griechischen Originals". Für manche nachdenklichen Beter könne die Bitte auch anstößig klingen. Aber das "Moment der Erprobung" solle dazu dienen, "die Verbindung zu Gott zu vertiefen und den Glauben reifen zu lassen". Druck aus Rom erwartet Ackermann nicht: "Ich gehe nicht davon aus, dass der Papst sagen wird: Das kann so in Deutschland nicht bleiben."

Aus Sicht von Marx hat die ganze Debatte auch etwas Gutes: Sie könne dazu führen, dass das wichtigste Gebet des Christentums von vielen neu entdeckt werde: "Jeden Tag ein Vaterunser ist das Minimalprogramm eines Christen."

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