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Unwetter in Deutschland: Orkan "Sebastian" fordert Todesopfer


Gefährlicher Sturm über Deutschland
Orkan "Sebastian" fordert Todesopfer

Von dpa, pdi

Aktualisiert am 14.09.2017Lesedauer: 4 Min.
Eine Sturmflut überschwemmt den Strand von St. Peter-Ording (Schleswig-Holstein).Vergrößern des Bildes
Eine Sturmflut überschwemmt den Strand von St. Peter-Ording (Schleswig-Holstein). (Quelle: dpa)
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Schwere Sturmböen entwurzeln Bäume und werfen Baugerüste um, mindestens zwei Menschen werden davon erschlagen. Bei der Bahn sind viele Strecken blockiert. An der Nordsee fallen etliche Fähren aus. Ein früher Herbststurm hat Deutschland erreicht.

Als erster großer Herbststurm des Jahres hat Orkantief "Sebastian" den Norden und Nordwesten Deutschlands getroffen. In Hamburg wurde ein Mann von einem Baugerüst erschlagen. Im Hochsauerlandkreis in Nordrhein-Westfalen traf ein entwurzelter Baum einen Mann tödlich. Im Laufe des Mittwochs tobte Sturmtief "Sebastian" mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 150 Kilometern pro Stunde, so heftig wehte es beispielsweise auf dem Brocken im Harz, wie der Deutsche Wetterdienst mitteilte (DWD). Orkanböen etwa an der Nordsee kamen demnach auf bis zu 140 Stundenkilometer, am Abend dann wurden die stärksten Winde an der Ostsee gemessen.

Etliche Bäume stürzten um, wodurch es etwa in Nordrhein-Westfalen zu Behinderungen im Bahnverkehr kam. Der Wind beschädigte Autos und Gebäude; Dachziegel flogen umher. An der Nordsee fielen viele Fährverbindungen aus. Zuvor hatte "Sebastian" bereits die Niederlande erreicht. Am Amsterdamer Flughafen Schiphol wurden zeitweise Start- und Landebahnen geschlossen.

Tödlicher Unfall in Hamburg

Der heftige Wind sollte an der See in der Nacht zu Donnerstag andauern. Auch für den Südwesten Deutschlands rechneten die Meteorologen mit Sturmböen. "Über der Mitte lässt der Wind hingegen deutlich nach", teilte der DWD mit. Hinzu komme aber Dauerregen, der sich von Südwesten her bis zur Mitte Deutschlands ausbreite. Stellenweise könnten dabei am Donnerstag unwetterartige Mengen zusammenkommen.

Zu dem tödlichen Unfall in Hamburg kam es, als ein umgestürztes Baugerüst einen Passanten in der Innenstadt unter sich begrub. Nach Angaben eines Feuerwehrsprechers hatte sich das Gerüst vermutlich in Folge starker Böen vom Dach eines siebengeschossigen Bürogebäudes gelöst. In der Elbe in Hamburg kam außerdem ein Rollstuhlfahrer ums Leben. Warum der Mann ins Wasser geriet, war zunächst unklar. "Der Sachverhalt wird untersucht. Ein Suizid ist ausdrücklich nicht ausgeschlossen", sagte ein Polizeisprecher.

Gefahr durch umgestürzte Bäume

Das Todesopfer im Hochsauerlandkreis war ein 53-jähriger Mann, der am frühen Mittwochnachmittag bei Brilon Vermessungsarbeiten an einem Wald vornahm. Der starke Wind entwurzelte in seiner unmittelbaren Nähe eine etwa 20 Meter hohe Fichte, die auf ihn fiel, wie die Polizei mitteilte. Der Bauleiter fand den Mann und alarmierte den Rettungsdienst. Die Bergung gestaltete sich wegen des starken Windes sehr schwierig.

Auf der Nordseeinsel Föhr wurde eine Fußgängerin von einem Baum getroffen. Dabei wurde sie schwer verletzt, wie die Polizeidirektion Flensburg mitteilte. Glück im Unglück hatte ein Mitarbeiter der Nikolaikirche in Kiel: Ein Firstziegel fiel nach Angaben der Gemeinde vom Dach der Kirche auf das Auto des Mannes und zerschlug das Glasdach, der Mann hatte den Wagen aber kurz zuvor verlassen.

Inseln nicht erreichbar

"Sebastian" beeindruckte selbst die sturmerprobten Hallig-Bewohner. Das laue Lüftchen habe sich gewandelt zu einem richtig kräftigen Sturm, sagte Erco Lars Jacobsen von der Hallig Hooge. Unangenehm mache das Wetter vor allem der Regen - und dass der Sturm dieses Jahr sehr früh da ist.

Der Sturm wirbelte auch die Fahrpläne der Fähren durcheinander. Die Schiffe zwischen dem Festland und den Inseln und Halligen im Wattenmeer fuhren zum Teil nicht, wie die Wyker Dampfschiffs-Reederei mitteilte. Auch die Hochseeinsel Helgoland war per Schiff am Mittwoch nicht erreichbar. Auf dem Hindenburgdamm, der die Insel Sylt mit dem Festland verbindet, wurde der Bahnverkehr eingestellt.

In Hamburg zog "Sebastian" Einschränkungen im U- und S-Bahnverkehr nach sich. Die Feuerwehr der Hansestadt rückte zwischen 12.00 und 19.15 Uhr gut 350 Mal aus, sagte ein Sprecher der Feuerwehr. Mehrfach hätten die Einsatzkräfte Straßen und Bahngleise freiräumen müssen.In Nordrhein-Westfalen war ebenfalls Geduld auf Straßen und Schienen gefragt. Wegen der starken Windböen schloss hier außerdem der Wuppertaler Zoo zwischenzeitlich seine Pforten. In Berlin rief die Feuer am Mittwochnachmittag wegen der vielen wetterbedingten Einsätze für knapp zwei Stunden den Ausnahmezustand aus. Es habe keine Verletzten gegeben, sagte ein Sprecher der Feuerwehr. Zwischen 14 und 18 Uhr sei es zu 75 Einsätzen gekommen.

"Einsätze kommen im Minutentakt"

Flensburg schloss wegen der Sturmwarnungen die städtische Kindertagesstätten und empfahl den Schulen, ebenfalls zu schließen. In Husum wurden vier Leichtbauhallen einer Messe zum Thema Windenergie geräumt. Zu etlichen Feuerwehreinsätzen kam es auch in Ostfriesland und in Bremen. Ein Polizeisprecher sagte: "Die Einsätze kommen im Minutentakt rein."

Im Online-Portal "Kachelmannwetter" hieß es mit Blick auf umstürzende Bäume: "Die belaubten Bäume sind das Problem. Im Winter ohne Laub würde der Sturm deutlich weniger anrichten. Schon bei 70 km/h können einzelne Bäume umstürzen, 80 km/h und mehr sind dann für so einige Bäume zu viel."

In den Niederlanden war der Flugverkehr stark beeinträchtigt. Die Fluggesellschaft KLM strich rund 60 innereuropäische Flüge, wie das Unternehmen mitteilte. Auf dem Flughafen Schiphol mussten Start- und Landebahnen wegen starker Winde geschlossen werden. Der Flughafen warnte Passagiere vor großen Verspätungen. Umfallende Bäume verursachten in den Niederlanden Verkehrsunfälle. Dabei wurden nach Angaben der Feuerwehr mindestens zwei Menschen verletzt.

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