"Grundfertigkeiten nicht beherrscht" Germanwings-Pilot Andreas Lubitz rasselte bei Flugtest durch
Pilot Andreas Lubitz soll seine Flugausbildung nur mit Mühe und Not geschafft und große Defizite bei Grundfertigkeiten aufgewiesen haben, wie die Anwälte der Opfer-Angehörigen der Germanwings-Katastrophe vom März 2015 erklärten.
Bei einem Testflug sei er zudem durchgefallen. Lubitz, damals Co-Pilot auf dem Flug von Barcelona nach Düsseldorf, brachte den Ermittlern zufolge die Maschine gezielt in den französischen Alpen zum Absturz. Er und alle übrigen 149 Menschen an Bord kamen ums Leben.
Die Anwälte bezogen sich bei ihren Angaben auf Befragungen, die die US-Bundespolizei FBI mit den Fluglehrern von Lubitz durchgeführt hatte.
Schwächen hätten Warnsignal sein müssen
Dessen Schwächen in der Flugschule hätten ein weiteres Warnsignal für die Ausbilder und seinen Arbeitgeber Lufthansa sein und sie zu einer genaueren Untersuchung des jungen Piloten animieren müssen, sagten die Anwälte. Dann wären möglicherweise seinen psychischen Probleme entdeckt worden.
Das FBI führte die Befragungen bereits in der Woche nach dem Unglück durch. Abschriften davon wurden aber erst kürzlich freigegeben und von den Anwälten der Angehörigen, Kriendler & Kriendler, an die Nachrichtenagentur AP weitergegeben. Die Kanzlei vertritt die Angehörigen bei einer Klage gegen die Flugschule in Arizona.
Ausbilder: "Kein Spitzenpilot"
Einer von Lubitz' Ausbildern, Jürgen Theerkorn, sagte demnach dem FBI, Lubitz sei "kein Spitzenpilot" gewesen und sei bei einer Prüfung durchgefallen, weil ihm das Lage- und Situationsbewusstsein gefehlt habe.
Das bedeutet in der Luftfahrt, dass ein Pilot sich in einer Aufgabe verliert und nicht mehr merkt, was sonst noch um ihn herum passiert.
Gute Ergebnisse in Tests
Auch Ausbilder Scott Nickell sagte den Ermittlern, Lubitz habe Probleme damit gehabt, gleichzeitig seine Aufmerksamkeit auf die Instrumente und auf die Außenwelt zu konzentrieren. Gleichzeitig habe er aber in Tests auch gute Ergebnisse erzielt, weshalb er seine Ausbildung habe fortsetzen können.
Laut dem Leiter des Airline Training Centers in Arizona, Matthias Kippenberg, fiel Lubitz bei einem seiner fünf Testflüge der Ausbildung durch sowie bei einer von 67 Trainingseinheiten. Das sei aber an sich kein Ausschlusskriterium. Schüler bekämen die Möglichkeit, ihre Testflüge zu wiederholen, sagte Kippenberg. Letztlich kämen nur ein bis zwei Prozent von ihnen nicht durch.