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EgyptAir Flugzeugabsturz: Wrackteile von Flug MS804 entdeckt


Rätselhafter Egypt-Air-Absturz
Wrackteile im Mittelmeer entdeckt

Von dpa, ap, afp, t-online, reuters
Aktualisiert am 19.05.2016Lesedauer: 4 Min.
Ein Archivbild des Airbus mit dem Code SU-GCC. Offenbar ist dies das abgestürzte Flugzeug.Vergrößern des BildesEin Archivbild des Airbus mit dem Code SU-GCC. Offenbar ist dies das abgestürzte Flugzeug. (Quelle: AFP-bilder)

Die vermisste Passagiermaschine der Fluggesellschaft Egypt Air mit 66 Menschen an Bord ist über dem Mittelmeer abgestürzt. Das bestätigte der französische Präsident Francois Hollande. Inzwischen wurden Wrackteile und Rettungswesten entdeckt - ob sie von dem Unglücksflugzeug stammen, ist noch unklar.

Das ist passiert:

  • Egypt Air Flug MS804 von Paris nach Kairo mit 66 Menschen an Bord in der Ägäis abgestürzt
  • Gegen 2.30 Uhr verschwindet die Maschine vom Radar
  • Wrackteile gesichtet
  • Terroranschlag nicht ausgeschlossen

Von einer griechischen Fregatte aus seien zwei große rot-weiße Plastikteile und zwei Rettungswesten 230 Meilen südlich von Kreta gesichtet worden, verlautete aus dem Verteidigungsministerium in Athen. Der griechische Staatssender ERT berichtete ebenfalls von zwei orangefarbenen Gegenständen in dem Suchgebiet.

Verwirrung um automatisches Notsignal

Egypt-Air hatte erklärt, dass die Maschine einige Zeit nach dem Verschwinden vom Radarschirm ein Transpondersignal gesendet habe. Der Sender ist am Flugzeug befestigt und soll die Ortung erleichtern. Angeblich seien die Wrackteile auch genau in der Gegend gefunden worden, wo das Signal gesendet worden sei.

Der ägyptische Luftfahrtminister Scharif Fathi erklärte aber, ein Mitglied der Rettungskräfte habe dies fälschlicherweise berichtet. Es habe kein Notsignal gegeben.

Sichtung von Leichen war Falschmeldung

Zwischenzeitlich hatte "Al Arabiya" gemeldet, im Suchgebiet seien Leichen entdeckt worden. Kurz darauf zog der Sender aus Dubai die Nachricht aber wieder zurück.

Ursache unklar

Die Absturzursache ist bislang unklar. Bei der Suche nach der Ursache werde keine Hypothese ausgeschlossen, sagte Frankreichs Präsident Hollande. Ägyptens Luftfahrtminister Fathi sagte, die Umstände wiesen darauf hin, dass die Wahrscheinlichkeit eines Anschlags wesentlich höher sei als ein technischer Fehler. Aus ägyptischen Sicherheitskreisen verlautete, dass die Passagierliste nach möglichen Verbindungen zu Extremisten durchforstet werde.

Feuerball am Himmel?

"Es gab keine Auffälligkeiten", sagte Egyt-Air-Vizepräsident Ahmed Adel zum Flugverlauf. "Such- und Rettungsflugzeuge sind an der Stelle, wo wir den Kontakt zur Maschine verloren haben." Die Wetterbedingungen waren nach Behördenangaben gut. Die Sicherheitsbehörden gehen der Aussage des Kapitäns eines Handelsschiffes nach, der in dem Gebiet einen Feuerball am Himmel gesehen haben will.

Details des Absturzes

Die Maschine vollzog kurz vor ihrem Absturz in kurzer Folge zwei heftige Drehungen und verlor dabei mehrere tausend Meter an Höhe. Das gab der griechische Verteidigungsminister Panos Kammenos bekannt. Die Maschine flog zunächst gegen 3.37 Uhr griechischer Ortszeit (2.37 Uhr MESZ) auf einer Höhe von gut 37.000 Fuß (knapp 11.300 Meter). "Die Maschine befand sich zu diesem Zeitpunkt etwa zehn bis 15 Seemeilen im ägyptischen Luftraum", sagte Kammenos.

"Dann machte es eine Drehung von 90 Grad nach links und danach eine andere Drehung von 360 Grad nach rechts und fiel auf eine Höhe von 15.000 Fuß. Sein Radarbild verschwand auf einer Höhe von 10.000 Fuß", sagte der Minister weiter.

Experten: technische Probleme wenig wahrscheinlich

Experten schließen derweil einen Anschlag nicht aus. Der ehemalige Leiter der französischen Flugunfallbehörde, Jean-Paul Troadec, wies darauf hin, dass die Crew offenbar keinen Notruf absetzte, bevor die Maschine von den Radarschirmen verschwand.

Bei technischen Problemen, einem Triebwerkschaden oder einem Brand bleibe aber normalerweise genügend Zeit zu reagieren, sagte Troadec. Auch Luftfahrtexperte Gérard Feldzer hält ein technisches Problem als Ursache für den Absturz für wenig wahrscheinlich.

Nach seinen Angaben war der Airbus A320 seit 2003 im Dienst und damit noch "relativ neu", er stürzte während des Flugs unter "außerordentlich stabilen Bedingungen" ab. Auch an der Qualität seiner Wartung gebe es keinen Zweifel.

Typ gilt als sicher

Die für Mittelstreckenflüge eingesetzten Maschinen dieses Typs gälten als ausgesprochen sicher, sagte Feldzer. Alle 30 Sekunden setze ein A320 irgendwo in der Welt zum Start oder zur Landung an.

Dass radikale Gruppierungen im Nahen Osten die Maschine mit tragbaren Raketenwerfern abgeschossen haben könnten, glaubt Luftfahrtexperte Feldzer nicht. Sie sei bei ihrem Absturz außer Reichweite derartiger Geschosse gewesen. Wäre sie versehentlich von einem anderen Flugzeug abgeschossen worden, "würden wir das wahrscheinlich schon wissen".

Die Experten erinnerten daran, dass sowohl Frankreich wie auch Ägypten in den vergangenen Monaten Zielscheibe radikalislamischer Gruppierungen waren. Es sei durchaus möglich, dass eine Bombe am Flughafen von Paris oder einem der vorigen Ziele an Bord geschmuggelt worden sei. Die Maschine war direkt vor dem Unglücksflug Strecken nach Tunis und Asmara, der Hauptstadt Eritreas, geflogen.

An Bord der Maschine waren nach Angaben von Egypt Air zehn Crewmitglieder, davon drei Sicherheitsleute. 30 Passagiere kamen aus Ägypten, 15 aus Frankreich. Zudem waren zwei irakische Fluggäste sowie jeweils ein Fluggast aus Großbritannien, Belgien, Kuwait, Saudi-Arabien, dem Sudan, Portugal, Algerien, Kanada und dem Tschad. Unter den Opfern seien ein Kind und zwei Säuglinge. Deutsche waren nicht an Bord.

Diese Karte zeigt, wo der Kontakt zu der Egypt-Air-Maschine abgebrochen ist:

Piloten haben sich nicht gemeldet

Die Piloten der vermissten Maschine der Egypt Air haben sich nach Angaben des Chefs der griechischen zivilen Luftfahrtbehörde beim Verlassen des griechischen Luftraums nicht mehr gemeldet. "Als sie zunächst die Insel Kea (nahe Athen) überflogen, haben sie sich normal gemeldet und keine Probleme erwähnt", sagte Konstantinos Lintzarakis dem griechischen Nachrichtensender Skai.

Anschließend sei die Maschine weiter im griechischen Luftraum nach Ägypten geflogen. Die Piloten hätten sich aber nicht - wie es üblich ist - beim Verlassen des griechischen Flug-Kontrollraums südlich der griechischen Insel Karpathos und südöstlich der Insel Kreta gemeldet. Anschließend verschwand das Flugzeug von den Radarschirmen.

Wie der griechische Generalstab erklärte, wird nun rund 130 Seemeilen (240 Kilometer) süd-südöstlich der griechischen Insel Karpathos im offenen Meer zwischen Griechenland und Ägypten nach der Maschine gesucht. Frankreich beteiligt sich mit Flugzeugen und Schiffen an der Suche. Angaben aus Kairoer Behördenkreisen zufolge entsandte die Armee Flugzeuge, um das Gebiet der mutmaßlichen Unfallstelle über dem Mittelmeer abzusuchen. Auch Griechenland ist an der Aktion beteiligt.

Maschine flog 48.000 Stunden

Die Maschine vom Typ A320 der ägyptischen Fluglinie Egypt Air ist nach Angaben des Flugzeugbauers Airbus seit 2003 im Einsatz. Das Flugzeug sei unter dem Code SU-GCC registriert und mit der Seriennummer 2088 ausgestattet. Die Triebwerke stammen vom Hersteller International Aero Engines (IAE). Dieser Airbus sei etwa 48.000 Stunden geflogen.

Vorfälle im Zusammenhang mit Ägypten

In den vergangenen Monaten gab es im Zusammenhang mit Ägypten mehrere Vorfälle im Flugverkehr. Erst Ende März entführte ein Mann mit der Attrappe eines Sprengstoffgürtels eine Egypt-Air-Maschine nach Zypern. Niemand wurde verletzt.

Ende Oktober war ein russischer Ferienflieger über der Sinai-Halbinsel abgestürzt, nachdem an Bord eine Bombe explodiert war. Zu der Tat, bei der 224 Menschen ums Leben kamen, hatte sich die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekannt.




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