Airbus-Absturz in Ägypten Rätselraten geht weiter: Ermittler prüfen Flugzeugbenzin
Die Ermittlungen nach dem schwersten Flugzeugunglück des Jahres laufen auf Hochtouren. Doch noch ist die Ursache für den Absturz der russischen Passagiermaschine über der Sinai-Halbinsel, bei dem 224 Menschen ums Leben kamen, nicht gefunden. Jetzt prüfen die Behörden die Qualität des Flugzeugbenzins.
Ermittler hätten in einem Lager in der Wolga-Stadt Samara Proben des Treibstoffs genommen, den auch die Unglücksmaschine im Tank hatte, berichteten russische Medien. Geprüft werden sollen auch Berichte, denen zufolge der Pilot des Airbus A321 über Probleme mit dem Triebwerk geklagt haben soll.
Die größten Hoffnungen der Ermittler ruhen jedoch auf den Flugschreibern. Die sogenannten Blackboxen werden derzeit in Moskau ausgewertet und sollen Aufschluss über die Unglücksursache geben.
Beim Absturz des voll besetzten Urlaubsfliegers auf der Sinai-Halbinsel wurden 217 Passagiere und sieben Besatzungsmitglieder getötet. Der Airbus verschwand kurz nach dem Start im Badeort Scharm al-Scheich am Samstag vom Radar. Rettungskräfte fanden Trümmerteile in der Gebirgsregion nahe dem Al-Arisch-Flughafen im Norden des Sinai, wie die ägyptische Flugunfallbehörde mitteilte. Die meisten Fluggäste der Maschine nach St. Petersburg waren russische Urlauber.
Die ägyptischen Behörden gehen nach Angaben aus Sicherheitskreisen von einem technischen Defekt aus, ein Terroranschlag wurde ausgeschlossen. Auch Russland bezeichnete einen angeblichen Abschuss als Ursache für den Absturz des russischen Passierflugzeugs über Ägypten als unwahrscheinlich.
Behörden schließen Terroranschlag aus
Ein ägyptischer Ableger der Terrormiliz Islamischer Staat behauptete auf mehreren Internetseiten, der IS sei für den Absturz der Maschine verantwortlich. Solche Behauptungen lassen sich von unabhängiger Seite kaum überprüfen.
Der russische Militärexperte Igor Korotschenko sagte, für den Abschuss einer Maschine in rund 10 000 Meter Höhe besitze der IS wohl nicht die nötigen Waffen. "Was höher fliegt als etwa 4500 Meter, ist für sie ziemlich sicher nicht erreichbar", erläuterte er.
Erst die Daten der Flugschreiber könnten Gewissheit bringen. Sollte das Flugzeug tatsächlich abgeschossen worden sein, müsste auf den Tonaufnahmen eine Explosion zu hören sein. Auch die Gespräche der Cockpit-Insassen kurz vor dem Unglück könnten wichtige Informationen liefern.
Ägyptische Sicherheitskräfte haben unterdessen ihre Suche nach weiteren Todesopfern ausgeweitet. Ein an den Bergungsarbeiten beteiligter Militäroffizier sagte, bislang seien 163 Leichen gefunden worden. Weil sogar noch in acht Kilometern Entfernung eine Leiche gefunden worden sei, werde die Suche nach sterblichen Überresten nun auf einen Umkreis von 15 Kilometern um die Absturzstelle ausgedehnt.
Landesweiter Trauertag in Russland
Russland hat den Sonntag zum landesweiten Tag der Trauer erklärt. Fernsehstationen und Radiosender wollten weitgehend auf Unterhaltungssendungen verzichten. Die orthodoxe Kirche sowie Moscheen und Synagogen haben Gottesdienste organisiert. Behörden sagten Festveranstaltungen ab.
Die Lufthansa und Air France kündigten an, nicht mehr über die Sinai-Halbinsel zu fliegen, solange die Absturzursache nicht geklärt sei.