Arzt spricht von "Wunder" Experimentelles Serum rettet offenbar amerikanischen Ebola-Arzt
Der mit dem Ebola-Virus infizierte US-Arzt Kent Brantly war schon dem sicheren Tod geweiht: Sein Gesundheitszustand habe sich nach der Einnahme des Serums "ZMapp" deutlich verbessert. Das berichtet der US-Sender "CNN". Das Mittel wurde bisher nur an Affen getestet, für Menschen ist es noch nicht zugelassen.
Brantly hatte sich in Liberia mit Ebola angesteckt, wo der 33-Jährige für eine Hilfsorganisation arbeitete und sich um Infizierte kümmerte. "CNN" zufolge geht es Brantly deutlich besser, nachdem er am neunten Tag der Infektion das Serum bekommen habe. Der junge Arzt hatte seiner Ehefrau bereits Lebewohl gesagt - nun sei er wieder auf den Füßen, und zwar buchstäblich: Er konnte aus eigener Kraft aus dem Krankenwagen steigen und das Emory-Universitäts-Klinikum in Atlanta betreten.
Eine Kollegin Brantlys, die Krankenschwester Nancy Writebol, soll das Gegenmittel ebenfalls erhalten haben und auf dem Weg der Besserung sein.
Beide Mediziner hätten das Medikament noch in Liberia erhalten - unter dramatischen Umständen und keine Sekunde zu spät. Während Brantly bereits in die USA geflogen wurde, wird die Ankunft Writebols im Laufe des Tages erwartet.
Arzt bezeichnet Serum-Wirkung als "Wunder"
Brantly habe zunächst seiner älteren Kollegin den Vortritt lassen wollen, berichtet "CNN". Das gefrorene Serum sei für Writebol aufgetaut worden. In diesem Zeitraum habe sich plötzlich Brantlys Zustand dramatisch verschlechtert, so dass er darum bat, doch zuerst behandelt zu werden. Er bekam das Mittel intravenös verabreicht. Innerhalb einer Stunde konnte er wieder ruhig atmen, ein Ausschlag verschwand. Ein Doktor bezeichnete die Reaktion als "Wunder".
Am nächsten Morgen konnte Brantly eigenständig duschen, bevor er in die Staaten geflogen wurde. Bei Writebol schlug das Serum nicht sofort im selben Maße an. Nach einer zweiten Dosis am nächsten Tag habe sich jedoch auch ihr Zustand so weit verbessert, dass sie stabil genug für den Flug in die USA war, berichtet "CNN".
Hoffnung nach Versuch an Affen
Laut "CNN" wurde das Medikament "ZMapp" von der Biotech-Firma "Mapp Biopharmaceutical Inc." in San Diego, Kalifornien, entwickelt. Die Patienten wurden demnach darüber aufgeklärt, dass "ZMapp" zuvor nie an Menschen getestet wurde, aber dass es vielversprechende Ergebnisse bei einem Versuch mit einer kleinen Gruppe Affen gegeben habe.
"CNN" bezieht sich auf Unterlagen der Biotech-Firma, wonach vier mit Ebola infizierte Affen nach der Gabe des Serums überlebt hätten. Sie hätten das Medikament innerhalb von 24 Stunden nach der Infektion erhalten. Zwei weitere Affen hätten das Mittel innerhalb von 48 Stunden bekommen und überlebt. Ein Affe, der nicht behandelt wurde, starb fünf Tage nach der Infektion.
Bei Behandlungsstart bereits schwer erkrankt
Brantly und Writebol sei das Risiko bewusst gewesen, das die Einnahme eines noch wenig getesteten Medikaments mit sich bringt, beruft sich "CNN" auf die Aussagen von Vertrauten der beiden Mediziner. Während die Affen das Mittel innerhalb von 48 Stunden bekommen hätten, war Brantly bereits neun Tage lang krank, als er das Serum erhielt.
Das Medikament, so "CNN", werde aus Mäuse-Antikörpern gewonnen. Mäuse seien mit Teilen des Ebola-Virus infiziert worden. Aus den daraufhin im Blut der Mäuse gebildeten Antikörpern sei der Wirkstoff hergestellt worden. Er hindere das Virus einzudringen und neue Zellen zu infizieren.
WHO warnt vor nicht-zugelassenen Medikamenten
Bei der Bereitstellung des Serums für die beiden Mediziner handele sich um einen höchst ungewöhnlichen Vorgang, schreibt "CNN" in seinem Internetportal. Der Sprecher der Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte, Gesundheitsbehörden "können aus mehreren Gründen nicht einfach ungetestete Medikamente mitten in einem Ausbruch einsetzen".
Die Organisation "Ärzte ohne Grenzen" schlug in dieselbe Kerbe. "Für Ärzte ist die Verabreichung von ungetesteten Medikamenten an unsere Patienten eine schwierige Entscheidung. Unsere Priorität ist es, keinen Schaden zuzufügen - und bei einer experimentellen Behandlung wüssten wir einfach nicht, ob wir dem Patienten mehr schaden als helfen."
Fast 1000 Ebola-Tote
Die beiden amerikanischen Mediziner hatten offenbar Riesenglück im Unglück. Normalerweise führen Infektionen mit dem Ebola-Erreger Experten zufolge in 55 bis 90 Prozent aller Fälle zum Tod. In Guinea, Liberia und Sierra Leone klettert die Zahl der Ebola-Toten aktuell auf fast 1000. Von der Epidemie ist jetzt auch Nigeria betroffen - damit gibt es erstmals Direktflüge aus einem Ebola-Land nach Deutschland.