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Learjet-Absturz bei Olsberg: Ermittlungen gegen Eurofighter-Pilot


Staatsanwalt ermittelt
Learjet stürzt nach Crash mit Eurofighter ab

Von dpa, dpa-afx
Aktualisiert am 24.06.2014Lesedauer: 3 Min.
Nach einem Zusammenstoß mit einem Eurofighter der Bundeswehr im Sauerland ist ein Learjet abgestürztVergrößern des Bildes
Nach einem Zusammenstoß mit einem Eurofighter der Bundeswehr im Sauerland ist ein Learjet abgestürzt (Quelle: WDR via Aktuelle Stunde direkt/ Christian Geißler)

Nach einem Zusammenstoß mit einem Kampfjet der Luftwaffe ist ein mit zwei Menschen besetzter Learjet über Olsberg im Sauerland abgestürzt. Mindestens ein Insasse kam dabei ums Leben. Wie die Polizei bestätigt, hat die Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung aufgenommen.

Der Learjet, der im Auftrag der Bundeswehr ein Flugziel simulierte, kollidierte nach Angaben der Polizei in etwa 2500 Metern Höhe mit einem Eurofighter der Luftwaffe. Bei dem Zusammenstoß wurde ein Triebwerk des Learjets abgerissen. Dieses prallte anschließend auf eine Straße. Das Flugzeug selbst stürzte in etwa 90 Metern Entfernung zu einem Wohnhaus bei Olsberg-Elpe in Nordrhein-Westfalen in ein Waldstück.

Staatsanwalt ermittelt

Nahe der schwer zugänglichen Absturzstelle seien Leichenteile gefunden worden. Es handele sich vermutlich um einen der beiden Insassen. Nach Polizeiangaben sind die Insassen der Unglücksmaschine 50 sowie 43 Jahre alt und stammten aus Schleswig-Holstein. Mittlerweile hat die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung Ermittlungen gegen die Piloten der Kampfjets aufgenommen. Das bestätigte eine Sprecherin der Polizei in Meschede.

Bei der Katastrophe dürften die Einwohner des Örtchens Elpe extrem großes Glück gehabt haben, denn die Absturzstelle liegt nur wenige Meter hinter dem Ortsausgang.

"Ich habe den Knall gehört"

Einige Hundert Meter weiter wohnt Bernd Klauke. Er ist nur Minuten vor dem Absturz genau an der Unglücksstelle vorbei nach Hause gefahren. "Dann habe ich einen Knall gehört und die Flammen gesehen. Ich mag mir nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn ich später nach Hause gekommen wäre", sagt er.

Direkt nach dem Unglück wird der kleine Ferienort in der Nähe des Freizeitparks Fort Fun weiträumig abgesperrt. Mehrere Hubschrauber kreisen in der Luft, um nach den beiden Insassen der Zivilmaschine zu suchen. Doch die Hoffnung, Pilot oder Passagier lebend zu finden, sind äußerst gering - in einem Learjet gibt es weder Schleudersitze noch Fallschirme.

Mindestens ein Toter

Die Absturzstelle befinde sich etwa 80 Meter neben einem Wohnhaus, berichtete ein Augenzeuge dem WDR. Die Feuerwehr und andere Einsatzkräfte sind an der Unglücksstelle. Die Maschine war in Flammen aufgegangen, doch mittlerweile konnte der Brand gelöscht werden.

Bei dem Absturz ist wohl mindestens ein Mensch getötet worden. Nahe der Absturzstelle seien Leichenteile gefunden worden, sagte ein Sprecher der Polizei in Meschede. Es handle sich wahrscheinlich um einen der beiden Insassen der Zivilmaschine.

Beschädigter Eurofighter kann landen

Die Zivilmaschine soll für die Gesellschaft für Flugzieldarstellung (GFD) im Auftrag der Bundeswehr unterwegs gewesen sein. Die GFD ist eine Tochterunternehmen der Airbus Defence and Space, das für die Luftwaffe Übungsaufgaben übernimmt. Es sollte wohl ein Manöver trainiert werden, bei dem der Learjet abgedrängt und schließlich zur Landung gezwungen wird, heißt es aus Luftwaffenkreisen.

Der Kampfjet vom Typ Eurofighter und eine weitere Maschine gleichen Typs seien nach dem Crash auf der Basis in Nörvenich bei Köln gelandet, berichteten ein Sprecher der Luftwaffe und die Polizei im Hochsauerlandkreis. Die Crash-Maschine wurde angeblich schwer beschädigt.

Beide Piloten der Bundeswehr-Jets seien sehr erfahren und hätten die Übung schon sehr oft gemacht, sagte der Kommodore des Taktischen Luftwaffengeschwaders 31, Oberst Andreas Hoppe. Er habe keine Hinweise darauf, wie es zu dem Unfall kommen konnte, so der 48-jährige Kommandant.

Die Flugzeuge seien in einer Höhe von drei bis fünf Kilometern sowohl am Flügel als auch am Rumpf miteinander kollidiert.

Routineübung für die Bundeswehr-Piloten

Nach Darstellung von Hoppe sei es bei der Übung um zivile Flugzeuge in Notlagen gegangen, die sich nicht über Funk melden können oder wollen. Im Ernstfall nehmen in solchen Fällen zwei Eurofighter Sichtkontakt auf und leiten die Maschine zum nächsten Flugplatz, erklärte Hoppe. Ein Eurofighter fliege dabei in einem Abstand von 500 bis 1000 Meter neben dem Zivilflugzeug, das andere etwa drei Kilometer dahinter.

Solch eine Situation werde regelmäßig geübt, mitunter drei- bis fünfmal in der Woche.

Es sei eine Glanzleistung des Piloten des beschädigten Kampfjets gewesen, seine Maschine wieder sicher zurückzubringen, sagte der Oberst. Beide Piloten würden nun psychologisch betreut. In den kommenden Tagen wolle man sie befragen. Die Aufzeichnungssysteme der Flugzeuge sollen ausgewertet werden.

Eurofighter für Luftkampf ausgerüstet

Der Eurofighter ist ein ein- oder zweisitziger Kampfjet. Die 15,9 Meter lange Maschine fliegt mit zweifacher Schallgeschwindigkeit, bei einem Abfluggewicht von maximal 23 Tonnen. Das Hightech-Flugzeug wird unter anderem ausgerüstet mit im Luftkampf eingesetzten Luft-Luft-Raketen und mit Luft-Boden-Raketen, einschließlich lasergesteuerter Geschosse.

Learjet: klein, aber fein

Learjets werden vom kanadischen Hersteller Bombardier Aerospace gebaut. Es handelt sich um Flugzeuge mit zwei Düsentriebwerken, die aufgrund ihrer hohen Reisegeschwindigkeit, der relativ großen Reichweite sowie der luxuriösen Ausstattung sehr häufig von Geschäftsleuten eingesetzt werden.

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