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Flug MH370: Verdächtige Passagiere waren wohl keine Terroristen


Verschollene Boeing
Verdächtige Passagiere auf Flug MH370 waren wohl keine Terroristen

Von afp, dpa, reuters, t-online
Aktualisiert am 11.03.2014Lesedauer: 4 Min.
Boeing auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking verschollenVergrößern des Bildes
Die beiden Männer, die mit gestohlenen Pässen an Bord der Boeing waren. Sie sind inzwischen identifiziert. (Quelle: Reuters-bilder)
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Was passierte auf Flug MH370 der Malaysia Airlines? Das Verschwinden der Boeing im Golf von Vietnam bleibt ein Rätsel. Die Suchtrupps weiten den Radius aus. Mittlerweile sind beide verdächtigen Passagiere von der malaysischen Polizei identifiziert. Es handelt sich um einen 19-jährigen und einen 29-jährigen Iraner. Ein Terrorakt erscheint laut Interpol unwahrscheinlich.

Wegen Ungereimtheiten auf der Passagierliste hatte es zunächst Spekulationen gegeben, ob die Maschine Ziel eines Terroranschlags gewesen sein könnte. In den Fokus rückten zwei Männer, die mit gestohlenen Pässen an Bord gegangen waren. Doch erklärten die Ermittler jetzt, es handele sich um zwei Iraner, die Flugtickets nach Europa gekauft hätten.

Verdächtige Passagiere keine Terroristen

Einer der beiden Iraner, Puria Nurmohammadi, war auf dem Weg zu seiner Mutter nach Frankfurt. Das sagte der malaysische Polizeichef Khalid Abu Bakar. Der 19-Jährige habe mit einem gestohlenen österreichischen Pass eingecheckt und wollte in Deutschland offenbar Asyl beantragen. Über das Ziel des 29-jährigen Sejed Mohammed Resa wird noch spekuliert. Man vermutet, er wollte Asyl in Schweden beantragen.

Beide waren nach Angaben von Interpol aber wohl keine Terroristen. "Wir glauben nicht, dass er zu irgendeiner Terrorgruppe gehörte", sagte Abu Bakar über den 19-jährigen Nurmohammadi. "Wir glauben, dass er nach Deutschland auswandern wollte." Die malaysische Polizei stehe in Kontakt mit der Mutter in Frankfurt. "Sie erwartete ihn dort", sagte der Polizeichef.

Iraner wollten vermutlich Asyl in Deutschland und Schweden beantragen

Der zweite Passagier, der 29-jährige Iraner Sejed Mohammed, war ebenfalls mit einem gestohlenem italienischen Pass unterwegs. Nach Informationen der schwedischen Zeitung "Aftonbladet" geht die Polizei Hinweisen nach, wonach er auf dem Weg nach Malmö gewesen sei, um dort Asyl zu beantragen. Ein entfernter Verwandter bestätigte dem Blatt demnach, dass Sejed an Bord der Maschine war und er seit dem Unglück nichts von ihm gehört habe. .

Die internationale Polizeibehörde Interpol veröffentlichte Bilder, wie die beiden zusammen an Bord gehen. Interpol-Chef Ronald K. Noble sagte, die beiden seien mit ihren iranischen Pässen nach Malaysia geflogen und hätten dann ihre gegen die gestohlenen österreichischen und italienischen Dokumente ausgewechselt. Auch Noble bestätigte, "dass diese beiden Individuen wahrscheinlich keine Terroristen waren". Er bat die Öffentlichkeit um Informationen über die beiden Männer.

Hilfe von Landsleuten

Medienberichten zufolge hatten mehrere Iraner den beiden Passagieren im Vorfeld geholfen. Einer hat wohl die Tickets bestellt, ein anderer gekauft - ein weiterer beherbergte sie in der Nacht vor dem Abflug. Das berichten Medien und die Polizei im thailändischen Badeort Pattaya. Einer der Iraner sagte dem persischen Dienst der BBC in Kuala Lumpur, er habe die beiden Männer bei sich untergebracht.

Und eine weitere Spur führt in den Iran: "Die Flugtickets wurden von einem Mann namens Ali gebucht, der aus dem Iran anrief", sagte Pattayas Polizeichef Supachai Phuikaewkhum. "Es ist uns bislang nicht gelungen, die Nummer herauszufinden."

Flug-Agentur nicht registriert

Eine nicht registrierte Agentur namens "Grand Horizon" habe den Auftrag entgegengenommen, eine zweite Agentur, "Six Stars Travel", habe die Buchung dann durchgeführt. Die Tickets seien von einem weiteren Iraner, der in Pattaya ansässig ist, bar bezahlt worden. "Wir haben diesen Mann befragt, aber wir haben nichts Verdächtiges herausgefunden", sagte Supachai. Thailändische Medien berichteten unter Berufung auf "Grand Horizon", "Ali" sei ein Stammkunde.

Die Käufer hätten nach den günstigsten Tickets gefragt und nicht nach genauen Flugrouten oder einer bestimmten Airline, sagte Pattayas Polizeichef. Auch deshalb wird vermutet, dass die Männer Asylbewerber auf dem Weg nach Europa waren. Bei den Vermittlern könnte es sich demnach um Menschenschmuggler handeln.

Auch ein europäischer Diplomat in Malaysia wies darauf hin, dass die Hauptstadt Kuala Lumpur ein Dreh- und Angelpunkt für die illegale Einwanderung nach Europa ist - oftmals unter Einsatz falscher oder gestohlener Papiere. Die Wege der Migranten führten meist weiter über Peking und Westafrika nach Europa. Dass einige Passagiere mit falschen Dokumenten an Bord gewesen seien, müsse daher nicht im Zusammenhang mit dem Absturz stehen.

Suche nach Maschine wird massiv ausgeweitet

Flug MH370 der Malaysia Airlines mit 239 Menschen an Bord war am Samstagmorgen nach dem Start in Kuala Lumpur vom Radar verschwunden. Auch war der Funkverkehr abgebrochen. Seither fehlt von der Maschine, die auf dem Weg nach Peking war, jede Spur.

Neuen Erkenntnissen zufolge flog die Maschine abseits ihrer geplanten Route über die Straße von Malakka zwischen der Westküste Malaysias und der indonesischen Insel Sumatra. Radarbilder zeigten, dass das Flugzeug seinen Kurs geändert habe und niedriger geflogen sei, sagte ein Vertreter des malaysischen Militärs. Die vielbefahrene Schifffahrtsstraße liegt westlich der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur in entgegengesetzter Richtung der Flugroute nach Peking. Auf dieses Gebiet konzentrieren sich die Ermittler nun bei ihrer Suche.

Der Chef der zivilen Luftfahrt, Azharuddin Abdul Rahman, betonte allerdings, dass Helfer auch weiterhin das bisherige Suchgebiet durchkämmen würden.

Vietnam ordnete zudem eine Suchaktion auf dem Land bis zur Grenze zu Laos und Kambodscha an, wie Vize-Generalstabschef Vo Van Tuan sagte. Damit wird Spekulationen Rechnung getragen, wonach die Maschine in einen Berg geprallt oder über unbewohntem Dschungelgebiet abgestürzt sein könnte. "Bislang haben wir keine Spur (vom Flugzeug) ... .Daher müssen wir die Suche auf dem Land ausweiten", fügte er hinzu.

Malaysia Airlines korrigierte derweil frühere Angaben über fünf Passagiere, die angeblich den Flug verpasst hätten. "Es gab vier Passagiere, die MH370 gebucht hatten, aber nicht kamen", teilte die Fluggesellschaft mit.

Am Sonntag hatten Ermittler in einer Pressekonferenz gesagt, fünf Passagiere hätten eingecheckt, seien aber nicht am Gate erschienen. Ihr Gepäck sei deshalb wieder ausgeladen worden. Wie es zu der Fehlinformation kam, sagte die Airline nicht.

China mahnt Aufklärung an

China, wo zwei Drittel der Passagiere an Bord herkommen, mahnte die malaysischen Behörden, die Suche zu beschleunigen. Die Volksrepublik hat insgesamt acht Schiffe in das fragliche Gebiet entsandt. Insgesamt sind mehr als 40 Flugzeuge und Schiffe aus zehn Ländern an der Suche beteiligt.

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