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Explosion in Sankt Petersburger Café: Militärblogger tot, Frau festgenommen


Festnahme nach Explosion
Hat diese Frau den russischen Militärblogger getötet?

Von dpa, t-online, reuters
Aktualisiert am 03.04.2023Lesedauer: 5 Min.
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Militärblogger getötet: Video soll Moment vor der Explosion zeigen. (Quelle: t-online)

Bei einer Explosion in Sankt Petersburg ist ein russischer Blogger getötet worden. Jetzt haben die Behörden eine Frau gefasst. Das Folgende ist über sie bekannt.

Nach dem mutmaßlichen Bombenanschlag auf einen bekannten russischen Militärblogger in Sankt Petersburg haben die Behörden nach eigenen Angaben eine Tatverdächtige gefasst. Eine Frau namens Darja Trepowa sei festgenommen worden, teilte das staatliche Ermittlungskomitee am Montag mit; die Behörde hat vergleichbare Befugnisse zu denen einer Staatsanwaltschaft. Zuvor hatte das Komitee bereits Mordermittlungen aufgenommen.

Am Montagabend war es in einem Café in der russischen Metropole Sankt Petersburg zu einer Explosion gekommen. Dabei starb ein Militärblogger, wie die Staatsagentur Tass berichtete. Der 40-jährige Blogger mit dem Pseudonym Wladlen Tatarskij, der aus dem Donbass in der Ostukraine stammt, sei auf der Stelle tot gewesen. Das Gesundheitsministerium meldete laut Nachrichtenagentur Tass, dass 32 weitere Menschen verletzt wurden. Zehn von ihnen befänden sich in einem ernsten Zustand.

Sprengsatz befand sich in kleiner Statue

Nach ersten Erkenntnissen der Ermittler war der Sprengsatz in einer Büste verbaut, die eine junge Frau Tatarskij bei dem Treffen als Geschenk überreicht haben soll. Inzwischen ist bekannt, dass es sich dabei wohl um Trepowa handelte.

Wie Ria Nowosti berichtet, sei die Figur untersucht worden, bevor sie Tatarskij übergeben wurde. Er selbst habe die Frau offenbar gekannt. Sie habe ihm schon mehrfach bei Veranstaltungen Postkarten geschenkt, heißt es in dem Bericht.

Ein Foto, das in einem russischen Telegram-Kanal geteilt wurde, zeigt die Frau, wie sie neben Tatarskij steht. Ein Augenzeuge will gesehen haben, dass sie nach Überreichen der Büste zunächst zu ihrem Platz im Zuschauerraum ging, dann aber aufgefordert wurde, sich neben ihn zu setzen.

Verdacht fiel schnell auf Trepowa

Die russische Nachrichtenagentur Interfax hatte bereits am späten Sonntagabend berichtet, dass die Behörden eine mutmaßliche Täterin festgenommen haben sollen. Zu diesem Zeitpunkt war nur bekannt, dass es sich um eine 25 oder 26 Jahre alte Sankt Petersburgerin handle.

Unklar war noch gewesen, ob sich dabei um die Frau handelte, die auf den Fotos aus dem Café zu sehen ist. In russischen Medien fiel der Verdacht schnell auf Trepowa. Sie soll im vergangenen Jahr wegen in Russland verbotener proukrainischer Aktivitäten kurzzeitig festgenommen worden sein. Ihr Mann, Dmitry R., sei Mitglied der nicht-registrierten Libertarian Partei in Russland und werde von der Polizei gesucht, berichtet der prorussische Militärblogger Rybar.

Videos zeigen Café vor und nach der Explosion

Das russische Medium "Fontanka" zitiert einen Augenzeugen, der die Situation so beschrieb: Eine Frau, die sich Nastya nannte und als Künstlerin bezeichnete, habe Tatarskij die Statuette überreicht. Er habe gescherzt: "Ich hoffe, du hast mich nicht dick gemacht", sich bedankt und die Figur neben sich gestellt. Die Frau habe sich dann auf einen Platz im Zuschauerbereich gesetzt. Nach drei Minuten detonierte die Büste, die Menschen rannten weg. "Nastya scheint nicht vorher gegangen zu sein", sagte der Augenzeuge dem Bericht zufolge.

Ein Video, das unter anderem auch von russischen Medien geteilt wird, soll Tatarskij kurz vor der Explosion zeigen. Der Mann neben ihm hält die Statuette, in der sich die Bombe befunden haben soll. Die Bilder sehen Sie im Video oben oder hier.

Prigoschin: Würde Kiew nicht verantwortlich machen

Ein führender russischer Vertreter bezeichnete die Ukraine als mögliche Urheberin der Tat, berichtet die US-Nachrichtenagentur Reuters. Er legte jedoch keine Beweise dafür vor. Ein ukrainischer Präsidentenberater sagte indes, dass "inländischer Terrorismus" in Russland ausgebrochen sei. Der Chef der Wagner-Söldner, Jewgeni Prigoschin, ließ auf seinem Telegram-Kanal verlauten: "Aber ich würde das Kiewer Regime nicht für diese Aktionen verantwortlich machen. Ich denke, dass es eine Gruppe von Radikalen gibt, die kaum mit der Regierung verbunden ist. So würde ich es nennen."

Café ist Veranstaltungsort für Diskussionsabende

Tatarskij, dessen richtiger Name Maxim Fomin lautet, hatte nach offiziell unbestätigten Medienberichten am Sonntag zu einem "patriotischen Abend" in das Café im Zentrum von Sankt Petersburg eingeladen.

Das Café "Street Food Bar No. 1" gehört dem Gründer der Wagner-Söldnertruppe Jewgeni Prigoschin, was dieser auch auf Telegram bestätigte. Dort sollen laut Ria Nowosti jeden Samstag und Sonntag Diskussionsabende stattfinden, die von einer Gruppe namens "Cyber Z Front" organisiert werden. Das "Z" ist seit der russischen Invasion in die Ukraine zu einem Symbol der Unterstützung Russlands geworden.

Telegram-Kanal zeigt Nähe zur Wagner-Gruppe

Tatarskij teilte seit Beginn der russischen Invasion in die Ukraine Videos, in denen er über den Kriegsverlauf sprach. Zudem trat er in russischen TV-Formaten auf. Seine Positionen lassen sich dem radikalen nationalistischen Spektrum zuordnen. Seine Videos nahm er etwa regelmäßig vor einer Flagge auf, auf der "Russland oder Tod" geschrieben steht. Nach den russischen Gräueltaten im ukrainischen Butscha begrüßte er die abschreckende Wirkung, die das etwa auf Deutsche haben könnte.

Die investigative Reporterin und Gründerin des Projekts "Russian Media Monitor", Julia Davis, teilte mehrere solcher Videoausschnitte auf Twitter:

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Auf seinem Telegram-Kanal, der mehr als 560.000 Abonnenten hat, teilte Tatarskij wiederholt Beiträge, die seine Nähe zum Söldnerunternehmen Wagner zeigten. So verbreitete er etwa ein Video von einem anderen Kanal, das einen Soldaten zeigt, der vor einem gefesselten Mann Geige spielt. Der Mann scheint immer wieder bewusstlos zu werden, auf seiner Stirn ist "Georgier" geschrieben. In der Beschreibung heißt es: "Ein georgischer Söldner, der in der Nähe von Bachmut gefangen genommen wurde, hört sich ein Wagner-Konzert an."

Den letzten eigenen Beitrag veröffentlichte Tatarskij an diesem Sonntag um 15 Uhr. Er teilte ein Bild, das in Moskau aufgenommen worden sein soll. Darauf zu sehen ist ein großes Plakat, das Werbung für Wagner macht. "Es ist schön, solche Außenwerbung zu sehen. In Rostow habe ich mehr Wagner-Plakate gesehen", schrieb er dazu, und weiter: "Aber in vielen Städten gibt es noch keine. Ich hoffe, der einzige Grund dafür ist, dass sie einfach noch keine Zeit hatten, sie zu bestellen."

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Kreml-treue Bloggerin teilt Foto von Tatarskij und Dugina

Die Kreml-treue deutsche Bloggerin Alina Lipp (mehr über sie lesen Sie hier) reagierte auf die Nachrichten zu Tatarskijs Tod auf ihrem Kanal "Neues aus Russland" bestürzt und teilte ein Bild, das den Blogger mit Daria Dugina zeigt. Die Tochter des russischen Nationalisten Alexander Dugin war im vergangenen August durch eine Autobombe getötet worden. Mehr dazu lesen Sie hier. Die 29-Jährige war Philosophin und Publizistin und wie Tatarskij eine Unterstützerin des Angriffskriegs auf die Ukraine.

Es gab verschiedene Spekulationen darüber, wer dafür verantwortlich sein könnte. Aus US-Geheimdiensten hieß es im Oktober, Teile der ukrainischen Regierung könnten in den Anschlag verwickelt sein. Das russische Außenministerium nannte die Ukraine als mögliche Drahtzieherin der Explosion. Die Regierung in Kiew wies diese Annahme damals zurück.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen Reuters und dpa
  • tass.ru: В Петербурге при взрыве в кафе "Стрит-фуд бар № 1" погиб военкор Владлен Татарский
  • ria.ru: В МВД подтвердили гибель Владлена Татарского при взрыве в кафе в Петербурге
  • interfax.ru: Подозреваемая в убийстве военкора Татарского задержана
  • Telegram: Kanal von Wladlen Tatarskij
  • Telegram: Kanal von Fontanka
  • Telegram: Kanal von Concorde/Prigoschin
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