Fehlalarm auf Hawaii "Lieber Gott, lass diese Raketenwarnung nicht echt sein"
Eine angeblich heranrasende Rakete versetzte die Bewohner Hawaiis in Panik. Erst nach mehr als einer halben Stunde war klar: Entwarnung. Wie reagierten die Menschen?
"Unter der Matratze in der Badewanne mit meiner Frau, Baby und Schwiegereltern", twitterte der Golfprofi John Peterson gestern. "Lieber Gott, lass diese Raketenwarnung nicht echt sein."
Für 38 Minuten hatte ein irrtümlicher Raketenalarm am Samstag den US-Bundesstaat Hawaii im Pazifik in Todesangst versetzt. Die Katastrophenschutzbehörde des Bundesstaats hatte SMS-Nachrichten versandt, in denen vor einer Rakete gewarnt wurde, die im Anflug sei. Seit Monaten befürchtet Hawaii einen möglichen Angriff des nordkoreanischen Diktators Kim Jong-Un, die Inselkette liegt in der Reichweite seiner Raketen.
"Wir haben 15 Minuten"
Die Kongressabgeordnete Tulsi Gabbard aus Hawaii sagte hinterher, viele Menschen hätten Todesangst gehabt. "Die Leute bekamen die Nachricht und dachten: 15 Minuten. Wir haben 15 Minuten, dann können wir und unsere Familien tot sein."
„Ich bin von mehreren Nachrichten und Anrufen auf meinem Handy geweckt worden", berichtete Matt Lopresti, Mitglied des hawaiianischen Parlaments, dem Sender CNN. "Wir bekamen die Warnung, dass eine Rakete auf uns zukam." Wie John Peterson suchte der Politker Zuflucht: "Ich saß in der Badewanne mit meinen Kindern."
Denis Salle, der Honorarkonsul für die Bundesrepublik Deutschland in Hawaii, schilderte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, wie er die Situation erlebte: "Ich habe meinem Sohn sofort gesagt, 'Schuhe anziehen und raus zur nächsten Tiefgarage". Der hat sich noch eine lange Hose angezogen und gemütlich Socken ausgesucht. Ich fing an die Minuten zu zählen, da wir nur zehn bis 15 Minuten haben, um unter Tage zu kommen."
"Im Hotel brach sofort Panik aus"
In einem Video auf den sozialen Netzwerken war sogar zu sehen, wie eine Familie in einem Kanalisationsschacht Unterschlupf suchte.
Die deutsche Reporterin Katharina Kerzdörfer, die im Urlaub auf Hawaii den Fehlalarm miterlebte, berichtete im Bayerischen Rundfunk: "Im Hotel brach sofort Panik aus, Leute rannten über die Gänge und schrien im Innenhof. Aus der Ferne hörte man Sirenen. Nur mit dem Allernötigsten (Handy...) liefen die meisten in den Keller, wo ein Hotelangestellter einen Technikraum spontan zum Bunker für etwa zwei Dutzend Menschen erklärte. Niemand hatte Handynetz, es herrschte also für einige Minuten völlige Ungewissheit."
"Mehr als diese bewältigen konnten"
Für Besucher der Pearl-Harbor-Gedenkstätte war die Falschmeldung ein besonders emotionaler Moment. Sie mussten in einem Vorführraum ausharren, in dem ein Film die Ereignisse des 7. Dezembers 1941 schildert. Damals wurde der US-Militärstützpunkt auf Hawaii von japanischen Kampfflugzeugen angegriffen.
In der Zeit zwischen dem Auslösen des Fehlalarms und der späteren Korrektur verzeichneten die Behörden in der Landeshauptstadt Honolulu mehr als 5 000 Notrufe, erklärte Bürgermeister Kirk Caldwell auf einer Pressekonferenz: "Mehr als diese bewältigen konnten."
Nach 38 Minuten korrigierte die Katastrophenschutzbehörde ihren Fehler ebenfalls per SMS. Kurz zuvor hatte sie bereits auf Twitter und Facebook Entwarnung gegeben: "Keine Raketenbedrohung für Hawaii". Ein Mitarbeiter habe beim Feierabend auf den falschen Knopf gedrückt.
Frust über Twitter entladen
Der Golfer John Peterson machte nach der Entwarnung seinem Ärger ebenfalls auf Twitter Luft: "Oh Mann, wie kann man nur so auf den falschen Knopf drücken."
Ein anderer Twitter-Nutzer karikierte die Situation:
Nach Angaben des Weißen Hauses wurde der Präsident über den Fehlalarm auf Hawaii unterrichtet - mit dem Hinweis, dass es sich um eine örtliche Übung handele. Auch auf der Pazifikinsel Guam, einem US-Außengebiet, hatte es im vergangenen August einen falschen Raketenalarm gegeben.
Trump sei ein "Ein-Mann-Gomorra"
Auf Twitter wurde Trump nach dem Fehlalarm scharf angegriffen. Schauspieler Jim Carrey, der sich am Samstag in Hawaii aufhielt, schrieb: "Wenn wir es diesem Ein-Mann-Gomorra und seinem korrupten republikanischen Kongress weiterhin erlauben, die Welt zu verprellen, dann bewegen wir uns in Richtung Leid, das über unser Vorstellungsvermögen geht."
Seine Kollegin Jamie Lee Curtis warf dem Präsidenten vor: "Für die Raketenangst sind Sie verantwortlich, Herr Trump. Für die echte Angst, die Mütter und Väter und Kinder hatten, sind Sie verantwortlich."
Quelle:
- dpa
- CNN