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"Aktenzeichen XY"-Fall gelöst: Totgeglaubte taucht wieder auf


Spektakulärer XY-Fall gelöst
Totgeglaubte taucht nach 31 Jahren wieder auf

dpa, Von Michael Evers

Aktualisiert am 25.09.2015Lesedauer: 2 Min.
Mit dieser Fotomontage suchte "Aktenzeichen XY" 1985 nach der verschwundenen Petra P.Vergrößern des Bildes
Mit dieser Fotomontage suchte "Aktenzeichen XY" 1985 nach der verschwundenen Petra P. (Quelle: Aktenzeichen XY)

Vor über 31 Jahren verschwand die 24-jährige Studentin Petra P. spurlos. Die Polizei ging von einem Gewaltverbrechen aus, sogar im Fernsehen wurde nach der jungen Frau gefahndet. Durch einen Zufall fanden Beamte nun heraus, dass die Totgeglaubte noch am Leben ist.

Ihren Zahnarzttermin in Braunschweig nimmt die Informatikstudentin am 26. Juli 1984 noch wahr. Ob sie danach in den Bus nach Wolfsburg gestiegen ist, kann die Polizei später nicht mehr rekonstruieren. Bei ihren Eltern kommt sie auf jeden Fall nicht an, ihr Bruder meldet sie tags darauf als vermisst.

Die Ermittler gehen von einem Gewaltverbrechen aus, aber selbst eine Fahndung in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst" bringt 1985 keine Spur. Eine Leiche wird nie gefunden. Später sagt der Mörder einer Schülerin aus, auch die Studentin getötet zu haben, widerruft das Geständnis aber. 1989 dann wird die Studentin für tot erklärt.

"Strafrechtlich ist ihr nichts vorzuwerfen"

Die Sensation jetzt 31 Jahre nach dem Verschwinden der Frau: Düsseldorf, 11. September 2015: Bei der Aufnahme eines Wohnungseinbruchs räumt eine 55 Jahre alte Mieterin den überraschten Beamten gegenüber ein, dass sie nicht die Person ist, deren Name auf dem Klingelschild steht. Sie ist die vermisste Studentin aus Braunschweig, kann sogar noch ihren seit Jahrzehnten abgelaufenen Personalausweis vorlegen.

Sie sei in all den Jahren nie aufgefordert worden, ihre Papiere vorzulegen, habe ihr Leben darauf ausgerichtet, erzählt sie den Beamten, wie Polizeisprecher Joachim Grande sagt. Zu ihrem Lebensunterhalt habe die allein lebende Frau nichts gesagt, sie habe gearbeitet. "Strafrechtlich ist ihr nichts vorzuwerfen." Falsche Papiere hatte sie nicht.

Motiv bleibt geheimnisvoll

Was aber war damals der Grund für das Abtauchen der Studentin, die bei ihrem Verschwinden das 100-seitige Manuskript ihrer Diplomarbeit zu Eigenheiten der Computersprache in ihrer Tasche dabei hatte?

Zum Motiv habe sie keinerlei Angaben gemacht, lediglich erklärt, weiterhin keinen Kontakt zur Öffentlichkeit oder zu ihrer heute in der Nähe von Gifhorn lebenden Familie haben zu wollen. Dennoch wurde die Familie am Mittwoch von der Polizei über die vollkommen überraschende Wendung informiert. Die letzten elf Jahre lebte die Frau in Düsseldorf, davor in mehreren Städten Westdeutschlands. "Wo überall weiß sie nicht mehr."

31 Jahre ohne Papiere

Weiterhin ein Rätsel ist der Polizei, wie es der Frau überhaupt über so lange Zeit gelungen ist, ohne jegliche Identitätspapiere durchs Leben zu kommen. Personalausweis, Reisepass, Führerschein, Krankenversicherungs- und Bankkarte - über 31 Jahre lang hat die Frau nichts von alledem zur Verfügung gehabt.

Verschwunden, zum mutmaßlichen Mordopfer und später für tot erklärt, dann wieder aufgetaucht - wie geht es jetzt weiter? Zunächst, so erklärte die Braunschweiger Polizei, haben zwei Ermittler die Totgeglaubte in dieser Woche vernommen und festgestellt, dass es sich tatsächlich um die Langzeitvermisste handelt. Nun muss sie auf Antrag der Staatsanwaltschaft wieder für lebend erklärt werden - und das Klingelschild wird auch ausgetauscht.

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