Krisen & Konflikte Das Ende einer "Monsterwaffe" aus dem Kalten Krieg
Ein Kapitel aus der Zeit des Kalten Krieges ist abgeschlossen: Die USA haben das letzte Exemplar ihrer ältesten und gewaltigsten Atombombe demontiert. Die aus dem Jahr 1962 stammende B-53 hatte eine Sprengkraft von neun Megatonnen und war damit 600-mal so stark wie die Atombombe von Hiroshima.
Spezialisten trennten am Dienstag in der Fabrik Pantex in Amarillo im Bundesstaat Texas die rund 136 Kilogramm Sprengstoff vom radioaktiven Uran, wie ein Sprecher der Nationalen Behörde für Nukleare Sicherheit sagte.
Bombe war halbes Jahrhundert alt
Die 4,5 Tonnen schwere Bombe von der Größe eines Kleinwagens wurde vor fast fünfzig Jahren etwa zur Zeit der Kuba-Krise gebaut. Damals stand die Welt am Rande eines Atomkrieges zwischen den USA und der Sowjetunion.
Die Waffe war 1997 ausgemustert worden. Nach der Zerlegung sei die Welt "ein sichererer Ort", sagte der Leiter der Behörde. Die B-53 sei eine Waffe gewesen, die "zu einer anderen Zeit für eine andere Welt" entwickelt worden sei.
Mangelnde Zielgenauigkeit
Die Demontage sei bedeutsam, weil es sich um die letzte dieser Art von Atomwaffen handele, sagte Hans Kirstensen vom Verband der US-Wissenschaftler. "Das ist das Ende der Ära dieser Monsterwaffen." Mit ihrer Kraft habe die B-53 ihre mangelnde Zielgenauigkeit ausgeglichen, erklärte Kristensen. Heutige Bomben seien kleiner, aber präziser und reduzierten so nicht beabsichtigte Schäden.
Die USA und Russland hatten sich im April 2010 mit dem neuen START-Abrüstungsvertrag zu einer Verkleinerung ihres Atomwaffen-Arsenals verpflichtet. Das Abkommen begrenzt die Zahl der einsatzfähigen Atomsprengköpfe von bisher 2200 auf 1550 Stück pro Seite. Zugleich darf jedes Land nur noch über 700 Trägersysteme verfügen.
Abrüstungsabkommen wir umgesetzt
Der stellvertretende Energieminister Daniel Poneman sprach von einem Meilenstein in den Bemühungen von US-Präsident Barack Obama für die nukleare Abrüstung. Das Programm zur Zerstörung von Atomwaffen sei dem Zeitplan ein Jahr voraus, sagte er.
Kristensen erklärte dagegen, die US-Regierung dürfe sich mit der Zerstörung der B-53 nicht besonders rühmen. Schließlich seien in den vergangenen sieben Monaten nur zehn aktive Atomsprengköpfe zerstört worden, während das russische Arsenal sogar um 29 angewachsen sei.
Am Dienstag durften zum ersten Mal seit 18 Jahren Medienvertreter das riesige Gelände der Fabrik in Amarillo betreten, das 6500 Hektar umfasst. Die Anlage, in der Atomwaffen zusammengebaut und demontiert werden, gilt als eine der sichersten in den USA.