Merkurtransit 2016 am 9. Mai Merkur zog als winziger Punkt an der Sonne vorbei
Im Südwesten - vom Allgäu über den Schwarzwald bis zum Saarland und der Eifel - verdeckten allerdings Wolken vielerorts die Sicht auf den kleinsten Planeten. Im Osten (Sachsen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern) beeinträchtigten ebenfalls vereinzelt Quellwolken die Sicht, wie der Deutsche Wetterdienst in Offenbach berichtete.
Bei dem seltenen Himmelsereignis wanderte der Merkur vor der Sonne vorbei. Als schwarzes Pünktchen vor der Sonnenscheibe sollte er bis 20.41 Uhr sichtbar sein. Wer durch ein Teleskop mit Spezialausrüstung zur Sonne blickte, sah einen kleinen schwarzen Punkt über die Sonnenscheibe wandern - denn der sonnennächste Planet Merkur befand sich dann genau zwischen Erde und Sonne und zog somit aus Sicht eines irdischen Beobachters vor dem großen Sonnenball vorbei.
Merkurtransit 2016 mit Teleskop beobachten
Experten rieten bei der Beobachtung des Merkur-Transits zu größter Vorsicht. Um das kleine Merkur-Scheibchen vor der gleißend hellen Sonnenscheibe zu sehen, war ein besonders ausgerüstetes Teleskop vonnöten. Eine Sonnenfinsternis-Brille reichte nicht aus, da der schwarze Merkur-Punkt zu winzig ist. Bei der Durchsicht durch Ferngläser ohne Spezialfilter wiederum drohte Erblindungsgefahr.
Gelegenheit, das Ereignis unter Anleitung von Fachleuten zu verfolgen, bot sich aber reichlich: Bundesweit boten zahlreiche Volkssternwarten und wissenschaftliche Institute den Sternfreunden Gelegenheit, das Himmelsschauspiel gefahrlos an ihren optischen Geräten zu erleben.
Merkurtransit ist sehr selten
Merkurtransite sind noch seltener als Sonnen- und Mondfinsternisse. Im 21. Jahrhundert tritt der sonnennächste Planet nur 14 Mal vor die Sonne. Nicht alle Merkurtransite sind von Mitteleuropa aus zu sehen. Zuletzt konnte das Schauspiel von Deutschland aus 2003 beobachtet werden, das nächste Mal ist es 2019 möglich.
Von der Erde aus gesehen können nur Planeten vor der Sonnenscheibe vorbeiziehen, die innerhalb der Erdumlaufbahn die Sonne umkreisen - und dies sind nur zwei: Der innerste Planet Merkur und die Venus, die wir als strahlend hellen Morgen- oder Abendstern kennen.
Was Sie über den Merkur wissen sollten
Merkur ist der kleinste Planet unseres Sonnensystems und hat einen Durchmesser von fast 4900 Kilometern. Er erscheint am Montag als winziger dunkler Punkt vor der Sonne. Mit bloßen Augen ist das Ereignis nicht zu sehen. Dafür ist ein Fernrohr mit stabilem Stativ und mindestens 50-facher Vergrößerung notwendig. Das Himmelsereignis kann auch in vielen Sternwarten beobachtet werden.
Nur ein extrem dünnes Gasgemisch, die Exosphäre, umhüllt den Merkur. Diese Exosphäre besteht vor allem aus Sauerstoff, Natrium und Wasserstoff. Forscher des Leibniz-Instituts für Astrophysik Potsdam wollen das Himmelsschauspiel nutzen, um mit Hilfe von Teleskopen Natrium in der Exosphäre von Merkur aufzuspüren und die Messgenauigkeit von Instrumenten zu testen. Dies sei wegen der dünnen Gasschicht nur durch Raumsonden oder während eines solchen Transits möglich. Die Europäische Weltraumagentur Esa will während des Merkurtransits Bilder ihrer Raumsonde "BepiColombo" übertragen.
Für einen Umlauf um unser Zentralgestirn benötigt der flinke Merkur gerade mal 88 Tage - er rast also in einem Erdjahr rund viermal um die Sonne. Da er sich von der Erde aus gesehen immer in der Nähe der Sonne befindet, ist Merkur schwerer zu beobachten als jeder andere Planet unseres Sonnensystems. Sogar der berühmte Astronom Nikolaus Kopernikus soll einer Legende zufolge auf dem Sterbebett bedauert haben, dass ihm nie ein Blick auf Merkur vergönnt gewesen sei.