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"Hexenhammer"-Vergleich der AfD: Was bei uns falsch gelaufen ist


"Hexenhammer"-Vergleich der AfD
Was bei uns gestern falsch gelaufen ist

Von t-online
Aktualisiert am 12.05.2017Lesedauer: 3 Min.
Der AfD Landtagsabgeordnete Rainer Podeswa.Vergrößern des Bildes
Der AfD Landtagsabgeordnete Rainer Podeswa. (Quelle: Daniel Maurer/dpa-bilder)

Gestern betitelten wir einen Artikel: "AfD-Mann empfiehlt Frauenverbrennung gegen den Klimawandel". Diese Schlagzeile und die damit verbundene Interpretation der Absichten des AfD-Abgeordneten Rainer Podeswa waren falsch. Wir haben uns bei der Arbeit ausschließlich auf eine Meldung der Deutschen Presse Agentur (dpa) verlassen und Inhalt und Richtigkeit nicht angemessen geprüft. Dabei haben wir unsere eigenen Ansprüche nicht erfüllt.

In der Meldung hieß es zur Rede von Podeswa am Donnerstag im Stuttgarter Landtag: "Für Empörung hat im baden-württembergischen Landtag eine Empfehlung des AfD-Abgeordneten Rainer Podeswa gesorgt, sich im Kampf gegen den Klimawandel am 'Hexenhammer' zu orientieren. Dieses 'europäische Standardwerk' fasse alle Methoden zusammen, mit denen im 15. Jahrhundert in Ravensburg die Klimakatastrophe bekämpft worden sei, sagte Podeswa am Donnerstag in Stuttgart. 'Damals wurden Hunderte Frauen verbrannt und damit das Klima gerettet.' Seine Fraktion applaudierte ihm. Die Grünen-Abgeordnete Martina Braun sagte dazu: 'Das ist wirklich unglaublich.'"

In dieser Meldung wurde Podeswas Äußerung jedoch stark verkürzt und aus dem Zusammenhang gerissen wiedergegeben. Podeswa hat sich in seiner Rede gegen die Grünen gewandt und gegen deren – seiner Meinung nach – "ideologischen Irrsinn" beim Thema Klimawandel. Er sagte ausführlicher: "Ich will Ihnen aber gerne noch etwas zum Nachdenken geben und die Diskussion auch vorm historischen Hintergrund einmal reflektieren. […] Ich bleibe in Baden-Württemberg, und ich gehe nur einige wenige hundert Jahre zurück. Auch da gab es eine extreme, eine extreme Häufung extremer Wetterereignisse, mehrere Jahre hintereinander. […] Bis dass sich endlich, endlich eine Lösung abzeichnete und Wege aus der Krise gefunden wurden, hier in Baden-Württemberg. […] Ich empfehle Ihnen also das Buch, in dem diese Lösungsansätze alle zusammengefasst worden sind. Es ist in Speyer erschienen, 1486, und fasst die Methoden alle zusammen, mit der damals in Ravensburg die Klimakatastrophe bekämpft worden ist. Ich empfehle Ihnen, sich dieses europäische Standardwerk in der Stuttgarter Bibliothek auszuleihen. […] Den Populus-Titel, den kennen Sie […], es ist der 'Hexenhammer'. Die haben damals Hunderte von Frauen verbrannt und damit das Klima gerettet. Das sind die Ergebnisse einer öko-stalinistischen, schon wahnhaften Mission, die Sie in diesem Thema verfolgen. Wir von der AfD stehen für eine Klima-, für eine Wirtschafts- und eine Gesellschaftspolitik der Vernunft."

Man kann Podeswa also vorwerfen, er habe einen unangemessenen und extrem provokanten Vergleich zwischen den Ansichten der Grünen zum Klimawandel und den Handlungsweisen im Mittelalter gezogen. Man kann ihm aber nicht vorwerfen, er habe Frauenverbrennung gegen den Klimawandel empfohlen, wie wir es getitelt haben.

Auf Facebook schreibt Podeswa zur Berichterstattung über seine Rede: "Die DPA, u.a. bei T-Online, verbreitet eine Lüge: die AfD empfiehlt weder eine Hexenverbrennung noch eine Frauenverbrennung gegen den Klimawandel, sondern sie hat den GRÜNEN empfohlen über einen ideologischen Irrsinn nachzudenken, der damals gemacht wurde. [...] Es ist unwahrscheinlich, dass der DPA-Vertreter oder die Grünen den Vergleich, der ja gerade an die Grünen zum Nachdenken gerichtet war, nicht verstanden haben. So weltfremd können nicht mal diese Personen sein. Es wird also mal wieder gezielt eine Lüge verbreitet. Denn eine Forderung war das eben gerade nicht."

Das stimmt allerdings nicht. Wir haben nicht "gezielt eine Lüge verbreitet". Wir haben unser Material nicht angemessen geprüft. Uns hätte die Grundaussage der Agentur-Meldung stutzig machen müssen. Dann hätten wir die Quellenlage sorgfältig prüfen und gegebenenfalls bei Rainer Podeswa und der AfD nachfragen müssen. Nach der Publikation haben wir das Thema irgendwann aus den Augen verloren und später reagiert, als wir es hätten tun sollen. Wir haben in diesem Fall unsere eigenen Ansprüche nicht erfüllt. Wir werden uns extrem darum bemühen, dass uns das zukünftig - im teilweise hektischen Nachrichtenalltag – nicht mehr passiert. Allein schon deshalb, damit wir nicht selber Material liefern für einen mutmaßlichen Zusammenhang zwischen Presse und Lüge.

Eine Anmerkung zu den bisherigen Kommentaren: t-online.de hat diese Stellungnahme aus freien Stücken veröffentlicht und wurde von keiner Seite dazu aufgefordert oder gar dazu gezwungen.

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