Radikaler Wechsel? Petry will die AfD jetzt zur Antifa-Partei machen
Parteichefin Frauke Petry kämpft gegen das Rechtsaußen-Image ihrer AfD an. Dafür soll ein Satz ins Programm aufgenommen werden, der vom politischen Gegner stammen könnte.
Zur Ausgrenzung rechter nationalistischer Strömungen aus der Alternative für Deutschland will Petry offenbar das Grundsatzprogramm der Partei ergänzen lassen. Dort solle eine Passage aufgenommen werden, in der es heiße, dass in der Partei insbesondere für "rassistische, antisemitische, völkische und nationalistische Ideologien kein Platz" sei, schreibt die Chemnitzer "Freie Presse".
Einen entsprechenden Antrag hätten Petry und zwei weitere sächsische AfD-Politiker für den Bundesparteitag in zwei Wochen gestellt.
Das Grundsatzprogramm soll demnach auch um diesen Satz ergänzt werden: "Das Bekenntnis zur deutschen Leitkultur ist verbunden mit der Erkenntnis, dass im Hinblick auf die Kulturleistungen anderer Völker kein Anlass besteht, den nationalen Gedanken zu überhöhen."
Petry will "Realos" von "Fundis" trennen
Zuvor hatte ein "Sachantrag zur strategischen Ausrichtung der AfD" von Petry für den Parteitag zu Aufruhr in der rechtspopulistischen Partei gesorgt. Die Parteichefin zeigt darin zwei Wege für die Zukunft auf.
Eine von ihr favorisierte "realpolitische Strategie" mit dem Ziel, die AfD mittelfristig koalitionsfähig zu machen. Und eine "fundamentaloppositionelle Strategie", die Raum lässt für "abseitige Meinungen und Standpunkte" auch "außerhalb des bürgerlichen Korridors".
Meuthen kritisiert Petry
Der zweite AfD-Vorsitzende Jörg Meuthen zweifelte daraufhin in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" die Führungsqualitäten Petrys an. Die Einteilung in Realpolitiker und Fundamentalisten sei "konstruiert und keineswegs stimmig", sagte Meuthen in Richtung Petry.
Trotz ihres tiefgreifenden Streits wollen beide Bundesvorsitzende heute in Essen gemeinsam die heiße Wahlkampfphase der NRW-AfD eröffnen. Spitzenkandidat bei der Landtagswahl ist Marcus Pretzell, der Ehemann Petrys. Nach Angaben eines Sprechers der NRW-AfD wollen Petry und Meuthen "auf jeden Fall" kommen.
Gauland verzichtet auf Spitzenkandidatur
Zwei Wochen später beim AfD-Bundesparteitag am 22. April in Köln sollen die Delegierten über das Wahlprogramm und die Spitzenkandidatur entscheiden. Dann wird sich auch die in der AfD seit Wochen heiß diskutierte Frage klären, ob die Partei mit Petry als Spitzenkandidatin in den Bundestagswahlkampf zieht - oder ob dafür ein "Spitzenteam" gebildet wird.
Mehrere Mitglieder des Bundesvorstandes hatten zuletzt Parteivize Alexander Gauland als Mitglied eines solchen Teams ins Spiel gebracht. Dieser winkte jetzt jedoch ab. "Ich habe keinen großen Bedarf für eine Spitzenkandidatur", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Gespräche mit Petry über eine gemeinsame Kandidatur seien "nicht erfolgreich gewesen", sagte Gauland, der wie Meuthen zu den Petry-Gegnern zählt.