"Wirksam regieren" Merkel bastelt an einer neuen Strategie
Ungewöhnliche Stellenausschreibung: Das Kanzleramt sucht Psychologen und Soziologen zur Entwicklung einer neuen Strategie. Die Regierung soll wirksamer regieren. Beschleichen Angela Merkel Zweifel? Braucht sie einen Psychologen? Ein neues Sofa soll es aber nicht geben.
Drei Fachkräfte werden für die neue Regierungsstrategie "wirksam regieren" gesucht. Sie sollen hervorragende psychologische, soziologische, anthropologische und verhaltensökonomische Kenntnisse mitbringen. Durch vertiefte Situationsanalyse sollen alternative Lösungsansätze entwickelt werden.
Merkel im Guru-Modus?
Das lässt aufhorchen, bezeichnet die Regierungschefin ihre Entscheidungen doch gerne als alternativlos.
Für die "Bild"-Zeitung, die das Inserat im Internet als erstes Medium entdeckt hat, ein klarer Fall für einen Psycho-Trainer mit Duftkerzen und einem Touch Esoterik. Merkel im Guru-Modus?
Regierungssprecher kann beruhigen
Oder beschleichen die 60-Jährige in ihrer dritten Kanzlerschaft und nach der Wiederwahl ihrer Union mit herausragenden 41,5 Prozent bei der jüngsten Bundestagswahl etwa Zweifel an ihrem Regierungsstil? Droht der Frau mit der legendären Kondition vielleicht sogar ein Burnout?
Vize-Regierungssprecher Georg Streiter, der zu brisanten Themen oft schweigt, ist in einer Pressekonferenz mit Hauptstadtjournalisten gewappnet: "Ich kann Sie beruhigen: Es werden keine Sofas im Kanzleramt aufgestellt."
Projektgruppe entstammt Koalitionsvertrag
Die geplante Projektgruppe im Stab Politische Planung entstamme dem Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD, Seite 150 und 151, erklärt Streiter.
In der Nacht zum 27. November 2013 wurde mit Einigung auf das insgesamt 185 Seiten zählende Werk auch dieser Passus abgesegnet: "Wir wollen die Zielgenauigkeit und Wirksamkeit politischer Vorhaben dadurch erhöhen, dass wir politische Vorhaben stärker aus Sicht und mit Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger entwickeln." Überschrift: "Wirksam und vorausschauend regieren."
Tests in Pilotprojekten
So macht sich das Kanzleramt Gedanken, wie die Regierung Menschen besser klarmachen kann, dass sie sich mehr - privat - um ihre Altersversorgung kümmern müssen. Untersuchungen menschlichen Verhaltens zeigten, dass viele aus Mangel an Vorausschau gegen ihre eigenen Interessen handelten, indem sie gegenwärtigen Konsum den Investitionen in ihre Zukunft vorzögen.
Mit Hilfe wissenschaftlicher Methoden soll die neue Regierungsstrategie nun in Pilotprojekten getestet werden. Wie genau, bleibt zunächst offen. "Es geht um die Beobachtung menschlichen Verhaltens - da haben sich viele Forscher mit befasst", sagt Streiter recht allgemein und kann ein Lächeln nicht unterdrücken. Er schlägt den Berichterstattern vor, das Thema an dieser Stelle nicht zu vertiefen. Er fürchtet, es könnte sie "langweilen oder überfordern".