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Philipp Rösler fällt Bild-Chef Kai Diekmann bei USA-Reise in die Arme


Parteien
Röslers peinliche USA-Reise

Von dpa, t-online
Aktualisiert am 25.05.2013Lesedauer: 3 Min.
Philipp Rösler,FDPVergrößern des Bildes
Die Umarmung mit "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann lässt Fragen zur gebotenen Distanz zwischen Politik und Medien aufkommen (Quelle: dpa-bilder)

Mit seiner USA-Reise wollte FDP-Chef Philipp Rösler die deutsche IT-Branche in den USA voranbringen - und nicht zuletzt an seinem Image im Bundestagswahlkampf feilen. Doch der Plan ist gründlich schief gegangen. Vor allem die Fotos von der Reise sagen mehr als 1000 Worte.

Sein bestes Date in Kalifornien hat Philipp Rösler in einem "Brutkasten". So heißen die Talentschuppen im Silicon Valley, wo Firmengründer und Investoren das nächste große Milliarden-Ding für die Internetwelt suchen.

Im "Rocket Space" in San Francisco wartet Kai Diekmann. Der "Bild"-Chefredakteur und Rösler fallen sich stürmisch in die Arme. Danach gibt es Präsentationen und Gespräche mit vielversprechenden Startups im "Rocket Space", an dem der Springer-Verlag und die Telekom beteiligt sind.

Parodien von Rösler-Bild im Netz

Das Foto geht anschließend durch die Gazetten - wird für Rösler allerdings zur medialen Belastungsprobe. Mehrere Medien beschäftigen sich kritisch mit der Frage, wie viel Nähe zur "Bild-Zeitung" einem Wirtschaftsminister gut tut.

Im Internet kursieren Parodien, auf denen Rösler "Simpsons"-Bösewicht Montgomery Burns oder Bayern-Präsident Uli Hoeneß in die Arme schließt.

Und damit nicht genug. Auch andere Fotos der Reise sprechen Bände. Die Bilder von Rösler im hautengen Laufshirt oder mit dem T-Shirt eines Startup-Unternehmens wirken für ein Regierungsmitglied unangemessen oder sogar peinlich.

Rösler ist vom "Spirit" des Silicon Valley schwer angetan - wirkt während der gesamten Reise aber in erster Linie wie ein begeisterter kleiner Junge. Damit kann die Wirklichkeit kaum mithalten.

Zwischen Kritik und Begeisterung

So geht es bei Facebook vor allem streng zu. Die Besucher werden unter Aufsicht mehrerer Sicherheitsleute durch belanglose Flure und die leere Kantine eines Konzerns geführt, der von seinen Kunden vieles weiß und für gezielte Werbung verwerten will.

Selbst Diplomaten und Beamte des Wirtschaftsministeriums dürfen sich nicht frei bewegen. Sie protestieren. Zeitweise darf die Gruppe einen Glaskasten nicht verlassen.

Rösler sieht sich nachträglich gezwungen auch öffentlich Kritik an den IT-Giganten zu üben: "Die Konzerne können sich nicht von der Lebenswirklichkeit abkoppeln", sagte er. Wenn der Datenschutz dauerhaft ausgehebelt werde, müsse letztlich die Politik eingreifen.

Doch bei seinem Besuch stellt sich der Vizekanzler der größten europäischen Wirtschaftsnation noch fröhlich vor den gigantischen "Gefällt mir"-Daumen von Facebook - und dieses Bild geht wieder um die Welt.

Ziel: Geld eintreiben

Auch wirtschaftlich ist Röslers Reise nur mäßig erfolgreich, obwohl er sich schwer ins Zeug legt. Der Wirtschaftsminister klappert aufmerksam und gut gelaunt Weltkonzerne wie Apple, Google und Facebook ab, bringt die mitgereisten über 100 deutschen IT-Firmengründer mit Topmanagern und US-Investoren zusammen.

Worum geht es dabei? "Kohle", sagt Stephanie Renda. Die Chefin des Startups "match2blue" will acht bis zwölf Millionen Dollar einsammeln, um ihre in Deutschland erfolgreiche Dienstleistungs-App in den USA zu vermarkten.

Geldgeber vergrault

Renda und ihre Mitstreiter haben beim Speed-Dating vor Investoren jeweils nur vier Minuten, um diese zu überzeugen, nicht vor der Haustür im Valley, sondern im fernen Berlin Geld auszugeben.

Und genau das geht nach einem Bericht des Deutschlandfunk gründlich schief. Als die Veranstaltung richtig los geht, seien die Geldgeber schon wieder weg gewesen.

Ihnen habe man gesagt, sie müssten eine Stunde an Zeit mitbringen, doch diese eine Stunde sei durch verspäteten Beginn und mehrere Willkommensreden aufgebraucht worden. Als die deutschen Start-ups endlich zum Geldeintreiben kamen, sei nur noch ein Geldgeber im Saal gewesen - und der kam aus Deutschland.

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