Nächster Ärger beim Bundesamt BAMF entlässt zahlreiche Dolmetscher
Hat eine leitende BAMF-Mitarbeiterin Flüchtlingen ohne rechtliche Grundlage Asyl gewährt? Und wenn ja, aus welchen Gründen? Der Fall in Bremen ist nicht das einzige Problem der Behörde. Auch die Zusammenarbeit mit etlichen Dolmetschern musste beendet werden.
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) hat neben dem mutmaßlichen Korruptionsskandal von Bremen auch Probleme mit der Vertrauenswürdigkeit von Dolmetschern. So habe die Behörde allein 2017 die Zusammenarbeit mit 30 Dolmetschern "aufgrund von Verletzungen gegen den Verhaltenskodex" beendet, berichtet die "Bild"-Zeitung unter Berufung auf eine Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Anfrage der Linken im Bundestag.
Fachliche Mängel bei Personal
In vielen Fällen hätten "mehrere kumulierte Verstöße" zur Beendigung der Zusammenarbeit geführt. Zudem seien 2017 und 2018 insgesamt 2.100 weitere Dolmetscher vor allem wegen fachlicher Mängel "von weiteren Einsätzen für das BAMF ausgenommen" worden, heißt es in dem Bericht.
In dem am Freitag bekannt gewordenen Fall bei der BAMF-Außenstelle Bremen soll auch ein Dolmetscher verwickelt sein. Die frühere Leiterin der Außenstelle soll im Zeitraum von 2013 bis 2016 in 1.200 Fällen Asyl gewährt haben, obwohl die Voraussetzungen nicht gegeben waren.
Motiv noch unklar
Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Frau und fünf weitere Beschuldigte wegen Bestechlichkeit und "bandenmäßiger Verleitung zur missbräuchlichen Asylantragstellung". In den meisten Fällen ging es nach Angaben der Bremer Staatsanwaltschaft um Jesiden.
Das Motiv der Beschuldigten ist noch unklar. Nach Informationen der "Braunschweiger Zeitung" ging es der BAMF-Mitarbeiterin womöglich nicht um Geld. Auf ihrem Twitter-Account habe die Frau immer wieder Beiträge von Pro Asyl und dem Verein "Eziden Weltweit" geteilt, berichtete das Blatt.
Asylentscheidungen sollen kritisch überprüft werden
Als Konsequenz aus den Vorwürfen kündigte der Parlamentarische Staatssekretär Günter Krings vom Bundesinnenministerium eine Überprüfung der Abläufe bei Asylentscheidungen an. "Aktuell bereits eingeführte Verbesserungen, wie das Vier-Augen-Prinzip bei Asylentscheidungen, stellen heute schon eine sehr wirksame Vorkehrung gegen Manipulationen dar, wie sie hier in Rede stehen", sagte der CDU-Politiker der "Rheinischen Post".
"Wir werden den Fall aber natürlich zum Anlass nehmen, sehr zügig nochmals dafür zu sorgen, dass die Abläufe bei Asylentscheidungen sehr gründlich und kritisch untersucht werden", sagte Krings. Die Bundesregierung nehme die Vorwürfe "sehr ernst".
- dpa