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Jamaika-Koalition stürzt in Umfrage ab: Keine Panik!


Umfrage zu Schwarz-Gelb-Grün
Keine Panik!

Meinungt-online, Jonas Schaible

09.11.2017Lesedauer: 2 Min.
Verhandler auf dem Balkon: Ein Bild so vertraut wie der "Tatort"-Vorspann.Vergrößern des BildesVerhandler auf dem Balkon: Ein Bild so vertraut wie der "Tatort"-Vorspann. (Quelle: Michael Kappeler/dpa)
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Nach nur vier Wochen verlieren die Deutschen die Geduld mit Schwarz-Gelb-Grün, zeigt eine Umfrage. Oder doch nicht?

Ein Kommentar von Jonas Schaible

Mit der Geduld der Deutschen scheint es nicht weit her zu sein. Oder mit den schwarz-gelb-grünen Verhandlern. Direkt nach der Bundestagswahl fanden noch 57 Prozent die Koalition gut oder sehr gut. Rund einen Monat später sagen das nur noch 45 Prozent. Anders gesagt: Die vier Parteien scheinen in nur einem Monat 12 Prozent der Wähler vergrätzt zu haben.

Das klingt ziemlich dramatisch – und ist nur zu verständlich.

Das schwarz-gelbe Bündnis 2009, dessen Partner sich später genüsslich öffentlich keilten, startete noch als Wunschkoalition in die Verhandlungen. Die Große Koalition der vergangenen vier Jahre schien sich so gut zu verstehen, dass Kanzlerin und Herausforderer Schulz im TV-Duell wirkten wie alte Freunde.

Dagegen werfen sich die möglichen Partner jetzt schon über die Medien Verantwortungslosigkeit oder Realitätsferne vor.

Die Basis als großer starker Bruder

In der CSU fällt alle paar Tage ein weiteres Kreisverband vom Glauben ab und Parteichef Seehofer in den Rücken. Niemand weiß, ob ein Vertrag, den Seehofer unterschreibt, von Söder im Winter noch anerkannt würde. Die FDP betont ohne Unterlass, dass gar nichts vorangehe. Die Grünen klagen laut, sie wollten ja, aber sie dürften nicht. Die Kanzlerin? Schweigt.

Man droht sich wechselseitig mit der eigenen Basis wie mit dem großen Bruder: Der wird es dir zeigen!

Von einer gemeinsamen Erzählung, einem gemeinsamen Projekt, vielleicht sogar einer Vision ist bisher nichts zu sehen. Selbst wenn es zu einer Einigung kommt: Wer sie wie verkaufen soll, kann niemand erklären.

Besser als zwei Umfragen? Drei Umfragen!

Andererseits raufen sich die Parteien nicht nur – sie raufen sich auch zusammen. Sie räumen Positionen. Es geht auf und ab.

Politische Kunst ist es, Schwierigkeiten zu bemerken und ernstzunehmen, aber das größere Bild zu sehen. Sich nicht treiben zu lassen. Die Wirklichkeit so zu deuten, dass man nicht in Verzweiflung versinkt.

So ähnlich ist das auch in der Wahrnehmung der Umfragen. Jetzt finden 45 Prozent die Koalition gut, am Tag nach der Wahl waren es 57 Prozent, das stimmt.

Aber am Wahltag selbst wünschten sich diese Koalition nur: 23 Prozent.

Die Koalition hat sich gefunden – wenigstens in den Köpfen

Natürlich wäre es albern zu sagen, die Zustimmung habe sich verdoppelt, alles gut also, es gibt nichts zu sehen!

Was die drei Umfragen aber zeigen: Diese merkwürdige Koalition verliert gewiss an Reiz, weil sie nicht mehr neu und deshalb nach Zukunft klingt. Aber sie hat sich etabliert. Selbst nach allem Streit ist die Zustimmung größer als vor der Wahl. Die Koalition, die früher niemand wollte, ist in den Köpfen zu einer echten politischen Möglichkeit geworden.

Der beste Beweis? Die Fotos auf dem Balkon sind bald so vertraut wie der "Tatort"-Vorspann. Und der verheißt ja auch nicht immer große Unterhaltung, funktioniert aber.

Deshalb: Keine Panik! Weitermachen. Erstmal.

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