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Debatte um Corona-Isolationspflicht: Karl Lauterbach spricht von "Luxusdiskussion"


Lauterbach spricht von "Luxusdiskussion"
Debatte um Corona-Isolationspflicht nimmt Fahrt auf

Von dpa, cck, aj

Aktualisiert am 25.07.2022Lesedauer: 3 Min.
Karl Lauterbach: "Diese wissenschaftswidrige Position ziehe ich nicht in Erwägung."Vergrößern des Bildes
Karl Lauterbach: "Diese wissenschaftswidrige Position ziehe ich nicht in Erwägung." (Quelle: Political-Moments/imago-images-bilder)

Bei Corona-Infektion in Isolation? Mehrere Politiker in der FDP möchten diese Regel abgeschafft sehen. Damit widersprechen sie dem Gesundheitsminister.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat die Debatte über eine Fortsetzung der Isolationspflicht in Deutschland als "Luxusdiskussion" bezeichnet. Das sagte er dem "Spiegel" mit Blick auf die USA. Dort gebe es etwa keine Lohnfortzahlung für Isolierte. "Wir leisten uns aber eine Diskussion darüber – zum Beispiel durch die Kassenärztliche Bundesvereinigung – ob wir das, was wissenschaftlich gesichert ist – die vierte Impfung, Schutzmaßnahmen, Isolation – auch einsetzen werden", sagte er.

Indes haben sich auch mehrere Politiker der FDP für ein Ende der Isolationspflicht ausgesprochen. Eine Diskussion darüber sei richtig, sagte FDP-Vize Wolfgang Kubicki den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Aus meiner Sicht ist es sowohl epidemiologisch als auch aus Gründen der Eigenverantwortung überfällig, den Menschen diese Entscheidung wieder zu überlassen – so, wie es andere europäische Länder schon längst getan haben."

Ähnlich äußerte sich FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai. Er warnte vor Personalausfällen durch Isolationspflichten. "Wir werden in systemrelevanten Bereichen vor enormen Herausforderungen stehen, wenn wir massenhaft positiv Getestete ohne Symptome in die Isolation schicken", sagte er der "Rheinischen Post".

Kassenärztechef Gassen hat Debatte angestoßen

Am Wochenende hatte sich bereits der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, für eine Aufhebung aller Corona-Isolations- und Quarantänepflichten ausgesprochen. Diese sollten "bis auf Weiteres aufgehoben werden, dadurch würde die Personalnot vielerorts gelindert", sagte Gassen der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag). Wer krank sei, solle zu Hause bleiben. "Wer sich gesund fühlt, geht zur Arbeit." Gegen schwere Verläufe seien Geimpfte gut geschützt.

Mit dem Vorschlag stoße Gassen eine wichtige Debatte an, sagte die FDP-Gesundheitsexpertin Christine Aschenberg-Dugnus dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Durch Impfungen seien viele Menschen vor schweren Verläufen geschützt.

Lauterbach: "wissenschaftswidrige Position"

Lauterbach bezeichnete Gassens Argument als wissenschaftswidrig. Hinter der Diskussion um die Abschaffung der Isolationspflicht, dem Verzicht auf Maßnahmen und der Sinnhaftigkeit der vierten Impfung stehe die These, eine Infektion wäre besser als eine Impfung, sagte er dem "Spiegel". "Das hieße übersetzt: Jetzt ist Zeit für Durchseuchung. Diese wissenschaftswidrige Position ziehe ich nicht in Erwägung."

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Lauterbach hatte die Forderung Gassens bereits am Samstag abgelehnt, mit den Worten: "Infizierte müssen zu Hause bleiben. Sonst steigen nicht nur die Fallzahlen noch mehr, sondern der Arbeitsplatz selbst wird zum Sicherheitsrisiko."

Geteilte Reaktionen

Auch bei anderen Politikern fielen die Reaktionen über Gassens Forderung geteilt aus. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) sagte, der Vorschlag komme zur Unzeit. Angesichts der "hochdynamischen Infektionslage" sollte man genau überlegen, ob es Sinn mache, die Regeln zur Isolation zu lockern. "Im Herbst erwarten wir einen weiteren Anstieg der Infektionszahlen. Niemand weiß, welche Virusvariante dann vorherrschen wird", teilte Holetschek mit.

Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, wies auf Probleme im Zusammenhang mit der Isolationspflicht hin. "Die Belastung steigt stetig, der deutliche Mehraufwand durch die Pflicht zur Isolation nimmt zu", sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe – ohne jedoch ein Abrücken von den derzeitigen Vorgaben zu fordern. Wegen des Ausfalls von Mitarbeitern müssten in zahlreichen Krankenhäusern planbare Operationen verschoben und zeitweise ganze Bereiche abgemeldet werden.

Menschen, die sich mit dem Coronavirus infizieren, müssen für fünf Tage in häusliche Isolation. Beschäftigte in Einrichtungen des Gesundheitswesens müssen vor der Rückkehr zur Arbeit zudem per Schnell- oder PCR-Test nachweisen, dass sie negativ sind. Zudem müssen sie 48 Stunden symptomfrei sein. Für Menschen, die Kontakt mit Corona-Infizierten hatten, wird eine fünftägige Quarantäne dringend empfohlen.

Wie Lauterbach plädierte die Grünen-Gesundheitspolitikerin Saskia Weishaupt für ein Festhalten an den Regeln. Wenn Menschen zur Arbeit gingen, sollten sie nicht der Gefahr ausgesetzt sein, sich anzustecken, sagte sie der Funke Mediengruppe.

Derzeit gilt für die allgemeine Bevölkerung, dass die vorgeschriebene Isolation für Corona-Infizierte nach fünf Tagen enden kann – mit einem "dringend empfohlenen" negativen Test zum Abschluss.

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