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1,5 Millionen Neuinfektionen in einer Woche: Lauterbach spricht Warnung aus


1,5 Millionen Neuinfektionen in der Woche
Lauterbach: "Risiko ist jetzt höher, als es je war"

Von t-online, sje, mam

Aktualisiert am 26.03.2022Lesedauer: 4 Min.
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"Leider keine gute Situation": Karl Lauterbach warnt eindringlich vor der Gefahr des Coronavirus. (Quelle: reuters)

Die Inzidenz in Deutschland steigt immer weiter, gleichzeitig werden die meisten Corona-Regeln abgeschafft. Gesundheitsminister Lauterbach und RKI-Chef Wieler warnen vor der nächsten Infektionswelle.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach und Lothar Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI) haben davor gewarnt, die Pandemie für beendet zu erklären. "Die Lage sieht nicht gut aus", so Lauterbach am Freitag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz.

Von einem "Freedom Day" in Deutschland könne keine Rede sein. Im Gegenteil: "Es könnte sein, dass die Zahl der Toten steigen wird in den nächsten Wochen." Die Haltung nach dem Motto "Wir warten ab, bis das Wetter besser wird" könne nicht so beibehalten werden. "Wir können es so nicht laufen lassen", so Lauterbach. Bis zum Sommer sei es noch zu lang.

Der Minister appellierte an die Bundesländer, jetzt Regeln nach dem geänderten Infektionsschutzgesetz umzusetzen, die für sogenannte Hotspots in kritischer Lage regional weiterhin möglich sind. Eine dafür festzustellende Überlastung des Gesundheitswesens könne an konkreten Kriterien bemessen werden – etwa wenn planbare Operationen verschoben oder Patienten verlegt werden müssten. Lauterbach bekräftigte erneut, dass Hotspots auf diese Weise auch ein ganzes Bundesland umfassen können.

Lauterbach: "Risiko ist jetzt höher, als es je war"

Er appellierte zudem an alle Menschen, die noch nicht geimpft sind, dies zu ändern. Ungeimpfte müssten sich vor Augen führen, dass das Risiko sich zu infizieren höher ist, als es je war. "Tun Sie sich selbst und uns allen einen Gefallen", bat Lauterbach. Nichts sei unnötiger, als sich jetzt, so kurz bevor das Wetter das Infektionsgeschehen zurückdrängt, zu infizieren.

Auch an Personen der Risikogruppen wandte sich Lauterbach: Sie sollten sich ein viertes Mal impfen lassen. Derzeit seien weniger als zehn Prozent derjenigen, denen die Ständige Impfkommission (Stiko) die zweite Auffrischung empfiehlt, tatsächlich ein viertes Mal geimpft. "Wir müssen offensiver mit der vierten Impfung umgehen", sagte Lauterbach.

Wieler: "Es wird nicht die letzte Corona-Welle sein"

RKI-Chef Wieler stimmte Lauterbach in vielen Punkten zu: "Die Pandemie ist noch nicht vorbei – im Gegenteil." Und: "Es wird nicht die letzte Corona-Welle sein", warnte er. Eine Impfung könne zwar nicht immer eine Infektion verhindern, in den meisten Fällen schütze sie aber davor, dass man schwer erkranke.

Der RKI-Chef mahnte zudem nochmals ein vorsichtiges Verhalten an. Mit Blick auf die Lockerung der Infektionsschutzmaßnahmen hänge es nun "von unser aller Verhalten ab", wie sich die Zahlen entwickeln, sagte Wieler. Wer Symptome habe, solle drei bis fünf Tage zu Hause bleiben und außerhalb des Haushaltes möglichst niemanden treffen, vor allem keine Menschen mit Risikofaktoren. Auch die AHA-Regeln empfahl Wieler weiterhin – und betonte insbesondere die Bedeutsamkeit des Maskentragens in Innenräumen.

Lauterbach zur allgemeinen Impfpflicht: "Ich bin optimistisch"

Auf die Frage, ob es eine allgemeine Impfpflicht geben werde, gab sich Minister Lauterbach zuversichtlich. Die Frage sei, ob die Union zum Schluss mitstimme und ob man die vorliegenden Anträge zusammenbringe, sagte der SPD-Politiker. In der Union gebe es auch viele Befürworter. "Daher glaube ich schon, dass wir zum Schluss, da bin ich optimistisch, eine allgemeine Impfpflicht hinbekommen werden."

Bei der Umsetzung dieser halte er es für sinnvoll, die Krankenkassen mit einzubeziehen. Gespräche fänden auf allen Ebenen statt und in der übernächsten Woche solle im Bundestag darüber abgestimmt werden.

Als Grund für eine allgemeine Impfpflicht führte Lauterbach erneut die Impfquote in Deutschland an. "Die Impfquote, die wir jetzt haben, ist zu niedrig, um bei allen Varianten, die wir bisher kennen, im Herbst ohne einschneidende Maßnahmen durchzukommen." Es würden dann wieder nennenswerte Maßnahmen notwendig werden. Andere Länder bräuchten eine Impfpflicht möglicherweise nicht, weil deren Impfquote höher sei, erklärte der Minister.

Auf die Nachfrage, wie viele Impfungen eine Impfpflicht umfassen würde, fand Lauterbach keine eindeutige Antwort. Dies hänge von mehreren Faktoren wie der VirusvVariante, deren R-Wert, aber auch der bestehenden Impfquote ab. "Je höher die Quote, desto besser geht es uns", so Lauterbach.

Lauterbach und Wieler warnen vor Omikron-Infektion

Immer wieder warnten Wieler und Lauterbach in ihrer Pressekonferenz davor, die Omikron-Variante nicht ernst zu nehmen. "Jede Woche sterben aktuell mehr als 1.000 Menschen im Zusammenhang mit einer Omikron-Infektion in unserem Land", trug der RKI-Chef vor. Viele in den Kliniken benötigten zusätzlichen Sauerstoff, so Lauterbach. "Das ist keine Kleinigkeit." Man müsse noch mehr in den Vordergrund stellen, dass eine Infektion mit Omikron sehr wohl schlimm verlaufen könne.

Die Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland erreicht unterdessen immer neue Höchststände, am Freitag lag sie bei 1.756,4. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab zudem am Donnerstag bekannt, dass es innerhalb einer Woche mehr als 1,5 Millionen neue Corona-Fälle gegeben hat – mehr als je zuvor in der Pandemie. Treiber der aktuellen Entwicklung ist der Omikron-Subtyp BA.2.

Gleichzeitig wird spätestens in der kommenden Woche, nach Ablauf einer Übergangsfrist, durch die Novellierung des Infektionsschutzgesetzes der Großteil der Schutzmaßnahmen abgeschafft. Lauterbach würde es beispielsweise dennoch befürworten, wenn Supermarktketten oder große Veranstalter nach Hausrecht weiterhin Maskenvorgaben für ihre Innenräume machen.

Drosten:"Nicht einfach laufen lassen"

Der Virologe Christian Drosten dringt trotz der eingeleiteten Lockerungen weiterhin auf ein bedachtsames Vorgehen in der Corona-Pandemie. Es sei ganz wichtig, dass die Lockerungen jetzt nicht als ein unreflektiertes Öffnen verstanden würden, sagte Drosten am Freitagabend in den ARD-"Tagesthemen". "Man muss dieses Geschehen genau beobachten, das Virus ist nicht absolut harmlos geworden. Man muss die Situation eben moderieren und nicht einfach laufen lassen."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Pressekonferenz vom 25. März 2022 im Livestream
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