Inhaftierter Reporter Welt-Verlag klagt gegen Yücel-Haft in der Türkei
Der Verlag der Zeitungen "Die Welt" und "Welt am Sonntag" geht vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Wegen der inzwischen rund ein halbes Jahr andauernden Inhaftierung seines Korrespondenten Deniz Yücel in der Türkei hat er Beschwerde in Straßburg eingereicht.
Die WeltN24 GmbH beanstandet eine Verletzung ihrer Presse- und Berichterstattungsfreiheit, weil die grundlose Inhaftierung eine unmittelbare Vor-Ort-Berichterstattung aus der Türkei unmöglich mache. Der deutsch-türkische Journalist, der seit Mitte Februar in Untersuchungshaft sitzt, klagt selbst vor dem EGMR gegen seine Inhaftierung und wird dabei von der Bundesregierung unterstützt.
"Wir nutzen alle rechtlichen Mittel, um die Berichterstattungsfreiheit sowohl Deniz Yücels als auch des Verlags zu verteidigen", sagte WeltN24-Geschäftsführerin Stephanie Caspar. "Es darf nicht tatenlos hingenommen werden, dass ein Journalist ins Gefängnis kommt, bloß weil er seine Arbeit macht." Die Türkei beschuldigt Yücel, Terrorpropaganda verbreitet und zur "Aufwiegelung der Bevölkerung" beigetragen zu haben.
Die Bundesregierung hatte kürzlich, nicht zuletzt als Reaktion auf die Inhaftierung Yücels und des Menschenrechtlers Peter Steudtner, eine Neuausrichtung ihrer Türkei-Politik angekündigt und unter anderem ihre Reisehinweise verschärft. Nach dem Putschversuch vor einem Jahr sind mehr als 150.000 Türken aus ihren Ämtern im Staatsdienst entlassen und Zehntausende verhaftet worden.