"Dringend verdächtig" Mutmaßlicher Attentäter bestreitet Anschlag auf den BVB
Der mutmaßliche Täter Sergej W. will den Anschlag auf die Mannschaft des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund nicht verübt haben.
"Mein Mandant bestreitet die Tat. Das hat er dem Ermittlungsrichter und mir gesagt", sagte der Rechtsanwalt. "Es wird untersucht, ob es Hinweise darauf gibt, dass das am Tatort gefundene Material mit ihm in Verbindung gebracht werden kann. Davon wird abhängen, ob sich der Tatverdacht verdichtet oder nicht. Davon hängt sehr viel ab, wenn nicht alles."
Bisher hatte der in Untersuchungshaft sitzende W. zum Tatvorwurf geschwiegen. Die Bundesanwaltschaft beschuldigt den 28-Jährigen, am 11. April unmittelbar vor dem Champions-League-Heimspiel gegen den AS Monaco in einer Hecke drei Sprengsätze neben dem vorbeifahrenden BVB-Bus gezündet zu haben. Der spanische Innenverteidiger Marc Bartra wurde dabei schwer an der Hand verletzt, das Spiel auf den folgenden Tag verschoben.
Am dringenden Tatverdacht hat sich "absolut nichts verändert", betonte der Pressesprecher der Bundesanwaltschaft. "Es liegt weder ein Geständnis vor, noch gibt es derzeit wesentliche neue Erkenntnisse."
Sprengsätze sollen Marke Eigenbau gewesen sein
Bei der Untersuchung der Sprengsätze sollen Kriminaltechniker zu dem "vorläufigen Ergebnis" gekommen sein, dass es sich nicht um militärische Zünder und auch nicht um gewerbliche Stoffe gehandelt habe. Der Täter soll "eine Art Selbstlaborat mit den dafür üblichen Stoffen gebastelt" haben. Den Ermittlungen zufolge soll der Täter die Bomben per Funk von einem Hotelzimmer aus gezündet haben.
Täter soll auf Aktienkurs spekuliert haben
Die Ermittler vermuten, dass der Täter aus Habgier handelte. Sergej W. soll mit geliehenem Geld am 11. April sogenannte Put-Optionen gekauft haben, um am sinkenden Kurs der BVB-Aktie nach dem Anschlag zu verdienen. Dafür wollte er laut Bundesanwaltschaft möglichst viele Spieler des BVB töten.
Sergej W. wurde am 21. April durch Beamte der GSG 9 vorläufig festgenommen. Ihm werden versuchter Mord, Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion sowie gefährliche Körperverletzung zur Last gelegt. Die Bundesanwaltschaft erließ Haftbefehl. W. droht eine lebenslange Haftstrafe.
Verdächtiger mietete Auto
Ermittler prüfen auch die verdächtige Anmietung eines Mietwagens durch Sergej W.. Dieser habe mit dem Fahrzeug wenige Wochen vor dem Anschlag innerhalb von drei Tagen 2400 Kilometer zurückgelegt, obwohl er ein eigenes Auto besaß. Abgeholt worden sei das Fahrzeug allerdings nicht von dem Tatverdächtigen, sondern von zwei Bekannten von ihm. Auch hier sind die Hintergründe offensichtlich noch unklar.
Als Teenager nach Deutschland gekommen
Der mutmaßliche Attentäter wurde in Russland geboren und kam um die Jahrtausendwende als Jugendlicher nach Deutschland. Nach seiner Ausbildung zum Maschinenbauer und neunmonatigem Wehrdienst, lebte W. seit dem vergangenem Jahr in Rottenburg in Baden-Württemberg und arbeitete als Elektriker in einem Tübinger Heizwerk.