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Landtagswahlen: AfD-Wähler bekennen sich nicht ihrer Wahl


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Große Dunkelziffer
AfD-Wähler bekennen sich nicht zu ihrer Entscheidung

Von Bernhard Vetter, t-online.de

Aktualisiert am 14.03.2016Lesedauer: 3 Min.
Das Abschneiden der AfD stellt die Wahlforschung vor neue Herausforderungen.Vergrößern des Bildes
Das Abschneiden der AfD stellt die Wahlforschung vor neue Herausforderungen. (Quelle: dpa-bilder)
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Bei den drei Landtagswahlen gestern hat die AfD stark abgeschnitten - sogar noch weit stärker als zuvor prognostiziert. Forsa-Chef Manfred Güllner bezeichnet das im Gespräch mit t-online.de als "interessantes Phänomen".

Wahlforscher müssen wieder umdenken, was Vorhersagen über die Alternative für Deutschland (AfD) angeht. Denn deren Wähler bekennen sich offensichtlich weder vor noch nach der Wahl in vollem Umfang zu ihren Absichten und Entscheidungen.

Dieses Phänomen gab es zuletzt in den 90er Jahren, als die Republikaner von Franz Schönhuber bei Wahlergebnissen teils doppelt so gut abschnitten wie in Umfragen. Die Demoskopen berücksichtigen dieses Verhalten, indem sie über Korrekturfaktoren den Rechten mehr Prozent zuschreiben. Doch bei den drei Landtagswahlen vom Sonntag hat das offensichtlich nicht gereicht.

Und noch eine Nuss müssen die Wahlforscher nun knacken: Das starke Abschneiden der AfD bei der Kommunalwahl in Hessen vor einer Woche sei der geringen Wahlbeteiligung geschuldet, hieß es da noch. Doch nun sind in allen drei Ländern mehr Menschen zu den Urnen gegangen als zuvor - und die AfD ist immer noch stark. Zwischen der Hessen-Wahl und gestern müsse "etwas passiert sein, das wir nicht überblicken", so Güllner zu t-online.de.

AfD-Wähler wollen sich nicht offenbaren

Die Nachwahlbefragungen, auch bekannt als Exit-Polls, werden wie die Wahl selbst verdeckt durchgeführt. Teilnehmer können also ihre Kreuzchen machen, ohne sich vor den Mitarbeitern der Institute offenbaren zu müssen. Warum sie dann trotzdem nicht ehrlich antworten, ist bisher ein Geheimnis.

AfD-Wähler stammen einerseits vom rechten Rand, andererseits handelt es sich um Protest- oder ehemalige Nicht-Wähler, die mit anderen Parteien unzufrieden sind, wie Güllner sagt. Möglicherweise stehen die vielen neuen AfD-Wähler deshalb teilweise selbst nicht voll hinter ihrer Entscheidung und verspüren ein Unbehagen, was sich in den Diskrepanzen zwischen Wahlumfragen und Endergebnissen ausdrückt.

In Sachsen-Anhalt, wo die AfD mit über 24 Prozent aus dem Stand zweitstärkste Kraft wurde, sei bei der letzten Bundestags- und Europawahl zuletzt unterdurchschnittlich rechts gewählt worden, erklärte Güllner.

Kleine Bundestagswahl - aber nur für AfD-Wähler

Gerade für AfD-Wähler sei aber das Flüchtlingsthema zentral, weshalb es sich für sie eher um eine kleine Bundestagswahl als um eine Landtagswahl gehandelt habe. Für die anderen Wählerinnen und Wähler standen dagegen durchaus Landesthemen im Vordergrund, wie das gute Abschneiden von Winfried Kretschmann in Baden-Württemberg zeigt.

Güllner bezeichnete das als "Kretschmann-Sog". Der Grüne sei "das Idealbild eines Ministerpräsidenten im Ländle". Sogar über 60-jährige eingefleischte CDU-Wähler hätten ihn deshalb gewählt - und würden bei der Bundestagswahl 2017 wieder zur Union zurückkehren, hat der Wahlforscher erfahren.

Grüne wieder auf Normalmaß - Karriereknick für Klöckner

In Rheinland-Pfalz ist dagegen der "Fukushima-Effekt" verflogen, die Grünen sind dort wieder "auf Normalmaß zurückgestutzt worden", so Güllner zu t-online.de. Ministerpräsidentin Malu Dreyer konnte sogar leicht zulegen, während ihre Partei in den anderen beiden Bundesländern zweistellig verlor.

Hinter Kretschmann und Hamburgs Ersten Bürgermeister Olaf Scholz ist sie die drittbeliebteste Regierungschefin auf Landesebene, wie Güllner heraushebt. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff und auch Bayerns Regierungschef Horst Seehofer bilden die Schlusslichter dieses Rankings.

Nach ihrem Einbruch in Rheinland-Pfalz erwartet Güllner außerdem einen Karriereknick für die CDU-Spitzenkandidatin Julia Klöckner. Sie dürfte nun aus dem Kreis der Nachfolgekandidaten für Kanzlerin Angela Merkel ausgeschieden sein, vermutet der Wahlforscher.

Spannend werden nun - neben der schwierigen Regierungsbildung in allen drei Bundesländern - die Wahlen zum Landtag von Mecklenburg-Vorpommern und dem Abgeordnetenhaus in Berlin. Dann zeigt sich erneut, ob das AfD-Abschneiden ein vorübergehender Ausrutscher oder ein dauerhafteres Phänomen ist. Die Republikaner schafften damals jedenfalls nur einmal den Wiedereinzug in einen Landtag und verschwanden dann von der landespolitischen Bildfläche.

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