Umfrage unter Ausländern Was Deutschland zur Weltmacht fehlt
Das Bild Deutschlands bei Ausländern wandelt sich - meist zum Positiven. Wir werden lockerer, kriegen es aber nicht hin, unserer weltpolitischen Rolle gerecht zu werden. Das ergibt sich aus einer Umfrage der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ), für die 179 Menschen aus 26 Staaten befragt wurden, die Deutschland kritisch oder wohlwollend beobachten.
Häufig wurde dabei der Wunsch geäußert, die Bundesrepublik möge eine ihrer Größe und Wirtschaftskraft angemessenere außenpolitische Rolle spielen. Dahinter steckt laut Studie der Wunsch, Deutschland solle ein "Gegengewicht zum Hegemon USA" bilden. Dieser Rolle werde Deutschland oft nicht gerecht, hieß es.
Alle europäischen Länder schauten zwar in unsicheren Zeiten auf das, was Bundeskanzlerin Angela Merkel mache. In Berlin werde dies aber nicht immer richtig wahrgenommen. Die GIZ-Studie zitiert dazu einen typischen Satz: "Da haben sie alles auf dem Teller, aber sie essen es nicht."
Deutschland sollte sich mehr artikulieren
Helfen würde mehr Sichtbarkeit und, dass Deutschland seine Interessen - auch Eigeninteressen - deutlicher artikuliert. Manche vermuten sogar eine versteckte Agenda der Bundesregierung, wenn Deutschlands politisches und wirtschaftliches Handeln nicht in Gänze verstanden wird.
Einen Riss hat das Bild vom leistungsfähigen Deutschland auch durch die Probleme bei einigen Großstadt-Projekten bekommen. "Über gewisse Großprojekte - wie den Berliner Flughafen oder die Elbphilharmonie - macht man sich selbst im Ausland lustig. Man fragt sich: Wie schaffen die es bloß, einen solchen Mist zu machen?", wird ein Norweger zitiert.
Was aus Sicht vieler ausländischer Befragten auch nicht zusammenpasst, ist der "vermeintliche deutsche Pazifismus und zeitgleich Deutschlands weltweite Waffenlieferungen". Die Meinung, Deutschland pflege hier eine Doppelmoral, wurde mehrfach geäußert.
Energiewende ja, aber nicht so
Noch größeres Unverständnis ernten die Deutschen für ihre Entscheidung, aus der Atomenergie auszusteigen. Die Energiewende sei "von der Idee her revolutionär, in der Umsetzung aber nicht". In Sachen Umwelt- und Energiepolitik wolle man von Deutschland lernen, allerdings ohne im Schulmeisterton belehrt zu werden.
Dem früher oft gehörten Stereotyp des humorlosen Deutschen werde zunehmend das Bild eines "subtilen deutschen Humors" entgegengesetzt, heißt es in der Studie. Hie und da sei gar eine "neue Lockerheit" zu entdecken, die in einer GIZ-Studie vor drei Jahren noch höchstens mit Berlin in Verbindung gebracht worden war.
Die deutsche Wettbewerbsfähigkeit werde zwar nach wie vor bewundert, stellen die Autoren der Studie fest. Die hiesige Innovationsfähigkeit gelte aber nicht als optimal. Gründe dafür seien eine übertriebene Angst vor dem Scheitern, aufwendige Prozesse der Konsensfindung und Überreglementierung. Das deutsche Recycling und der "perfekte" öffentliche Nahverkehr gelten dagegen weiterhin als vorbildhaft.
Wie die GIZ schreibt, bildeten die befragten Ausländer ein breites gesellschaftliches Spektrum ab: vom vietnamesischen DJ über einen kolumbianischen Friedensvermittler und mongolische Investoren bis hin zu einer norwegischen Gewerkschaftssprecherin.