Vereitelter Terroranschlag in Frankfurt Baumarkt-Mitarbeiterin könnte viele Leben gerettet haben
Der Einsatz einer Baumarkt-Mitarbeiterin hat womöglich eine Tragödie verhindert. Ihr Hinweis hat die Polizei auf die Spur des mutmaßlichen Terroristenpaares in Oberursel gebracht. Die Beamten konnten so wahrscheinlich einen Anschlag in Frankfurt am Main vereiteln.
Der 35-jährige Chemie-Student Halil D. hat am 30. März in einem Frankfurter Baumarkt drei Liter konzentriertes Wasserstoffperoxid gekauft. Wie "HR Online" berichtet, sagte er der Verkäuferin, er brauche die Chemikalie zur Reinigung seines Gartenteiches.
Die Menge machte die Baumarkt-Mitarbeiterin stutzig. Nachdem sie - wie gesetzlich vorgeschrieben - die Personalien des Mannes aufgenommen hatte, benachrichtigte sie die Polizei. "HR Online" zufolge konnten die Beamten, mit Hilfe von Überwachungsaufnahmen des Marktes den Mann identifizieren, obwohl der einen falschen Namen angegeben hatte.
Die Verkäuferin könnte vielen Menschen das Leben gerettet haben. Denn inzwischen wissen die Behörden: In dem Haus, in dem Halil D. und seine Ehefrau Senay leben, gibt es keinen Gartenteich. Stattdessen fanden Polizisten in ihrem Keller eine Rohrbombe, Teile eines Sturmgewehrs G3, eine Übungsgranate für eine Panzerfaust und 100 Schuss scharfe Munition. Das Paar plante wohl einen Anschlag auf das Radrennen "Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt".
Gibt es Komplizen?
Die Behörden haben inzwischen die populäre Radfahrveranstaltung abgesagt, die traditionell am 1. Mai im Kalender steht. "Nach alldem, was wir zum jetzigen Zeitpunkt wissen, haben wir ein Anschlagsgeschehen verhindert", sagte der Polizeipräsident für Westhessen, Stefan Müller, in Wiesbaden.
Gegen das festgenommene Paar wurde wegen der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat inzwischen Haftbefehl erlassen, so das hessische Landeskriminalamt (LKA). Das bei dem Paar sichergestellte Material sei geeignet, eine Vielzahl von Menschen zu töten oder zumindest schwer zu verletzen. Es sei nach wie vor unklar, ob das Ehepaar allein gehandelt habe.
"Der Beschuldigte unterhielt Verbindungen zur Extremisten-Szene im Rhein-Main-Gebiet", sagte Staatsanwalt Schreiber. Im hessischen Landtag sprach Innenminister Peter Beuth (CDU) von einem salafistischen Hintergrund der Verdächtigen. "Die Verdachtsmomente bestehen auch gegen die Frau", so Polizeipräsident Müller.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft in Frankfurt hatte der 35-Jährige vor Jahren Verbindung zur islamistischen Sauerland-Gruppe gehabt. Müller wollte sich mit Blick auf die laufenden Ermittlungen nicht dazu äußern. Vier Mitglieder der Sauerland-Gruppe waren 2012 wegen der Planung von Terroranschlägen verurteilt worden. Der Mann war der Polizei auch wegen anderer Delikte wie Körperverletzung, Einbruch und Nötigung bekannt.
Im Rhein-Main-Gebiet gibt es eine sehr aktive salafistische Szene. Am Frankfurter Flughafen ereignete sich 2011 der bislang einzige islamistische Terroranschlag in Deutschland. Dabei ermordete ein 22-jähriger Islamist mit kosovarischen Wurzeln zwei US-Soldaten und verwundete zwei Soldaten lebensgefährlich.
"Beleg für effektive Arbeit der Sicherheitsbehörden"
Die Absage des Rennens sei ein ganz schwerer Schritt für die Polizei gewesen, sagte LKA-Präsidentin Sabine Thurau. Es gehe jedoch darum, Leben und Gesundheit der Zuschauer und Sportler zu schützen.
Der beschuldigte Mann sei in den vergangenen Tagen auf Parkplätzen und im Wald entlang der Rennstrecke von Oberursel auf den Feldberg beobachtet worden, erzählte der Leiter der Frankfurter Staatsanwaltschaft, Albrecht Schreiber. Deshalb habe sich die Polizei entschlossen, zuzuschlagen. Zwar sei ein geplantes Anschlagsziel nicht absolut sicher. "Allerdings gab es deutliche Überschneidungen von Streckenverlauf des Radrennens und Bewegungsprofil der festgenommen Personen", hieß es einer Mitteilung des LKA.
Die Polizei konzentriert ihre Ermittlungen indes auf ein Waldstück nordwestlich von Frankfurt. Einsatzkräfte würden in dem Forst bei Schmitten-Arnoldshain nach verdächtigen Gegenständen suchen, sagte ein Sprecher des hessischen Landeskriminalamtes. Nach welchen Gegenständen genau Ausschau gehalten wurde, sagte er nicht.
Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) lobte den Polizeieinsatz. "Die heutige Festnahme in Hessen ist Beleg für die effektive Arbeit der Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern", sagte de Maizière. Das Vorgehen zeige: "Wir sind wachsam und wir sind wehrhaft."
Sportveranstaltungen gelten als mögliches Ziel für Terroristen. Beim Marathon in Boston (USA) 2013 töteten zwei Islamisten drei Menschen mit Sprengsätzen und verletzten fast 250. In Deutschland sind wegen Terrorgefahr bereits mehrfach Veranstaltungen abgesagt worden, etwa im Januar in Dresden Demonstrationen von Anhängern und Gegnern der Pegida-Bewegung und im Februar der Karnevalsumzug in Braunschweig.