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Preis-Schock beim Schnitzel: Mehrwertsteuer macht Restaurant-Besuche teurer


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Steuerpläne der Ampel
Jetzt droht der Schnitzel-Schock


Aktualisiert am 13.08.2023Lesedauer: 4 Min.
imago images 0247504723Vergrößern des Bildes
Wiener Schnitzel im Restaurant (Symbolbild): Essen gehen könnte ab Januar 2024 wesentlich teurer werden. (Quelle: Helmut Meyer zur Capellen/imageBROKER/imago-images-bilder)

Ab kommendem Jahr soll der Mehrwertsteuersatz in Restaurants von derzeit 7 Prozent auf 19 Prozent ansteigen. t-online zeigt, was das für den Preis eines Schnitzels hieße.

Zwölf Prozentpunkte Unterschied sorgen aktuell für viel Zoff: Im kommenden Jahr soll Essen in Restaurants wieder mit 19 Prozent besteuert werden. So zumindest sieht es die aktuelle Planung der Ampelregierung vor.

Derzeit liegt die Mehrwertsteuer noch bei 7 Prozent – eine Ausnahmeregel, mit der die Große Koalition während der Corona-Krise die Gastronomen entlasten wollte. Die Idee damals: ein finanzieller Ausgleich für die Restaurantbetreiber, die wegen geringerer Nachfrage in der Pandemie sonst womöglich dauerhaft den Betrieb hätten einstellen müssen.

Dass die Ausnahmeregel, von der Getränke übrigens ausgenommen sind, bis heute, weit nach dem Ende von Corona, Bestand hat, liegt an der Energiekrise durch den russischen Angriffskrieg. Die Ampel verlängerte die Maßnahme, allerdings nur bis Ende dieses Jahres. Das heißt: Ab Januar dürfte Essengehen im Restaurant deutlich teurer werden.

Preisaufschlag würde an Gäste weitergegeben werden

Viele Gastronomen schlagen deshalb Alarm und fordern nun, dass es beim reduzierten Steuersatz von 7 Prozent bleibt. Sonst drohten der Branche Schließungen, weil sich die Kunden den Restaurantbesuch nicht mehr leisten könnten.

"Wir müssten eins zu eins den Aufschlag an unsere Kunden weitergeben", sagt Michael Steiger, Besitzer des "Irish Pub" in Tuttlingen, in einem Videoaufruf des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) an die Politik. Gerade für den ländlichen Raum sei die Erhöhung eine Gefahr.

Am Freitag diskutieren Dehoga-Vertreter mit Bundeskanzler Olaf Scholz in Wiesbaden. Der Mehrwertsteuersatz wird auch dort ein Thema sein. Denn bislang hat sich die Bundesregierung noch nicht für eine Verlängerung ausgesprochen. Denn es geht auch um viel Geld für die Staatskasse: Pro Jahr fehlen dem Fiskus durch die Steuerermäßigung rund 3,4 Milliarden Euro. Ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums sagte der "Rheinischen Post", das Ministerium wolle deshalb die nächste Steuerschätzung abwarten. "Im Zuge der parlamentarischen Beratungen zum Bundeshaushalt 2024 wird die Frage einer möglichen Fortsetzung der Reduzierung im Lichte der November-Steuerschätzung zu bewerten sein", so ein Sprecher.

Bundesregierung hat noch nicht entschieden

Auch erste Ampelpolitiker denken offen über eine Verlängerung des Gastro-Rabatts nach. Eine geschlossene Gastronomie zahle "überhaupt keine Umsatzsteuer", sagt der zuständige Bundestagsabgeordnete Daniel Rinkert (SPD). Nur die Grünen sind bisher gegen eine Fortführung. Die oppositionelle Union will derweil eine gänzliche Entfristung der Regel, also einen dauerhaft niedrigeren Steuersatz fürs Essen.

Doch was hieße es konkret, wenn die Steuer wieder stiege? t-online hat nachgerechnet. Sollten die Gastronomen – wie von vielen bereits angekündigt – die Preissteigerungen durch die Erhöhung um zwölf Prozentpunkte eins zu eins an ihre Gäste weitergeben, würden folgende Beispiel-Essen so viel kosten:

  • Eine Currywurst mit Pommes kostet aktuell etwa 8 Euro. Davon sind 0,52 Euro Mehrwertsteuer (7 Prozent). Nach der Erhöhung würde der Preis für eine Currywurst mit Pommes auf 8,90 Euro steigen. Davon sind 1,42 Mehrwertsteuer (19 Prozent).
  • Eine Salatbowl kostet aktuell knapp 10 Euro. Darin enthalten sind 0,65 Euro Mehrwertsteuer (7 Prozent). Nach der Erhöhung würde sich die Salatbowl auf 11,35 Euro verteuern. Davon sind 1,78 Euro Mehrwertsteuer (19 Prozent).
  • Ein Pasta-Gericht mit kleinem Salat bekommt man für etwa 20 Euro. Davon sind 1,31 Euro Mehrwertsteuer (7 Prozent). Nach der Erhöhung würden die Ausgaben für dieses Gericht auf mehr als 22 Euro steigen. Davon sind 3,55 Euro Mehrwertsteuer (19 Prozent).
  • Ein Schnitzel im Berliner Edel-Restaurant "Borchardt" kostet zur Zeit 32 Euro. Davon sind 2,09 Euro Mehrwertsteuer (7 Prozent). Nach der Erhöhung wären für das Schnitzel 35,50 Euro zu zahlen. Davon sind 5,68 Euro Mehrwertsteuer (19 Prozent).

Die Branche brauche vor allem Planungssicherheit, sagt Sven Liebert, Generalsekretär des Bundesverbandes der Deutschen Tourismuswirtschaft, zu t-online. "Unsere Sorge ist, dass viele Betriebe, die sich durch Corona gekämpft haben und nun von der Inflation zusätzlich gebeutelt sind, sagen 'Das ist jetzt der letzte Sargnagel, den ich gerade noch gebraucht habe' und schließen."

Schon jetzt geht es den Gastronomen nicht gut, seit drei Jahren leiden sie unter der schlechten wirtschaftlichen Lage: Erst kam Corona mit zeitweisen Schließungen oder nur Außer-Haus-Verkauf, dann die höheren Kosten für Lebensmittel durch die Inflation und die hohen Energiepreise, die besonders in der Küche anfallen. Die Einkünfte der Gastronomen sind laut Statistischem Bundesamt im ersten Quartal des aktuellen Jahres um 12,5 Prozent geringer als im Vor-Pandemiejahr 2019.

Preisschock erwartet

In den ersten beiden Corona-Jahren sind außerdem 36.000 Unternehmen der Branche pleite gegangen. Bekannte Fälle sind die Steakhouse-Kette "Maredo" oder die Gastro-Kette "Vapiano", die Anfang 2020 Insolvenz anmelden mussten. Auch aktuell droht 14.000 Restaurantbetrieben das Aus, wie das "Handelsblatt" von der Wirtschaftsauskunftei Crif/Bürgel erfuhr.

Es werde zu einem "Preisschock" kommen, sollte die Mehrwertsteuer zum Jahresanfang wieder steigen, warnt Liebert vom Dachverband. Dadurch werden sich Menschen, die jetzt schon aufs Geld achten müssen, Essen gehen kaum noch leisten können. Auch für die Tourismuswirtschaft habe die Preissteigerung Konsequenzen. "Wir können keine Touristen für Deutschland gewinnen, wenn wir keine gastronomische Vielfalt mehr bieten. Auch die Innenstädte bieten ohne Gastronomie keine Aufenthaltsqualität mehr."

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Sven Liebert
  • dehoga-bundesverband.de: "7% auf Speisen sichern"
  • destatis.de: "Gastgewerbeumsatz 2022 real 45,4 % höher als 2021, aber 12,5 % niedriger als vor Corona"
  • bundestag.de: "Mediathek: Änderung des Umsatzsteuergesetzes"
  • handelsblatt.com: "Gaststätten durch höhere Mehrwertsteuer bedroht"
  • spiegel.de: "Ampelpolitiker wollen Gastro-Steuerrabatt beibehalten"
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